5. Februar 2020, 15:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Frühlingsgefühle bewirken, dass wir uns schneller verlieben (wollen) und mehr Lust auf Sex haben – aber das ist längst nicht alles. FITBOOK hat mit Experten darüber gesprochen, was ca. ab März auf physiologischer Ebene im Körper passiert.
„Nach dem langen Winter fühlen sich viele Menschen wie befreit und blicken nach vorne“, sagt uns die Wiener Frauenärztin Dr. Doris Maria Gruber. Eine mögliche Begleiterscheinung dieser neuen Perspektive: dass ein neuer Partner her soll. „Manche Frauen versuchen, abzunehmen um ihre Attraktivität zu steigern. Auch das ist ein Ansporn.“ Dies ist allerdings nur eine Erklärung dafür, dass Frau im Frühjahr mehr Motivation und Antrieb verspürt. Es gibt auch ganz konkrete hormonelle Ursachen!
Frühling bringt Hormonverschiebung
Wie Dr. med. David Sauer, gynäkologischer Endokrinologe und Reproduktionsmediziner aus Frankfurt am Main, im Gespräch mit FITBOOK erklärt, spielen sich hormonelle Veränderungen grundsätzlich in Rhythmen ab. Das bedinge bei Frauen alleine schon der Monatszyklus. Nicht zuletzt nehme aber auch die Jahreszeit Einfluss.
„Man ist morgens schon fitter, wenn es früher hell wird, und kommt leichter aus dem Bett. Zudem sind viele Menschen im Frühling optimistischer und haben grundsätzlich bessere Laune.“
Nun müsse man wissen: Mit den Hormonen verhalte es sich wie mit einer Art Flaschenzug. „Wenn das eine zurückgeht, steigt das andere an“, sagt uns der Spezialist. Frauen- und Männerkörper verfügen dabei übrigens über die gleichen Hormone, wenn auch in unterschiedlicher Balance. Im Frühjahr komme es bei beiden Geschlechtern zu einem vermehrten Ausstoß des „Männerhormons“ Testosteron.
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„Männerhormon“ für mehr Power
Dass die Testosteronkonzentration zunimmt, liegt daran, dass die des „Schlafhormons“ Melatonin im Frühjahr fällt. Melatonin wird bei Dunkelheit von der Zirbeldrüse im Hirn ausgeschüttet und bewirkt, dass wir müde werden und der Körper sich auf das Schlafen einstellt. Helligkeit am Morgen lässt die Ausschüttung zurückgehen und signalisiert dem Körper, dass er wach werden und aufstehen soll. Melatonin kam in den (sonnenarmen) Wintermonaten verstärkt im Blut vor; und dass wir im Frühjahr häufiger dem Licht ausgesetzt hat, wirkt sich logischerweise gegenteilig aus. Der springende Punkt: „Geht die Melatoninausschüttung zurück, wird verhältnismäßig mehr Testosteron ausgeschüttet“, so Sauer.
Sonne und Glückshormone
Frau Dr. Gruber hat es in ihrer gynäkologischen Praxis bereits erlebt, dass hormonelle Störungen sich allein durch Tageslicht und wärmere Temperaturen behandeln ließen, „ohne medizinisches Zutun“. Statt einer Hormontherapie mit Tabletten könnte sich im Einzelfall also auch ein Ortswechsel empfehlen.
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Dass Licht etwas mit der Stimmung macht, hat auch was mit dem Einfluss der sogenannten Glückshormonen Dopamin (laut Dr. Sauer ein wichtiger „Mitspieler“ von Testosteron) und Serotonin zu tun. Hinzukommt die verbesserte Vitamin-D-Synthese im Frühling. Das „Sonnenvitamin“ trägt bekanntlich einen großen Teil zur körperlichen und geistigen Gesundheit bei. Den Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und dem lebenswichtigen Vitamin D haben wir Ihnen hier ausführlicher erklärt.