12. Januar 2024, 11:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Aus dem Nichts kommt die Angst – und wie! Was tun, wenn man als Arbeitskollege, Freundin oder auch Fremde mitbekommt, dass jemand eine Panikattacke durchlebt? Das erklären zwei Expertinnen, während FITBOOK-Medizin-Redakteurin erklärt, wie sie das Erlernte aus ihrem MHFA-Ersthelfer-Kurs bereits anwenden konnte.
Das Herz schlägt immer schneller. Der Atem bleibt weg. Der Körper schwitzt und zittert: Eine Panikattacke kommt mit Wucht. Und sie fühlt sich für Betroffene oft an wie: „Ich muss sterben – jetzt.“ Wer als Arbeitskollegin, als Freund oder als gute Bekannte eine Panikattacke mitbekommt, weiß oft nicht, was er oder sie nun am besten tun soll. Zwei Psychologinnen verraten, worauf es ankommt.
Übersicht
- Das sind Anzeichen für eine Panikattacke
- Wann Außenstehende den Notruf wählen sollten
- Wichtig zu wissen: Panikattacken können komplett unerwartet passieren
- Helfen bei einer Panikattacke: Was tun, wenn die Angst mein Gegenüber überrollt?
- Diese Fragen kann man dem Betroffenen stellen, um ihm zu helfen
- Was sonst noch helfen kann bei einer Panikattacke
- Was tun, wenn die Panik vorbei ist?
Das sind Anzeichen für eine Panikattacke
Eins vorab: Da Panikattacken unterschiedliche Symptome haben können, ist es für Außenstehende manchmal schwierig zu erkennen, ob tatsächlich eine vorliegt. „Betroffene haben das Gefühl, ohnmächtig oder verrückt zu werden oder gar zu sterben“, beschreibt die Ärztin und Therapeutin Mirriam Prieß in einem Beitrag der dpa.
Wenn jemand von einem starken Herzklopfen oder -rasen oder einem Engegefühl in der Brust mit Atemnot berichtet, kann dahinter eine Panikattacke stecken.
Auftreten können auch Übelkeit, Zittern, Taubheits- und/oder Kribbelempfindungen sowie Schwächegefühle in den Gliedmaßen. Außerdem Schwindel und damit einhergehend das Gefühl, ohnmächtig zu werden, wie Lisa Naab von MHFA Ersthelfer der dpa erklärte. Das ist eine Organisation, die über Erste Hilfe bei psychischen Problemen aufklärt – und zu Mental-Health-First-Aidern (also Ersthelfern bei mentalen Problemen) ausbildet.
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Wann Außenstehende den Notruf wählen sollten
Weil die Symptome einer Panikattacke etwa denen eines Herzinfarktes ähneln, lautet der Rat von MHFA Ersthelfer: Wenn die Person noch nie eine Panikattacke hatte und selbst nicht glaubt, dass sie eine Panikattacke hat, gilt das Vorgehen für körperliche Notfälle. Heißt: Außenstehende wählen den Notruf 112.
Wichtig zu wissen: Panikattacken können komplett unerwartet passieren
Panikattacken können als Reaktion auf einen bestimmten Auslöser, einen sogenannten Trigger auftreten, zum Beispiel eine Prüfungssituation. Doch nicht immer gibt es so einen bewussten Trigger, sagt Lisa Naab. Deswegen kann eine Panikattacke komplett unerwartet passieren – sowohl für Außenstehende als auch für die betroffene Person.
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Helfen bei einer Panikattacke: Was tun, wenn die Angst mein Gegenüber überrollt?
Da ist der Verdacht, dass die Angst das Gegenüber überrollt hat? Dann ist es wichtig, ruhig zu bleiben, nicht selbst in Panik zu verfallen und die Person nicht alleine zu lassen, rät Lisa Naab. Am besten fragt man erstmal, ob die Person überhaupt Hilfe und Beistand möchte.
Auch wenn die Symptome bedrohlich wirken: Sie sind in aller Regel ungefährlich und die Dauer der Attacke ist begrenzt. Es kann helfen, das der betroffenen Person bewusst zu machen.
Sätze wie „Eine Panikattacke geht genauso, wie sie gekommen ist – sie ist endlich“ führen bereits zu einer ersten Entspannung, sagt Ärztin und Therapeutin Mirriam Prieß. So kann man als Außenstehender klarmachen, dass es sich bei den mit der Panikattacke verbundenen Szenarien nur um Befürchtungen handelt.
„Ruhe bewahren
„Es klingt banal, ist es aber nicht. Denn wenn plötzlich ein Mensch offensichtlich in Panik gerät, vielleicht keine Luft mehr bekommt und weint, ist es gar nicht so leicht, selbst ruhig zu bleiben. Doch wenn man helfen möchte, darf man nicht in Stress geraten. Mir hat diesbezüglich der MHFA-Kurs, in dem ich mein MHFA-Zertifikat gemacht habe, sehr geholfen. Und zwar mit einer so simplen wie effektiven Information. `Eine Panikattacke hört rein körperlich nach spätestens 30 Minuten von alleine wieder auf`, lernte ich in dem Ersthilfe-Kurs. Tatsächlich half mir dieses Wissen, als ich kurze Zeit später plötzlich eine Person mit Panikattacke zu unterstützen versuchte, echt weiter. Weil ich deswegen einerseits ruhig bleiben und der in Not geratenen Person zudem dieses Wissen ebenfalls mitteilen konnte. Sie verriet mir im Nachhinein, dass ihr das allein schon geholfen habe, sich nicht weiter in der Panik zu verlieren. Weiterhin kann auch ich aus Erfahrung nur raten: Ruhig mit der oder dem Betroffenen sprechen, fragen, was er oder sie braucht. Vielleicht einen Energieriegel oder etwas zu trinken anbieten. Und ansonsten – insofern gewünscht – einfach da sein.“– Melanie Hoffmann, FITBOOK-Redaktionsleiterin
Diese Fragen kann man dem Betroffenen stellen, um ihm zu helfen
Wichtig ist es laut Mirriam Prieß, der betroffenen Person mit Offenheit und Mitgefühl entgegenzukommen. In vielen Fällen kennen die Betroffenen Panikattacken bereits. Sie wissen, was ihnen in dem Moment am besten tut. Außenstehende können also fragen, ob so etwas schon einmal passiert ist, was bisher geholfen hat und wie man selbst helfen kann.
So ein Dialog kann der betroffenen Person ermöglichen, wieder das Gefühl für sich selbst zurückzubekommen. Denn Panik entsteht laut Prieß dort, wo die betroffene Person keinen Zugang mehr zu ihrem eigenen Ich hat.
Das Gespräch sollte man ruhig und geduldig angehen. „Das Wiederholen von Fragen und das Sprechen in kurzen und langsamen Sätzen hilft der Person, das Gespräch aufrechtzuerhalten, was wiederum von den körperlichen Symptomen ablenkt“, sagt Lisa Naab.
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Was sonst noch helfen kann bei einer Panikattacke
Die Panik der betroffenen Person wächst, je mehr sie sich in die Situation hineinsteigert oder versucht, sie zu bekämpfen.
Im Gespräch sollte man der betroffenen Person laut Prieß daher ein Bewusstsein für die Realität vermitteln, was Abstand zur Panik schafft. „Abstand heißt: Ich fühle in mir Panik, mache mir aber bewusst, dass ich nicht die Panik bin. Die Panik ist in mir, nicht ich in der Panik. Ich betrachte sie, lasse sie zu und steige jedoch nicht darauf ein“, sagt Mirriam Prieß.
Um Abstand zu schaffen, kann es auch hilfreich sein, den Raum und die Situation zu verlassen und die betroffene Person an einen ruhigeren Ort zu begleiten.
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Was tun, wenn die Panik vorbei ist?
Und wenn die Panik vorbei ist? Dann kann man mit der Person laut Lisa Naab noch darüber sprechen, dass Panikattacken sehr verbreitet und gut behandelbar sind. Steht man der Person nahe, kann man sie auf der Suche nach professioneller ärztlicher und psychotherapeutischer Hilfe unterstützen.
*Mit Material von dpa