12. Januar 2023, 17:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Dass unsere geistige Leistungsfähigkeit auch davon abhängt, ob und wie viel wir uns bewegen, ist bekannt. Besonders weitreichend scheint der Nutzen einer bestimmten Trainingsform: Sie hat offenbar derart weitreichende gesundheitliche Wirkungen, dass sie sogar einen möglichen Ausbruch von Demenz verzögern, wenn nicht sogar verhindern kann. Und das mit erstaunlich kurzen Einheiten! Eine neue Studie aus Neuseeland bestätigt nun, was kanadische Forscher 2021 bereits in ähnlicher Form beschrieben haben.
Wenn man sich mit spezifischem Training vor Demenz und ihren Erscheinungsformen schützen könnte – würde man da nicht gerne ein bisschen Schweiß Kauf nehmen? Ein Protein, welches vor entsprechenden Erkrankungen schützen kann, wird bei hochintensivem Training vermehrt gebildet.
Übersicht
Sechs Minuten kräftiges Radfahren ließ BDNF-Spiegel im Blut rasant ansteigen
Nur sechs Minuten anstrengendes Training pro Tag sind möglicherweise ausreichend, um Denken, Erinnerungsvermögen und die Orientierung zu erhalten und das Auftreten von neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz – bzw. Alzheimer – und Parkinson zu verzögern. Die Schlüsselrolle spielt ein besonderes Protein, welches für das Wachstum und die Funktionsweise von Gehirnzellen bedeutsam ist und vor dem kognitiven Verfall schützt. Es ist schon länger für seine außergewöhnliche Wirkung bekannt. Forscher der Universität of Otago (Neuseeland) haben nun untersucht, unter welchen Bedingungen sich das Protein namens Brain-Derived Neurotrophic Factor (kurz: BNDF) im Körper natürlich bildet. Dabei zeigte sich, dass dies durch kurze, schweißtreibende Trainingseinheiten am effizientesten geschieht.1
Ablauf der Studie
In der Studie verglichen Wissenschaftler die Wirkung von Fasten (20 Stunden), leichtem Training (90 Minuten Radfahren mit geringer Intensität), hochintensives Training (sechs Minuten kräftiges Radfahren) sowie eine Kombination aus Fasten und Bewegung auf die BDNF-Produktion. Die Probandenanzahl war dabei mit sechs Frauen und sechs Männern überschaubar. Das Ergebnis der Untersuchung: Nach sechs Minuten Vollgas auf dem Rad stieg der BDNF-Spiegel im Blut um das Vier- bis Fünffache an. Beim Fasten hingegen ergab sich keine Veränderung.
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Woran es liegt, dass sehr anstrengendes Training besonders viel BDNF produziert, ist noch nicht ganz klar. Vermutet wird, dass die erhöhte Anzahl an Blutplättchen der Grund ist, welche große Mengen an dem willkommenen Protein speichern.
BNDF auch gut für das Gedächtnis
BNDF fördert die Fähigkeit des Gehirns, neue Neuronenverbindungen zu schaffen. Je verfügbarer BNDF im Organismus, desto besser die Gedächtnisleistung. Das zeigten in der Vergangenheit bereits Tierversuche, 2017 unterfütterte eine kanadische Studie mit 95 Probanden das Ganze auch für den Menschen. Damals hatten Forscher der McMaster University in Hamilton untersucht, inwieweit hochintensives Training (absolviert wurden 20-minütige HIIT-Workouts) die Erinnerungskapazität fördern kann. Es zeigte sich: Die Gedächtnisleistung verbesserte sich entlang der Fitnesswerte. Und nun kommt die Verbindung zu unserem Schlüsselprotein: Auch der BDNF-Wert stieg durch das hochintensive Training an.2
Auch interessant: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen HIIT und HIT?
Hochintensives Training als Anti-Aging-Waffe
HIIT-Training könnte allerdings nicht nur das Gedächtnis verbessern und damit dem geistigen Altern entgegenwirken, sondern auch beim körperlichen Verfall die Bremse drücken. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 hält HIIT-Training nämlich die Zellen jung, wie die Forscher anhand von Untersuchungen an den Enden von Chromosomen – die sogenannten Telomere – ihrer Probanden feststellen konnten.3 Telomere sind die Schutzkappen an unseren Zellen, die sich verkürzen, je älter wir werden. Kurze Telomere werden mit einer Vielzahl von Alterskrankheiten in Verbindung gebracht.
Überraschende Studienergebnisse HIIT-Workout fördert Gesundheit des Gehirns im Alter jahrelang
Studie aus Deutschland Wie sich Isolation auf unser Gehirn auswirkt
HIIT vs. Ausdauertraining Wie man den Fettstoffwechsel verbessert – Trainingsmethoden im Vergleich
Quellen
- 1. Gibbons, T., Cotter, J., Ainslie P. et. al. (2023). „The Journal of Physiology „Fasting for 20 h does not affect exercise-induced increases in circulating BDNF in humans“. The Journal of Physiology.
- 2. Heisz, JJ.,. Clark. I.B., Bonin. K. et al. (2017) The Effects of Physical Exercise and Cognitive Training on Memory and Neurotrophic Factors. Journal of Cognitive Neuroscience.
- 3. Werner, C.M., Hecksteden, A., Morsch, A. et al. (2019) Differential effects of endurance, interval, and resistance training on telomerase activity and telomere length in a randomized, controlled study. European Heart Journal.