21. Juni 2024, 21:07 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Gärtnern wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus – und das sowohl körperlich als auch mental. Wer in der Natur bzw. im Garten arbeitet, kann verschiedenen Beschwerden und Krankheiten entgegenwirken und in einen meditationsähnlichen Zustand kommen. FITBOOK-Autorin Isabell Kilian sowie FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke verraten elf positive Effekte von Gartenarbeit.
Bei frischer Luft in der Erde buddeln, jäten und pflanzen tut Körper und Seele gut. Der positive Effekt von Gartenarbeit auf die Psyche war sogar schon in der Antike bekannt. Heute macht man sich das Wissen anders zunutze, denn immer mehr Therapeuten bieten gärtnern an, um z. B. Stress, Depressionen oder Angststörungen oder gar Demenz zu lindern. Doch man muss keine Therapie beginnen, um in den Genuss der zahlreichen positiven Vorzüge vom Gärtnern zu kommen. Studien belegen, dass schon wenige Minuten Gartenarbeit pro Woche gesund sind. Und das Bepflanzen und Umsorgen von Tomate, Gurke und Co. erweckt sogar bei Kindern mehr Interesse an Obst und Gemüse.
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Übersicht
- 1. Mehr Wertschätzung für Lebensmittel
- 2. Arbeit im Garten erdet und verbindet
- 3. Mehr Vitamin D im Körper
- 4. Risiko von Alzheimer und Demenz wird reduziert
- 5. Gartenarbeit gegen Stress und Depressionen
- 6. Gärtnern fürs Herz
- 7. Gartenarbeit in Gemeinschaft
- 8. Gesündere Ernährung – auch bei Kindern
- 9. Mehr regional und bio geht nicht
- 10. Schlank durch Graben und Pflanzen
- 11. Gärtnern macht glücklich!
- Fazit
- Quellen
1. Mehr Wertschätzung für Lebensmittel
Wer sich dazu entscheidet, im eigenen Garten, Hof oder auf dem Balkon Obst, Gemüse, Kräuter oder Blumen anzupflanzen, muss sich zwangsläufig mit Wasserversorgung, Platzierung oder der Qualität der Erde auseinandersetzen. Das Gärtnern fordert gewisse Einsatzbereitschaft und sorgt in einer Gesellschaft, die sich von so grundlegenden Dingen wie der Herkunft von Lebensmitteln entfernt hat, dafür, dass sich die Perspektive ändert: Man freut sich über jede Frucht, die abgeerntet werden kann und erfährt eine neue Wertschätzung für die Produkte. Vom intensiveren Geschmack ganz zu schweigen.
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2. Arbeit im Garten erdet und verbindet
Der Aufenthalt in der Natur im Allgemeinen und Gartenarbeit im Speziellen fördern das Gefühl von Verbundenheit, Achtsamkeit und Dankbarkeit. Menschen, die im Garten tätig sind, spüren oft einen tieferen Bezug zur Natur und fühlen sich in dieser schnelllebigen Welt wieder mehr verwurzelt. Dieses Gefühl der Erdung gilt auch für den sozialen Bereich. Schließlich heißt es: „Der Grüne Daumen besteht aus Aufmerksamkeit und Zuwendung.“ Und wer die besitzt, stärkt auch die Verbindung zu seinen Mitmenschen.
3. Mehr Vitamin D im Körper
Insbesondere jene Hobbygärtner, die ihre Pflanzen im Garten oder Hof umsorgen, kommen in den Genuss eines gesunden Vitamin-D-Spiegels. Vitamin D wird durch Sonnenlicht vom Körper selbst gebildet und wirkt sich positiv auf die körperliche und psychische Gesundheit aus, indem es wie eine Art „Immunbooster“ wirkt. So schützt eine angemessene Vitamin-D-Versorgung vor Infektanfälligkeit, brüchigen Knochen und Kraftverlust, schlechter Wundheilung, Konzentrationsschwierigkeiten und übermäßiger Müdigkeit.
Obwohl die Vitamin-D-Synthese in der Haut mit zunehmendem Alter abnimmt, scheint das Tageslicht auch bei älteren Erwachsenen immer noch zu helfen, einen angemessenen Serumspiegel zu erreichen. Besonders Senioren profitieren also vom Gärtnern im Freien.1
4. Risiko von Alzheimer und Demenz wird reduziert
Darüber hinaus werden beim Arbeiten im Freien alle Sinne angesprochen: Welche Farbe hat die Blume, wie riecht die frische Petersilie und welcher Vogel zwitschert da eigentlich? Die Gartenarbeit kann daher die Gehirn- bzw. Gedächtnisleistung stärken und Alzheimer und Demenz entgegenwirken. So hat eine Langzeitstudie aus Australien 2006 mit fast 3000 älteren Erwachsenen belegt, dass tägliches Gärtnern das Risiko von Alzheimer um nahezu ein Drittel, sprich 36 Prozent, reduziert.2
5. Gartenarbeit gegen Stress und Depressionen
Aber auch die pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz sollten öfter zur Handschaufel greifen. Denn auch sie können vom regelmäßigen Gärtnern profitieren. In einer Querschnittsstudie wurden 242 pflegende Angehörige zu ihren Gartenaktivitäten, ihren Symptomen von Depression, Angst und Stress als auch ihrer Belastung durch die Pflege befragt. Das Ergebnis: Von den 242 Teilnehmern engagierten sich 131 Pflegende (54 Prozent) in der Gartenarbeit. Bei Betreuern von Menschen mit Demenz, die regelmäßig der Gartenarbeit nachgingen, traten seltener schwere bis sehr schwere Depressionssymptome, Angstzustände und Stress auf als bei denjenigen, die dies nicht taten. Gärtnern kann also Symptome von Depression, Angst und Stress lindern.3
6. Gärtnern fürs Herz
Auch der Herzgesundheit kommt Gartenarbeit zu Gute. Einer 2019 im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlichten Studie zufolge senken bereits zweieinhalb Stunden moderate körperliche Aktivität – wie Gartenarbeit – pro Woche (oder 21,4 Minuten pro Tag) das Risiko durch eine Herzerkrakung zu sterben um 37 Prozent. Und zwanzig Minuten täglich im Garten werkeln lassen sich doch gut in den Alltag einbinden, oder? Wer es wöchentlich sogar auf 25 Stunden (3,6 Stunden pro Tag) bringt, senkt es um 47 Prozent.4
7. Gartenarbeit in Gemeinschaft
Wer nicht alleine auf dem eigenen Grundstück (oder in der Wohnung) pflanzt und werkelt, sondern die Gartenarbeit in Gemeinschaft verrichtet, stärkt seine mentale Verfassung. So untersuchte eine Studie aus 2020 mit 111 Einwohnern aus Singapur die Zusammenhänge zwischen dem gemeinschaftlichen Gärtnern und einer Reihe von Vorteilen für die psychische Gesundheit in Form von subjektivem Wohlbefinden, Stress und Resilienzfaktoren (Selbstwertgefühl, Optimismus und Offenheit). Die Ergebnisse zeigen, dass Gemeinschaftsgärtner ein signifikant höheres Maß an Wohlbefinden, Widerstandskraft und Optimismus besitzen als Einzel-, Heim- der gar Nichtgärtner.5
8. Gesündere Ernährung – auch bei Kindern
Auch für Eltern, die jeden Abend mit ihren mäkelnden Kindern dieselbe Diskussion um das Gemüse führen, gibt es Hoffnung: Eine Studie aus 2016 deutet nämlich darauf hin, dass Gartenarbeit sogar einen positiven Einfluss auf den Obst- und Gemüsekonsum von Kindern hat.6 Wenn der Sprössling bei grünem Gemüse also wieder Theater macht, einfach mal an die Hand nehmen und Zucchini, Blattsalat oder Kräuter gemeinsam anpflanzen. Oder besser noch: Die Verantwortung ganz abgeben und die Kinder kleinere Projekte (wie die Abtrennung des Beets oder das Gießen) komplett übernehmen lassen. Erfolgserlebnisse sind nämlich wichtig, um die Motivation zu behalten.
9. Mehr regional und bio geht nicht
Natürlich ist der heimische Obst- und Gemüseanbau für die Ernährung der ganzen Familie förderlich. Denn man weiß ganz genau woher die Setzlinge, Samen und Co. stammten, auf welchem Boden sie wachsen und dass sie keinen Pestiziden ausgesetzt waren. Hinzu kommt, dass manches Obst und Gemüse aus dem Supermarkt aufgrund des Transports und der Haltbarkeit schon geerntet werden, wenn sie noch nicht ganz reif sind. Die Folge können ein niedriger Nährstoffgehalt sowie ein fader Geschmack sein. Nicht aber im eigenen Garten: Hier wird geerntet, wenn die Früchte reif sind, voller Vitamine stecken und ein kräftiges Aroma aufweisen.
10. Schlank durch Graben und Pflanzen
Ein gesunder Geist sorgt automatisch auch für einen gesunden Körper. Wer mental fit ist, ist automatisch auch körperlich fitter und wird seltener krank. Aber auch das mehrmalige Aufstehen und Hinhocken beim Einpflanzen beispielsweise hilft dabei, einige Kalorien zusätzlich zu verbrauchen. So kann eine Stunde leichte Gartenarbeit um die 330 Kalorien verbrennen – mehr also als bei einem einfachen Spaziergang.7 Schlank durch Pflanzen und Graben, ein netter Nebeneffekt, oder?
11. Gärtnern macht glücklich!
Im Garten arbeiten hebt die Laune, das zeigt sogar die Wissenschaft. Eine Beobachtungsstudie aus 2021 beschreibt, dass regelmäßige heimische Gartenarbeit mit einer Verbesserung des Wohl- und Stressempfindens einhergeht und den Teilnehmenden unmittelbar Freude bereitet.8 Auch in der Stadt wirkt das sogenannte „Urban Gardening“ – das sind Gemeinschaftsgärten auf städtischen Flächen. Eine amerikanische Umfrage in Minneapolis aus 2020 ergab, das die Teinehmenden Gartenarbeit mit Glück und Sinnhaftigkeit in Verbindung brachten.9
Mein Garten ist mein Gym!
Früher habe ich zweimal pro Woche Gewichte durchs Gym getragen – heute umgibt mich bei meinem Training der Duft von Lavendel und Rosen, denn ich absolviere mein Workout bei der – tadaaaaa – Gartenarbeit! Mit den anfallenden Arbeiten zwischen Kräutern, Kartoffeln und Kompost bringe ich so viele Muskeln zum ackern, dass ich meinen als „Sport“ zu bezeichnenden Sport auf das Laufen reduziert habe. Beim Gieskannen-Schleppen ziehen die Schultern, beim Unkrautjäten zwischen Johannisbeeren, Bohnen und Tomaten fallen Dutzende tiefe Kniebeugen an, nach 30 Minuten Spaten-Stechen sind die hinteren Oberschenkel hinüber, nach dem Ausschütteln regengetränkter, frisch gestochener Grasnarben zuckt der Trizeps und nach dem Herausreißen tiefer, dicker Wurzeln fühle ich mich, als hätte ich ein Crossfit-Workout absolviert. Gartenarbeit ist ein Workout, das nie langweilig wird. Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen – und das Beste: Danach kann ich mir aus meinen eigenen Radieschen, Tomaten und Gurken einen leckeren Salat machen. Yay!
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Fazit
Um die gesundheitlichen Vorzüge von Gartenarbeit genießen zu können, braucht man keinesfalls Stunden im eigenen Hof zu verbringen. Schon einige Minuten pro Woche den Kräutertopf auf der Fensterbank umsorgen, kann sich langfristig positiv auf die Psyche auswirken. Nichtsdestotrotz bringt das Pflanzen, Harken oder Gießen an der frischen Luft noch einige Vorteile mehr mit sich. Der Vitamin-D-Spiegel wird aufgefüllt, das Verbundenheitsgefühl zur Natur wird gestärkt, einige Kalorien mehr werden verbrannt und wer es sogar in Gemeinschaft tut, wird offener, optimistischer und mental resilienter. Dazu kann man zahlreichen Krankheiten vorbeugen. um auch Kinder wieder mehr in die Gartenarbeit einzubinden. Vielleicht erübrigt sich dann sogar der tägliche Streit über den verhassten Brokkoli am Abendbrottisch.