22. März 2024, 4:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie sind heute Morgen erholt aufgewacht? Dann liegt die Vermutung nahe, dass sie die Nacht ohne Unterbrechung durchgeschlafen haben, sehr nahe. Möglicherweise war es aber ganz anders: Dänische Forscher fanden heraus, dass das Gehirn von Mäusen nachts mehr als 100-mal „aufwacht“. Je häufiger, desto erholter wirkten die Tiere. Was bedeutet das für den menschlichen Schlaf?
Nächtliches Aufwachen ist eine Qual, wenn danach das Gedankenkarussell losgeht. Doch glücklicherweise bekommen wir die meisten Male, wenn unser Gehirn wach wird, während wir schlafen, davon gar nichts mit. Dänische Forscher stellten fest, dass Mäuse nachts mehr als 100-mal aufwachen. Für einen sehr kurzen Moment entspricht ihre Gehirnaktivität der gleichen wie im Wachzustand. Grund dafür ist ein Stresshormon, dessen Rolle im Schlaf bislang von der Forschung offenbar unterschätzt wurde. Was können wir Menschen daraus für einen erholsamen Schlaf lernen?
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Übersicht
- Gehirn von Mäusen „wacht“ mehr als 100 Mal pro Nacht auf
- Je schwankender der Noradrenalinspiegel, desto erholsamer der Schlaf?
- „Wir haben die Essenz für den Teil des Schlafs entdeckt, der uns ausgeruht aufwachen lässt“
- Nächtliches Aufwachen sorgt bei Mäusen für „Supergedächtnis“
- Lassen sich die Erkenntnisse auf den Menschen übertragen?
- Quellen
Gehirn von Mäusen „wacht“ mehr als 100 Mal pro Nacht auf
Stresshormone und gesunder Schlaf – das passt eigentlich nicht zusammen. Auch deuteten frühere Untersuchungen darauf hin, dass Noradrenalin während des Schlafs inaktiv ist. Entsprechend überrascht waren Forscher der Universität Kopenhagen, als sie herausfanden, wie stark der Noradrenalinspiegel im Gehirn bei Mäusen schwankt, während diese schlafen. Bei einem hohen Spiegel befindet sich ihr Gehirn offenbar für einen sehr kurzen Zeitraum in einem Wachzustand. Das Ganze geschieht erstaunlicherweise 100 Mal und mehr pro Nacht. Die Studie wurde 2022 in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ veröffentlicht.1
Je schwankender der Noradrenalinspiegel, desto erholsamer der Schlaf?
Das Erstaunliche: Je größer die Amplituden dieser Noradrenalin-Schwingungen waren, desto erholter schienen die Mäuse tagsüber: Sie schnitten bei Gedächtnismessungen besser ab. Studienleiterin Celia Kjærby erklärt, was das für den erholsamen Schlaf des Menschen bedeuten könnte: „Dies legt nahe, dass kurzfristiges Erwachen ein natürlicher Teil der Schlafphasen im Zusammenhang mit dem Gedächtnis ist. Es kann sogar bedeuten, dass Sie wirklich gut geschlafen haben.“
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„Wir haben die Essenz für den Teil des Schlafs entdeckt, der uns ausgeruht aufwachen lässt“
Alle Menschen werden nachts wach – aber meistens erinnern wir uns nicht daran. Möglicherweise sind diese kurzen Wachmomente unseres Gehirns wichtig, um am nächsten Tag leistungsfähig zu sein, erklärt Mitautorin Dr. Maiken Nedergaard: „Wir haben die Essenz für den Teil des Schlafs entdeckt, der uns ausgeruht aufwachen lässt und uns befähigt, uns an das zu erinnern, was wir am Vortag gelernt haben. Wir haben herausgefunden, dass der erfrischende Teil des Schlafs von Noradrenalin-Wellen angetrieben wird. Und das ist wichtig für das Gedächtnis.“ Das kurze Erwachen hilft dem Gehirn also offenbar, Erinnerungen zu speichern, bevor es wieder in den Tiefschlaf fällt.
Nächtliches Aufwachen sorgt bei Mäusen für „Supergedächtnis“
Schlaf tut uns bekanntlich gut – in mehrfacher Hinsicht. Er entfernt Abfallprodukte, beugt Alzheimer vor und verbessert unser Gedächtnis, FITBOOK berichtete. Letzteres war auch ein Schwerpunkt dieser Studie, und die Ergebnisse legen nahe, dass die Probanden (in diesem Fall Mäuse) mit der höchsten Anzahl tiefer Noradrenalin-Täler auch diejenigen mit dem besten Gedächtnis waren. „Die Mäuse entwickelten ein ‚Supergedächtnis‘. Sie hatten weniger Probleme, sich an Dinge zu erinnern, die sie am Vortag gelernt hatten. Das deutet natürlich darauf hin, dass die Noradrenalin-Dynamik jene Schlafprozesse stärkt, die unser Gedächtnis beeinflussen“, heißt es in einer Veröffentlichung der Universität.2 Das viele Aufwachen ist also Teil eines gesunden Schlafes, schlussfolgern die Forschenden.
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Lassen sich die Erkenntnisse auf den Menschen übertragen?
Auch wenn die Forscher Mäuse untersucht haben, lassen sich ihre Erkenntnisse aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Menschen übertragen, da sie sich auf grundlegende biologische Mechanismen konzentriert haben – also Mechanismen, die allen Säugetieren gemeinsam sind. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass fragmentierter Schlaf völlig normal ist.