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Psychologie

Anzeichen, dass Hypochondrie selbst zur Krankheit geworden ist

Computer zum Googlen von Krankheiten: Hypochondrie-Anzeichen
Bei einer hypochondrischen Störung suchen Betroffene häufig nach Symptomen im Internet Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

31. Juli 2021, 8:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Mancher kokettiert damit, ein Hypochonder zu sein – und ist es eigentlich kaum. Für ernsthaft Betroffene ist die Angst vor der Krankheit aber selbst eine Krankheit, mit ernsten Folgen.

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Kopfschmerzen halten sie für einen Hirntumor. Schlägt das Herz schneller, könnte es ein Infarkt sein. Und bei Husten wird gleich COPD oder gar Lungenkrebs vermutet. Doch so schwer krank, wie viele Menschen in ihrer Panik zunächst glauben, sind sie eigentlich nicht. Einige sagen dann, sie seien eben Hypochonder. Und selbst diese Diagnose stimmt häufig nicht. Denn was man umgangssprachlich unter Hypochondrie versteht, ist höchstens eine ganz leichte Form dieser Krankheit. Bei der ernsten Variante sprechen Experten von der hypochondrischen Störung – betroffen sind davon aber nur sehr wenige Menschen.

Wie viele echte Hypochonder gibt es?

„Statistiken sprechen von 0,05 Prozent“, sagt Julia Scharnhorst vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Andere Studien kommen auf 0,5 bis 3 Prozent, ergänzt Sven Steffes-Holländer, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Chefarzt an der Heiligenfeld-Klinik Berlin.

„Alltags-Hypochonder“, wie er das nennt, gebe es aber sicher mehr – fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung vielleicht.

Varianten der eingebildeten Krankheit gibt es viele. Ein typischer Fall: Personen, in deren Bekanntenkreis jemand schwer erkrankt oder gar stirbt, erkennen bei sich manchmal ähnliche Symptome wie sie die Verstorbenen zeigten.

„Das sind jedoch keine hypochondrischen Ängste“, sagt Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes für Psychiatrie und Psychotherapie.

Anzeichen einer echten Hypochondrie

Wer an einer echten hypochondrischen Störung leidet, entdeckt nicht nur Symptome – die Betroffenen befürchten konkret, zum Beispiel an Krebs oder einem Herzleiden zu sterben.

Und meist braucht es dafür nicht viel: „Viele dieser Krankheiten beginnen mit unspezifischen Symptomen, die auch unter Stressbelastungen auftreten können“, erklärt Steffes-Holländer. Etwa Sehstörungen, Schwindel, Brust- oder Bauchschmerzen und Übelkeit.

Doch anstatt diese Beschwerden zum Beispiel mit Stress zu erklären oder anderen eher harmlosen Gründen, werden sie für die Betroffenen zum vermeintlich sicheren Todesurteil. „Das Denken kreist permanent um die Unversehrtheit des eigenen Körpers“, sagt Steffen-Holländer. Das Internet ist in dem Fall eher Fluch als Segen, sagt Scharnhorst – seltene Symptome und Krankheiten sind schließlich immer nur ein paar Mausklicks entfernt.

„Patienten suchen Erklärungsmodelle für ihre Beschwerden, wollen aber auch die Schwere ihrer Symptomatik beweisen“, sagt Steffes-Holländer. Belastungen werden vermieden, um nicht noch schlimmer zu erkranken, die Tagesstruktur ist dahin.

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Mögliche Auslöser einer hypochondrischen Störung

Ein Auslöser der echten Hypochondrie kann der plötzliche Verlust von nahe stehenden Personen sein. „Häufig beginnt die Störung schon zuvor, aber die Erfahrung ist dann der letzte Auslöser“, erklärt Scharnhorst.

Auch Entzündungen oder Funktionsstörungen der Schilddrüse können Angsterkrankungen auslösen, sagt Roth-Sackenheim. Diese Variante lasse sich gut mit Medikamenten wie Cortison oder Schilddrüsen-Hormonen behandeln.

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Mögliche Therapien bei Hypochondrie

Bei anderen Formen der Hypochondrie kommen zum Beispiel Antidepressiva oder eine Verhaltenstherapie zum Einsatz. Man könne lernen, gut mit den Angstsymptomen umzugehen, sagt Scharnhorst.

In die Verhaltenstherapie werden oft die Angehörigen mit eingebunden, erklärt Steffes-Holländer. Man suche gemeinsam ein Erklärungsmodell: Gab es etwa Eltern, die ängstlich-überbehütend auf körperliche Symptome geachtet haben?

Auch die Frage nach der Rolle der Ängste spielt eine Rolle: Denn manchen gebe eine solche Angst auch die Legitimation, kürzer zu treten, im Beruf etwa, sagt Steffes-Holländer. Diese Menschen müssten vor allem lernen, legitime Gefühle und Wünsche nicht nur durch Symptome auszudrücken – und Hilfe anzunehmen.

Mit Material von dpa

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