24. Oktober 2023, 10:57 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Magersucht, auch Anorexie oder Anorexie nervosa, ist eine schwere Essstörung, bei der die Betroffenen mit der ständigen Angst konfrontiert sind, zuzunehmen. Um weiterhin dünn zu bleiben oder noch mehr abzunehmen, schränken sich die Menschen massiv in ihrem Essverhalten ein – und merken mitunter gar nicht, dass sie krank sind.
Die Betroffenen der Magersucht nehmen sich selbst als „zu dick“ oder unförmig wahr, sogar, wenn sie bereits deutlich untergewichtig sind. Diese selbst erzwungene Gewichtsabnahme kann so drastisch sein, dass sie lebensbedrohlich werden kann. FITBOOK klärt auf, welche Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
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Übersicht
Was ist Magersucht?
Magersucht wird auch als Anorexie bzw. Anorexie nervosa bezeichnet und stellt eine schwerwiegende Erkrankung dar, die man langfristig behandeln muss. Besonders typisch ist, dass die Betroffenen häufig sehr dünn sind. Aus Angst davor, zuzunehmen, schränken sie sich massiv beim Essen ein, mit dem Ziel dünn zu bleiben. Eine Magersucht liegt vor, wenn das Körpergewicht mindestens 15 Prozent unter dem Normalgewicht für das Geschlecht, die Körpergröße und das Alter der betroffenen Person liegt.
Wie äußert sich die Erkranung im Essverhalten?
Die Betroffenen hungern, um ihr Wunschgewicht zu erreichen. Bei diesem Prozess werden Lebensmittel mit viel Fett und Kohlenhydraten vermieden. Auch die Kalorienzufuhr liegt unter dem körperlichen Bedarf. Zu Beginn können es Diäten sein, die streng befolgt werden, aus denen dann zunehmend ein krankhaftes Essverhalten entwickelt. Obwohl sie untergewichtig sind, fühlen sich Magersüchtige oft nicht krank, sondern versuchen, noch mehr Gewicht loszuwerden.
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Was sind Ursachen?
Es gibt nicht die eine Ursache für Magersucht. Bei der Erkrankung wirken unterschiedliche Faktoren zusammen, die auch in einer Wechselwirkung stehen können. Zu den Ursachen zählen Einflüsse, die individuell die Anfälligkeit eines Menschen für diese Erkrankung festlegen. Mit ihnen wird sich das Risiko erhöhen, an einer Magersucht zu erkranken.
Ursachen könnten sein:
Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale
Emotionale Lablilität, hohe Ansprüche an das Gewicht, Aussehen oder Figur – das alles kann den Betroffenen Druck und Stress machen. Weitere individuelle Ursachen können ein geringes Selbstwertgefühl, Perfektionismus, hohes Kontrollbedürfnis oder Schwierigkeiten bei der Stressbewältigung sein
Biologische und körperliche Faktoren
Erbliche Veranlagung, früheres strenges Diätverhalten oder ein bereits in der Kindheit gestörtes Essverhalten könnten ebenfalls Ursachen für die Essstörung sein.
Gesellschaftliche Einflüsse
Ein Schönheitsideal, dass „perfekte Körpermaße“ und Schlanksein als Zeichen von Attraktivität in den Vordergrund stellt
Familiäre Einflüsse
Auch der Umgang mit Enttäuschungen, Frustrationen oder zwischenmenschliche Konflikte innerhalb der Familie können bei der Entstehung von Magersucht eine Rolle spielen.
Ebenfalls möglich: Es können auch Menschen an Magersucht erkranken, die Leistungssport treiben. Gerade in Sportarten, wo man eine schlanke Figur haben muss, wie beispielsweise Ballett oder Turnen oder wo Körpergewicht eine Rolle spielt, besteht die Gefahr daran zu erkranken.
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Was sind Auslöser?
Von Ursachen unterschieden werden Auslöser. Darunter versteht man konkrete Umstände, die einen Ausbruch der Magersucht anstoßen können. Beispielsweise Ereignisse, die sehr belastend sind (Todesfall, Mobbing, Trennung oder Umzug). Auch der Eintritt in die Pubertät kann mit den damit einhergehenden körperlichen sowie hormonellen Veränderungen Auslöser von Magersucht sein.
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Symptome einer Magersucht
Häufig findet die Magersucht ihren Beginn in der Pubertät. Es ist aber auch möglich, dass Kinder unter dreizehn Jahren oder junge Erwachsene daran erkranken. Als Magersucht gilt eine Essstörung, wenn man aufgrund von Hungern einen starken Gewichtssverlust und/oder anhaltendes Untergewicht hat.
Dies lässt sich wie bereits erwähnt darauf zurückführen, dass die Betroffenen eine verzerrte Wahrnehmung ihres Körpers haben und den lebensbedrohlichen Gewichtsverlust nicht erkennen können. Stattdessen fühlen sie sehr unwohl und empfinden sich als zu dick, da ihr Körpergewicht einen großen Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl hat.
Weitere Symptome wären dann:
- Strikte Ernährungsregeln: Damit sie abnehmen können, werden strikte Ernährungsregeln eingehalten. Betroffene essen serh wenig gegessen und verzichten auf kalorienreiche Lebensmittel. Häufig Rituale entwickeln sie auch Rituale rund um ihr Ernährungsverhalten, wie beispielsweise Kalorienzählen, langsames Essen, Nahrung kleinschneiden oder Zeitpläne fürs Essen.
- Angst: Betroffene haben Angst zuzunehmen. Sie machen sich Gedanken ums Essen, ihr Gewicht und ihre Figur. Sie haben Angst, die Kontrolle zu verlieren.
- Einsetzen von Medikamenten oder exzessiv Sport: Weitere Warnzeichen können sein, dass die erkrankte Person zusätzlich Medikamente einsetzt oder nach dem Essen erbricht, um einen Gewichtsverlust hervorzurufen. Viele treiben auch übermäßig viel Sport, damit die Reduktion des Gewichts erreich wird.
- Heißhungerattacken: Wenn man niedriges Gewicht hat, kann es manchmal zu Essanfällen kommen. Als Resultat können Schuldgefühle ausgelöst werden und führen dazu, dass die Betroffenen sich mit noch härteren Disziplin bezüglich der Nahrungsaufnahme bestrafen.
Weitere Warnsignale:
- Verzicht auf regelmäßige Mahlzeiten
- Kritik am eigenen Körper
- Auffälliger Haarausfall, trockene Haut
- Kälteempfindlichkeit
- Ausbleibende Menstruation, Potenzprobleme
- Erbrechen nach dem Essen (wobei dieses Verhalten auch ein Anzeichen für eine Bullimie sein kann)
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Welche Folgen und Risiken gibt es?
Die Essstörung ist in der Lage, nicht nur das Wohlbefinden einer Person, sondern auch ihre Gesundheit auf vielen Ebenen zu beeinflussen. Problematisch ist, dass die Auswirkungen von Betroffenen nicht wahrgenommen werden. Deshalb können sich nach und nach viele körperliche Beschwerden bilden. Das liegt daran, dass der Körper bei Magersucht nicht ausreichend genug mit Nährstoffen versehen wird.
Körperliche Folgen
- Mangelerscheinungen
- Müdigkeit
- Herzrythmusstörungen und Konzentrationsprobleme
- Verringerung der Knochendichte (Osteoporose)
- Hautveränderungen
- Hormonelle Veränderungen
- Schädigung der Speiseröhre und Zähne durch Erbrechen
Psychische Folgen
Anfangs fühlen sich die Betroffenen euphorisch, weil sie einen Bereich ihres Lebens kontrollieren können – doch die positiven Emotionen können schnell in depressive Stimmung und hohe Reizbarkeit oder Gleichgültigkeit umschwenken. Zwar beginnen die Menschen am Anfang freiwillig, zu hungern und ihre Nahrungsaufnahme zu kontrollieren. Allerdings wird aus diesem Verhalten eine Art Zwang. Ebenfalls häufig: Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angst-oder Zwangststörungen, die einen negativen Effekt auf die Magersucht haben.
Ohne Hilfe von außen ist Magersüchtigen nicht möglich, aufzuhören. Menschen die an Magersucht erkrankt sind, besitzen ein fünffach höheres Risiko Suizid zu begehen, als nicht essgestörte Menschen. Die Todesrate bei Magersucht steigt vor allem bei weiteren psychischen Erkrankungen.
Soziale Folgen
Ein weiteres Problem ist, dass sich die Betroffenen missverstanden fühlen. Sie fühlen sich nicht krank, haben aber aufgrund ihres Verhaltens Angst vor Ablehnung. Deshalb ziehen sich sich zurück und vernachlässigen ihre Kontakte und Interessen. Sie versuchen, die Erkrankung vor ihrem Umfeld (Familie und Freunde) zu verstecken. Damit einher geht die Gefahr, dass die Magersucht lange unerkannt bleibt. Dabei ist es wichtig, die Essstörung möglichst schnell zu behandeln, um die genannten körperlichen Folgen bis hin zur Lebensgefahr zu verhindern. Je früher man mit einer Therapie beginnt, desto besser stehen die Chancen ein gesundes Essverhalten zu schaffen und ein normales Körpergewicht zu erreichen.
Behandlungsmöglichkeiten
Bei Magersucht muss möglichst früh eine Behandlung bestehen. Wenn sie früh erkannt und behandelt wird, besteht auch die Möglichkeit einer vollständigen Genesung.
Ziel der Behandlung ist es in erster Linie, die akuten Symptome zu lindern, ein normales Essverhalten zu etablieren und Gewicht zuzunehmen. Anschließend müssen auslösende Faktoren untersucht werden. Dies wird in einer Therapie möglich gemacht, in welcher (gemeinsam mit den Betroffenen) Strategien entwickelt werden, um einen Rückfall zu vermeiden.
Ähnlich wie beim Binge-Eating, ist die Art und Weise, wie man Magersucht behandelt, davon abhängig, in welchem Statdium sie sich befindet.
Es gibt drei Arten der Behandlung:
- eine abmulante Behandlung,
- eine stationäre Behandlung oder
- eine tagesklinische Behandlung.
In Situationen, die lebensgefährlich für die Betroffenen sind, kann auch eine Zwangsbehandlung durchgeführt werden.
Sollte die Behandlung erfolgreich gewesen sein, können oft Symptome bleiben, die zu einem Rückfall führen könnten. Deswegen ist eine Nachsorge bei der Behandlung der Magersucht notwendig.
Falls Sie selbst oder Mitglieder aus Ihrer Familie oder dem Freundeskreis unter Essstörungen leiden, finden Sie auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wichtige Informationen sowie eine Telefonberatung.
Studie zeigt gravierende Folgen Magersucht lässt das Gehirn schrumpfen
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Lebensgefährliche Essstörung Bulimie – Ursachen, Symptome, Folgen
Quellen
- BZgA. Magersucht. (aufgerufen am 24.10.2023)
- Die Techniker. Was ist Magersucht? (aufgerufen am 24.10.2023)
- USZ. Magersucht. (aufgerufen am 24.10.2023)
- Gesundheit.GV.AT Anorexie (Magersucht). (aufgerufen am 24.10.2023)