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Nachgefragt bei Expertin

Die Wirkung von Alkohol auf den Schlaf

Mann mit einem Glas Alkohol.
Ein kleiner „Sundowner" auf der Dachterrasse und dann ab ins Bett. Manche Menschen schwören auf einen Schlummertrunk – was ist dran? Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

20. Februar 2024, 4:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der „Schlummertrunk“ gilt als eine Einschlafhilfe. Gemeint ist damit vor allem die alkoholische Version in Form von Likör, Punsch oder etwa Rotwein. FITBOOK hat bei einer Schlafforscherin nachgefragt, ob Alkohol wirklich beim Einschlafen hilft und wie er generell den Schlaf beeinflusst.

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Wer es kennt, weiß, wie zuverlässig der berühmte Schlummertrunk wirken kann: Ein kleines Gläschen Wein vor dem Zubettgehen und schon gleitet man in den Schlaf hinüber. Auch fällt nach einer Dinnerparty, bei der mehr Alkohol als üblich konsumiert wurde, das Einschlafen scheinbar leichter. Ist Alkohol – verglichen mit schneller süchtig machenden Schlaftabletten – womöglich das kleinere Übel? Und wie wirkt sich Alkohol im Allgemeinen auf das Schlafverhalten aus? FITBOOK hat bei der Schlafforscherin Dr. Christine Blume nachgefragt.

»Alkohol hilft beim Einschlafen, ist aber keine Einschlafhilfe

Der erste Schein trügt tatsächlich nicht, bestätigt Christine Blume: „Das Gefühl, dass Alkohol beim Einschlafen helfen kann, ist nicht falsch. Das nehmen wir so wahr und das stimmt auch. Das liegt daran, dass Alkohol an bestimmten Rezeptoren im Gehirn wirkt, an sogenannten GABA-Rezeptoren (Gamma-Amino-Buttersäure-Rezeptoren). Wenn dort was andockt, dann wird die Gehirnaktivität generell gedämpft.“ Alkohol trägt einen daher so gut in den Schlaf hinüber, weil er müde und träge macht und zudem angstlösend wirkt. „Also alles Effekte, die ganz gut zum Schlafen passen.“

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Wie Alkohol in Wahrheit den Schlaf stört

Der Schlummertrunk kümmert sich lediglich um Schritt eins – das Einschlafen. Aber das war es in gewisser Weise auch schon, denn nun beginnt der Alkohol im Blut die Schlafqualität massiv zu stören, so die Schlafexpertin: „Der Schlaf ist im Laufe der Nacht nicht immer gleich. Es gibt sogenannte Schlafzyklen, die dauern jeweils ungefähr 90 Minuten und in jedem dieser Zyklen durchlaufen wir einmal jede Schlafphase. Im Verlauf der Nacht wird der Tiefschlaf in diesen Phasen aber immer weniger.“ Das Tückische: Alkohol verändert die Zusammensetzung des Schlafs, so können die Anteile der Schlafstadien REM-Schlaf (Träume) und Tiefschlaf (Regeneration) im Laufe der Nacht anders ausfallen. Zudem verläuft die zweite Nachthälfte – also die Phase, in der kein Tiefschlaf mehr erreicht wird –unruhiger: Man wacht häufiger auf und ist länger wach. „Das führt dazu, dass wir nicht so gut schlafen. Abgesehen davon, haben höhere Dosen Alkohol gesundheitlich negative Effekte, die zusätzlich den Schlaf stören.“

Alkohol versetzt das Herz während des Schlafs in Stress

Da wäre noch ein Faktor, der vielen Menschen oft gar nicht bewusst ist, ergänzt Blume: „Alkohol lässt das Herz schneller schlagen. So konnte zum Beispiel eine Studie, die auf dem Münchner Oktoberfest durchgeführt wurde, messen, dass je mehr Alkohol im Blut der Studienteilnehmer war, desto schneller schlug das Herz. Das heißt Personen, die getrunken haben, nachts eine erhöhte Herzrate. Das ist Stress für den Körper.“ Während man nach einem großen Schlummertrunk vermeintlich gut schläft, macht das Herz völlig unbemerkt alles andere als eine Erholungsphase durch.1

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Nicht zu unterschätzen – der Suchtfaktor

Verschreibungspflichtige Schlaftabletten machen schnell süchtig, aber auch Alkohol hat bekanntlich ein sowohl ein körperliches als auch ein psychisches Abhängigkeitspotenzial, warnt die Schlafexpertin. Die Schwelle von Genuss zu „Ich brauche das jetzt“ ist schnell überschritten. „Wenn man das Gefühl hat, dass man Alkohol zum Einschlafen braucht, dann sollte man auf jeden Fall sehr vorsichtig sein und überlegen, was man denn nicht stattdessen tun könnte. Es bleibt irgendwann auch nicht mehr bei einem Glas Wein. Irgendwann wird das Achtel-Glas zum Viertel-Glas und das Viertel-Glas zu einer halben Flasche.“

Quellen2

Themen Alkohol Schlaf

Quellen

  1. Brunner, S., Herbel, R., Drobesch, C. et al. (2017) Alcohol consumption, sinus tachycardia, and cardiac arrhythmias at the Munich Octoberfest: results from the Munich Beer Related Electrocardiogram Workup Study (MunichBREW).(aufgerufen 03.09.2021) ↩︎
  2. Ebrahim, I.O., Shapiro, C.M., Williams, A.J., et.al. (2013): Alcohol and Sleep I: Effects on Normal Sleep. Wiley Online Library. ↩︎
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