12. April 2021, 14:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nächtliche Ess-Attacken sind nicht nur auf Dauer ungesund, sondern haben bereits am nächsten Tag unmittelbar negative Auswirkungen auf die eigene Leistung im Job.
Unkonzentriert, schlecht gelaunt, auf die Nachfrage einer Kollegin einen Hauch zu schnippisch reagiert und obendrein noch leichte Kopfschmerzen? Ein schlechter Tag im Job könnte laut Forschenden der North Carolina State University (USA) das Resultat einer nächtlichen Ess-Attacke sein. Dabei sind es vor allem die nagenden Schuldgefühle, welche Betroffene dazu bringen, weniger effektiv zu arbeiten.
Zusammenhang zwischen nächtlichen Ess-Attacken und schlechter Job-Performance erstmalig entdeckt
„Zum ersten Mal haben wir gezeigt, dass Ernährung unser Verhalten und unsere Leistung am Arbeitsplatz sofort beeinflusst“, erklärt Studienleiterin Dr. Seonghee Cho in der offiziellen Pressemitteilung der Universität. „Wir wissen, dass schlechter Schlaf und Bewegungsmangel unsere Leistungen im Job verschlechtern. Aber niemand zuvor hatte sich mit den kurzfristigen Auswirkungen ungesunder Ernährung befasst.“ Daher sei es wichtig, dass ihre „Entdeckung“ – welche im Nachhinein großen Sinn ergibt – ein erweitertes Bewusstsein dafür schafft, dass eine falsche Ernährung für quasi alle Lebensbereiche negative Konsequenzen haben kann.
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Umfassende Befragung 97 Vollzeitbeschäftigter
Die forschenden Psycholog*innen gingen daher mit zwei Fragen an die Sache heran: Beeinträchtigt ungesundes Essverhalten bzw. nächtliche Ess-Attacken die Job-Leistung am folgenden Tag? Und wenn ja, warum?
Um das herauszufinden, ließ das Team von Dr. Cho 97 Vollzeitbeschäftigte über zehn Tage lang je drei Fragen beantworten. Früh Morgens darüber, wie es ihnen körperlich und psychisch gerade geht. Nach Feierabend darüber, wie es im Job heute gelaufen ist und schließlich kurz vor dem Schlafengehen eine Frage dazu, was nach der Arbeit alles gegessen und getrunken wurde. Die Definition von „ungesunder Ernährung“ wurde dabei übrigens jedem selbst überlassen. Was sie auch immer als zu viel Junk Food, Zucker, Alkohol oder als nächtliche Ess-Attacke bewerteten, ging auch als Solches in die Auswertung mit ein. Selbst, wenn ihr subjektives Empfinden dazu den gängigen Maßstäben vielleicht nicht unbedingt entsprach.
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Ungesunde Esser unfreundlicher zu Kolleg*innen
Diejenigen, die von spätabendlichen, hochkalorischen Heißhunger-Anfällen berichten, klagten am nächsten Tag häufiger über Bauchschmerzen, Völlegefühl, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme. So viel zu den negativen körperlichen Effekten. Als wesentlich interessanter zeigten sich die psychischen Auswirkungen, unter denen zum Teil auch die Kolleg*innen zu leiden hatten. Die Bereitschaft, anderen zu helfen ging zurück, ebenso die Begeisterung, sich einer neuen Aufgabe anzunehmen. Auch neigten ungesunde Esser am nächsten Tag zu einem weniger freundlichen Tonfall in der Kommunikation, heißt es im Studienbericht. Kurz: Die Leistung wie die Freude am Job nahm – vor allem aufgrund von Schuld- und Schamgefühlen – rapide ab. In der Summe könnte das fatale Auswirkungen auf den gesamten zukünftigen Karriereverlauf haben.
„Stabile“ Esser erledigen Aufgaben in gleichbleibender Qualität
Im Gegenzug berichteten diejenigen, die sich im Job eher emotional stabil fühlen, weniger von nächtlichen Ess-Attacken oder großen Fast Food Portionen am Abend. Interessant: Selbst, wenn sie doch einmal anmerkten, nicht hundertprozentig körperlich oder psychisch fit zu sein, erledigten sie ihre Aufgaben in derselben Qualität wie sonst auch.
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Forscherin: Unternehmen sollten gesunde Ernährung mehr fördern
„Die große Erkenntnis ist, dass wir jetzt wissen, dass ungesunde Ernährung unmittelbare Auswirkungen auf die Leistung am Arbeitsplatz haben kann“, schlußfolgert Studienleiterin Cho. Daher möchte sie Unternehmen anregen, gesunde Ernährung gezielt zu fördern. Es sei wichtig, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu widmen, indem zum Beispiel auch das Kantinenangebot auf die speziellen Bedürfnisse Einzelner ausgerichtet wird. „Dies kann sich sowohl auf die körperliche als auch auf die geistige Gesundheit aller Mitarbeiter*innen auswirken – und damit auch auf ihre Leistung am Arbeitsplatz.“