6. April 2021, 14:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Stressbedingter Haarausfall betrifft vor allem Männer. Laut Harvard-Forschenden könnte bald ein Heilmittel in Sicht sein. Gemeint ist ein bisher kaum beachtetes Protein, welches das Haarwachstum selbst unter starken Stressbedingungen wieder in Gang bringt.
Stressreaktionen wie Sorgen, Wut und Ängste können auf Dauer Haarausfall begünstigen. Auch Umwelteinflüsse werden immer häufiger als Ursache angesehen. Und es wird sogar geschätzt, dass jede(r) vierte Covid-19-Genesene als Schockreaktion auf die Infektion mit Haarausfall zu kämpfen hat. Der Grund: Bestimmte Stresshormone, die Haarfollikel in der Regeneration hemmen. Forschende der Harvard Universität haben sich in einer Studie mit Mäusen mit einem Protein beschäftigt, welches das Haarwachstum fördern und so vielleicht bald Grundlage für eine wirksame Therapie gegen Haarausfall bilden kann.
Übersicht
Jedes Haar hat drei Lebensphasen
Das Leben eines Haares umfasst drei Zyklen. Die Wachstumsphase, in der auch neue Follikel entstehen. Die Übergangsphase, der in die Zellteilung langsam zum Erliegen kommt sowie die Ruhephase, beziehungsweise Ausfallphase. Das Haar verkümmert, fällt aus und der ganze Kreislauf beginnt von vorn. Massiv zu stören scheint diesen Zyklus ein speziell das in der Nebennierenrinde produziertes Stresshormon namens Corticosteron, welches bei Nagern eine wichtige Funktion im Glukose-Stoffwechsel einnimmt (fördert Umwandlung von Eiweiß in Glykogen und Glucose). Die Wirkung beim Menschen ist nur schwach. Im Versuch verlängerte Corticosteron stark die Ruhephase der Haarfollikel, bis eine Regeneration nicht mehr möglich war. Folge: Die Nager bekamen Haarausfall.
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Haarausfall-Studie mit Mäusen
Um die Rolle von Corticosteron beim Haarausfall besser zu verstehen, entfernten die Forscher*innen die Nebennieren von Mäusen. Laut der in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Untersuchung entdeckten sie bereits kurze Zeit später, dass sich die Ruhephasen ihrer Haarfollikel extrem verkürzten. Im Gegenzug wurden Mäusen, die ihre Nebennieren behalten durften, über einen Zeitraum von neun Wochen konstant Corticosteron injiziert. Wie zu erwarten wurde bei diesen Nagern ein verringertes Haarwachstum, Haarausfall und die damit verbundene gestörte, verlängerte Ruhephase der Follikel beobachtet.
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Die Tortur der Mäuse (mit Nebennieren) ging weiter: Kippen des Käfigs, Isolation, Gedränge, feuchte Schlafecken, schnelle Lichtwechsel und so weiter. Doch nachdem die Forschenden den gestressten Tieren das Protein GAS6 verabreichten, verstärkte sich das Haarwachstum wieder. Und das bei anhaltendem Stress. „Sowohl unter normalen als auch unter Stressbedingungen war die Zugabe des Proteins GAS6 ausreichend, um die in der Ruhephase befindlichen Haarfollikelstammzellen wieder zu aktivieren und das Haarwachstum zu fördern“, erklärt Ya-Chieh Hsu, leitender Autor der Studie in der offiziellen Pressemitteilung. Und prognostiziert weiter: „In Zukunft könnte also GAS6 für sein Potenzial zur Förderung des Haarwachstums genutzt werden.“
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Protein GAS 6 gegen Haarausfall: Ist die Studie auf den Menschen übertragbar?
Diese ersten, vielversprechenden Ergebnisse müssen weiter untersucht werden, bevor sie sicher auf den Menschen angewendet werden können, heißt es. Sicher ist, dass das Protein GAS6 eine Schlüsselrolle spielt, auch unter Stress weiter sein volles Haar behalten zu können. Denn wir leben nunmal in einer Zeit, in der Stress sich nicht einfach ausschalten lässt. Ob GAS6 schon bald in der Beauty-Industrie Anwendung findet – sei es als Creme oder Injektion – bleibt abzuwarten.