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Bayer-04-Leverkusen-Star im Interview

Jonathan Tah: »Darum ist es mir wichtig, über meine mentale Gesundheit zu sprechen

Jonathan Tah ist Teil der Stammelf für die EM. Dass eine Menge Druck dadurch auf ihm lastet, ist klar
Jonathan Tah ist Teil der Stammelf für die EM. Dass eine Menge Druck dadurch auf ihm lastet, ist klar Foto: Getty Images

7. Juni 2024, 10:33 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Mit der ersten Meisterschaft des Vereins und dem DFB-Pokal hat Bayer 04 Leverkusen in dieser Saison gleich zwei Titel geholt. Einer der Leistungsträger: Innenverteidiger Jonathan Tah. FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle sprach mit dem Leverkusen-Vizekapitän über den Druck, den man als Profifußballer immer wieder zu spüren bekommt und was sich im Fußball generell beim Thema mentale Gesundheit noch tun muss.

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Bayer 04 Leverkusen hat eine beeindruckende Saison hinter sich. Jetzt möchte Vizekapitän Jonathan Tah mit der deutschen Nationalmannschaft an die Erfolge anknüpfen. Im Rahmen seiner Kooperation mit dem Food-Start-up Neoh sprach er mit FITBOOK über den immensen Druck, den man als Profifußballer erlebt – und wie er, auch mit Blick auf die EM, damit umgeht.

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„Ich hatte das Gefühl, dass von mir extrem viel erwartet und gefordert wird“

FITBOOK: Sie wurden 2014 zum Jugendspieler des Jahres gewählt. Man hatte Ihnen spätestens ab da eine glanzvolle Zukunft vorausgesagt – wie sind Sie mit dem Druck umgegangen?
Jonathan Tah:
„Das hatte auf jeden Fall mentale Auswirkungen auf mich. Ich habe den Druck gespürt – aber auch Wertschätzung und Anerkennung. Jeder Mensch braucht das auch. Aber natürlich hatte ich teilweise auch das Gefühl, dass mir extrem viel erwartet und gefordert wird, auch mehr als von anderen. Ich würde sagen, am Ende habe ich die Challenge angenommen. Es gab Momente, in denen es echt hart war und ich Tiefpunkte hatte, in denen es nicht so funktionierte, wie ich es mir vorstellte. Aber diese Rückschläge haben letztendlich dazu geführt, dass ich jetzt da bin, wo ich bin und dass ich das alles jetzt leisten kann. Deswegen gehört der Druck für mich auf jeden Fall dazu.“

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„Es gibt immer etwas Positives“

Wie gehen Sie aber mit solchen Rückschlägen um?
„Mir hat es immer geholfen, das große Ganze zu betrachten. Wenn man zum Beispiel ein schlechtes Spiel hatte und mit seiner Leistung total unzufrieden gewesen ist, dann hat es mir geholfen, kurz zu realisieren: ‚Ok, das ist das Hier und Jetzt, in dem du unzufrieden bist. Aber wie viel Auswirkungen hat das Spiel auf deine gesamte Karriere? Wie viele andere Spiele und dadurch Chancen sowie Möglichkeiten wirst du noch haben? Was konntest du aus dem Spiel mitnehmen?‘ Ich versuche immer, am Ende etwas Positives zu finden. Es gibt nämlich immer etwas Positives, egal wie klein es auch sein mag.“

„Jeder schreibt seine eigene Geschichte“

In der „Zeit“ stand kürzlich: ‚Jonathan Tah wurde vor mehr als einem Jahrzehnt eine große Karriere vorausgesagt, doch richtig begonnen hat sie erst jetzt. Was ist passiert?‘ Was denken Sie, wenn Sie so etwas lesen?
„Eigentlich versuche ich, solche Sachen um meiner mentalen Gesundheit willen gar nicht erst zu lesen. Natürlich kann man es nicht vermeiden, dass man es mal mitbekommt, dass man in irgendeiner Schlagzeile steht. Aber ich persönlich versuche, so wenig wie möglich solche Dinge an mich heranzulassen. Am Ende versuche ich auch, derartige Beiträge neutral zu betrachten, weil diese auch von Menschen geschrieben werden und das ist eben ihre subjektive Wahrnehmung. Jeder hat eine subjektive Wahrnehmung. So betrachte ich das. Schlussendlich muss jeder für sich selbst wissen, wie seine eigene Wahrheit bzw. Realität aussieht. Jeder schreibt seine eigene Geschichte.“

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»Mentale Gesundheit ist im Fußball sehr wichtig

Sie beschäftigen sich sehr mit mentaler Gesundheit. Gibt es bei dem Thema in der Fußballwelt noch Verbesserungsbedarf?
„Verbesserungsbedarf gibt es – denke ich – immer. Aber ich muss sagen: Es gibt definitiv einen Unterschied, wenn man die Präsenz von mentaler Gesundheit mit der Fußballbranche von vor zehn Jahren vergleicht. Damals war das noch nicht so gegenwärtig, auch wenn es da hin und wieder Vorfälle gab, bei denen schlimme Dinge passiert sind. Ich glaube schon, dass die Thematik immer größer wird. Ich persönlich versuche immer, so gut es eben geht, darüber zu sprechen, weil mentale Gesundheit im Fußball, aber vor allem auch in der Gesellschaft so wichtig ist. Weil es auch gerade so viele Dinge in unserer Gesellschaft gibt, die dazu verleiten, die mentale Gesundheit zu schwächen. Da denke ich vor allem an Social Media. Wenn ich mir vorstelle, dass ein zwölfjähriges Kind in den sozialen Netzwerken unterwegs ist und was manche Inhalte Schlimmes mit der mentalen Gesundheit anrichten können …“

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Gibt es auch im Alltag Dinge, die Sie tun, um an Ihrer mentalen Gesundheit zu arbeiten?
„Ein bestimmtes Programm, dem ich folge in Bezug auf die mentale Gesundheit und Selfcare, gibt es nicht. Aber für mich ist es schon wichtig, einen Ausgleich zu finden, weil ich vor allem körperlich und mental ausgelastet bin durch den Fußball. Es ist für mich einfach extrem wichtig, eine Balance zu haben und sich immer wieder Zeit frei zu schaufeln, für die Me-Time. Dafür nehme ich mich manchmal zurück und bürde mir nicht noch mehr Termine auf, um mich auf mich konzentrieren zu können. Ich finde es wichtig, dabei eine gute Balance zu finden, genug Zeit mit meiner Frau zu haben und diese auch bewusst zu verbringen. Es ist wichtig, sich auch mal aus dieser Fußballwelt – oder besser gesagt der Sportwelt – herauszuziehen und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. So sieht eigentlich mein Tag oder meine Woche aus – ich versuche, so gut es eben geht, eine Balance in meinen Alltag zu bringen.“

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Mit Dankbarkeit das Energielevel hochhalten

Wie motivieren Sie sich vor einem Spiel?
„Es fällt mir manchmal schon schwer, weil alles so schnelllebig ist und wir alle drei Tage ein Spiel haben. Da geht es aber gar nicht wirklich um die Motivation, sondern eher um das Gefühl, dass man das Energielevel auf 100 Prozent lenkt. Da versuche ich immer den Gedanken an die Dankbarkeit hervorzurufen. Also, wie dankbar ich sein kann, dass ich diesen Job machen darf. Wie dankbar ich sein kann, dass ich heute gesund auf dem Platz stehen darf. Das gibt mir auf jeden Fall einen großen Push, um am Ende meine Performance abzuliefern. Am Ende geht es aber nicht nur um meine Performance, sondern auch darum, dass ich meine Leidenschaft ausüben darf und das mein Job ist. Es soll mir eben Spaß und Freude machen. Ich glaube, so kann man am besten dieses Energielevel hochhalten – zumindest funktioniert es so für mich. Dass ich mir einfach bewusst mache, wie dankbar ich sein kann.“

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Jonathan Tahs „Signature-Ritual“ vor Spielen

Folgen Sie einem gewissen Ritual kurz vor Spielen bzw. an Spieltagen generell?
„Es gibt schon unterschiedliche Rituale. Mein ‚Signature-Ritual‘ ist, dass ich kurz vor dem Anpfiff einmal bete. Ich nehme ein paar Atemzüge nur für mich und blende alles andere aus. Auch da geht es wieder viel um Dankbarkeit. Dieses Ritual befolge ich immer. Und bezüglich der Vorbereitungen vor einem Spiel: Klar, da habe ich auch ein paar spezifische Herangehensweisen. Affirmationen bspw., durch die ich mich mental auf das Spiel vorbereite, und alles schon einmal im Kopf durchgehe. Da hat man so seine kleinen Abläufe, wie wahrscheinlich jeder Fußballer.“

Wie gelingt es Ihnen denn, besonders gut abzuschalten?
„Klingt jetzt im ersten Moment vielleicht ganz lustig, aber: Ich gucke mir gerne Spiele an, auch wenn es sich dabei mal wieder um Fußball dreht. Ich kann dabei einfach abschalten. Außerdem lese ich auch extrem gerne. Ich gehe gerne mit meiner Frau essen und versuche dabei auch, mein Handy komplett wegzulegen, um wirklich tiefgründigere Gespräche zu führen und einfach den Moment zu genießen.“

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