8. Januar 2021, 18:28 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Acht Stunden Schlaf gelten als ideal. Und wenn die Nachtruhe dann einmal länger ausgefallen ist, fühlt man sich am folgenden Tag umso erschlagener – diese Ansicht ist weit verbreitet. FITBOOK hat einen Experten gefragt, ob das wirklich stimmt.
„Besser nicht länger als sieben, acht Stunden schlafen, sonst bist du morgen so richtig kaputt“ – das hat sich wohl jeder schon einmal selbst gesagt, als es darum ging, den Wecker zu stellen. Aber stimmt es wirklich, dass zu langes Schlafen müde macht? Dr. Michael Feld, Allgemeinarzt und Schlafmediziner aus Frechen hat die Antwort auf diese Frage.
Sind wir wirklich müde weil wir zu lange Schlafen?
„Es ist nicht so, dass wir müde sind, weil wir zu viel geschlafen haben“, klärt der Experte uns auf, „sondern umgekehrt: Die Leute, die nachts eine Erholungsstörung haben, schlafen sehr lange“. Die Betroffenen können angeblich so viele Stunden im Bett bleiben, wie sie wollen – richtig erholt seien sie trotzdem nicht. Das sei laut Dr. Feld der Grund, weshalb sie sich am Folgetag so matt fühlen.
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Wie viel Schlaf brauchen wir?
Zwar gebe es Menschen, so Feld, die pro Nacht neun bis zehn Stunden Schlaf benötigen, um gesund und fit zu bleiben. Dabei handele es sich aber um höchstens zehn Prozent der Allgemeinheit. 70 bis 80 Prozent der Menschen brauchen sieben bis acht Stunden Schlaf – also die Dauer, die gemeinhin als ideal angesehen wird. Und dann gibt es noch die „Kurzschläfer“ – etwa zehn Prozent der Bevölkerung: „Ihnen genügen vier bis sechs Stunden pro Nacht“, sagt uns der Experte.
Am Wochenende holen wir unser Schlafdefizit nach
Der Schlafmediziner räumt ein, dass praktisch jeder von uns unter der Woche ein gewisses Schlafdefizit ansammle. Das seien pro Nacht durchschnittlich eine halbe Stunde bis Stunde, die sich addieren, „so dass wir am Wochenende natürlich ausschlafen wollen und auch müssen.“ Und es funktioniere in der Regel auch ganz gut, den Schlaf am Wochenende nachzuholen. Ausnahme: Man hat eine Nacht durchgezecht – auch wenn man danach lange geschlafen hat, fühlt man sich oft noch müde.
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Menschen mit Depressionen und Burnout schlafen oft lange und sind müde
Bei Depressiven und Burnout-Patienten gebe es das tatsächlich: Dass sie sehr lange schlafen und dadurch am nächsten Tag umso kaputter sind. „In der Traumschlafphase werden bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet, die eine Depression verschlimmern können“, so der wissenschaftliche Hintergrund in Kurzfassung. Deshalb behandele man das Problem unter anderem per Schlafentzugtherapie, die bei bestimmten psychischen Störungen große Erfolge erziele.
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Fazit: Zu langes Schlafen macht normalerweise nicht müde
Wer ausnahmsweise mal etwas länger schläft als sonst, hat die Extrastunden im Zweifelsfall gebraucht – und sollte sich am folgenden Tag erholt fühlen. Diejenigen, die allerdings scheinbar gar nicht aus dem Bett kommen und sich trotzdem immer wie erschlagen fühlen, sollten sich untersuchen lassen.„ Womöglich steckt eine Krankheit oder Störung dahinter“, sagt Dr. Feld.