15. September 2021, 14:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Beeinflusst der Mond unseren Schlaf? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Eine schwedische Studie untersuchte jetzt, wie die Mondphasen auf den Schlaf wirken. Mit überraschendem Ergebnis: Männer werden vom Mond stärker beeinflusst als Frauen.
„Bei Vollmond schlafe ich immer so schlecht.“ Diesen oder ähnliche Sätze haben viele von Freunden oder Familie sicher schon mal gehört – oder sogar selbst gesagt. In der Wissenschaft herrscht jedoch alles andere als Einigkeit darüber, ob der Mond unseren Schlaf beeinflusst oder nicht. Während manche Experten andere Faktoren für schlechten Schlaf verantwortlich machen, gibt es auch Forschung, die darauf hindeutet, dass es vielleicht doch eine Verbindung zwischen der Schlafqualität und dem Himmelskörper geben könnte.1 Ein Team schwedischer Wissenschaftler wollte es jetzt noch einmal genauer wissen und untersuchte, ob und inwieweit sich die Mondphasen auf den Schlaf von Männern und Frauen auswirken.
Übersicht
Die Mondphasen
Jeden Monat durchläuft der Mond seine Phasen vom Neumond bis zum Vollmond. Bis zur gleichen Mondphase, also von Vollmond wieder zu Vollmond, dauert es 29,53 Tage. Die zunehmende Periode meint die Phase vom Tag nach Neumond bis zum Tag des Vollmonds. In dieser Zeit nimmt die Beleuchtung des Mondes zu und der Zeitpunkt, an dem der Mond den Meridian überquert, also seinen Höchststand erreicht, verschiebt sich allmählich von der Mittagszeit in Richtung Mitternacht. Die Phase vom Tag nach Vollmond bis zum Neumond wird als abnehmende Periode bezeichnet. Während dieser Zeit nimmt die Helligkeit des Mondes ab und der Zeitpunkt, an dem dieser seinen Zenit hat, verschiebt sich von den frühen Nachtstunden zur Mittagszeit.
Genau auf diese beiden unterschiedlichen Perioden konzentrierten sich die Wissenschaftler der Universität Uppsala in Schweden bei ihrer neuen Studie.
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Beeinflusst der Mond den Schlaf? Studie mit 852 Teilnehmern
In der Studie werteten die Wissenschaftler die Schlafaufzeichnungen (via Polysomnografie) von 360 Männern und 492 Frauen im Alter zwischen 22 und 81 Jahren aus.2 Es zeigte sich, dass sich die Phase des zunehmenden Mondes anders auf den Schlaf auswirkte als die Phase des abnehmenden Mondes. Besonders bemerkenswert: Dies gilt laut der Analyse für Männer, aber nicht für Frauen.
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Wie wirkt der Mond auf den Schlaf von Männern und wie auf den Schlaf von Frauen?
Bei der Schlaf-Untersuchung der Männer während der zunehmenden Mondphase zeigte sich eine geringere Schlafeffizienz als bei der Analyse der Daten, die während der abnehmenden Phase erhoben wurden. Das bedeutet, dass sie länger wach waren, kürzer schliefen und weniger Zeit in den einzelnen Schlafstadien verbrachten. „Im Gegensatz dazu blieb der Schlaf von Frauen weitgehend unbeeinflusst von den Mondphasen“, erklärte Studienautor Prof. Christian Benedict vom „Uppsala Department of Neuroscience“ in einer Pressemitteilung.3
Woran liegt es, dass Männer empfindlicher auf den Mond reagieren?
Die schwedische Studie konnte einen Zusammenhang zwischen den Mondphasen und der Schlafqualität von Männern feststellen. Eine kausale Erklärung liefert die Forschung an der Stelle allerdings nicht. Die Wissenschaftler vermuten, dass der zunehmende Mond den Schlaf stört, weil er am Abend mehr Sonnenlicht reflektiert als der abnehmende Mond. Doch warum wirkt sich dies offenbar nur negativ auf Männer und nicht auf Frauen aus? Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass Männer womöglich empfindlicher auf Licht reagieren als Frauen. Zu diesem Ergebnis kam nämlich eine frühere Studie aus den USA.4
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Quellen
- 1. Casiraghi L, Spiousas I, Dunster GP et al. (2021). Moonstruck sleep: Synchronization of human sleep with the moon cycle under field conditions. Science Advances
- 2. Benedict C, Franklin KA, Bukhara S et al. (2021). Sex-specific association of the lunar cycle with sleep. Science of The Total Environment.
- 3. Uppsala University. (2021). Men may sleep worse on nights during the first half of the lunar cycle.
- 4. Cowan RL, Frederick B, Rainey M et al. (2000). Sex differences in response to red and blue light in human primary visual cortex: a bold fMRI study. Psychiatry Research: Neuroimaging.