26. März 2021, 14:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Reine Naturgeräusche ohne Straßen-, Flugzeug- oder Baulärm, können laut einer groß angelegten amerikanischen Meta-Studie die Gesundheit verbessern. Nur: Solche Orte gibt es kaum noch. Das hat weitreichende Folgen.
Der Klang von plätscherndem Wasser; fröhliches Vogelgezwitscher; Wind, der durch die Blätter rauscht…. Naturgeräusche tun zweifellos gut und heben die Stimmung. Doch inwieweit tragen sie auch zur Erhaltung der Gesundheit bei? Das wollte amerikanische Forscher*innen genauer untersuchen. Auch, um mithilfe der Ergebnisse für den Erhalt natürlicher Klanglandschaften zu plädieren.
Analyse aus 36 Studien
Unter der Leitung von Biologin Rachel Buxton (Carleton University) analysierte ein Team aus kanadischen und US-amerikanischen Wissenschaftler*innen ingesamt 36 Veröffentlichungen, in denen die Vorteile von Naturgeräuschen auf die Gesundheit untersucht worden waren. Die Ergebnisse erwiesen sich mehr als eindeutig: Natürlich erzeugte Klänge sorgten bei den Teilnehmenden für weniger Schmerzen, weniger Stress, bessere Laune und eine gesteigerte kognitive Leistung.
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Die größten Verbesserungen in Bezug auf positive Emotionen und Blutdruck waren mit Wassergeräuschen verbunden, während Vogelgezwitscher den Stress am meisten minderte und die Stimmung hob. Warum das so ist? Eine Theorie besagt zum Beispiel, dass Menschen instinktiv von Wasser und damit Wasserplätschern angezogen werden, da sie es zum Leben brauchen. Die Liebe zum Wasser ist quasi einprogrammiert.
Wie es um die Reinheit der Naturgeräusche in den amerikanischen Nationalparks steht
Angesichts dieser Erkenntnisse untersuchte das Team Audiospuren, die an 221 Standorten in 68 amerikanischen Nationalparks aufgenommen wurden. Dadurch wollten sie herauszufinden, wie es dort um die Reinheit der Naturgeräusche wirklich bestellt ist. Tatsächlich fanden sich nur an 11,3 Prozent der Orte komplett ungestörte, nicht von Menschen gemachte, Klänge. Jene Parks, die kaum durch fremden Lärm verschmutzt sind, befinden sich hauptsächlich in Alaska, auf Hawaii und im pazifischen Nordwesten. Ableitend davon, dürfte es in Deutschland vermutlich keinen Platz geben, den nicht doch irgendwo ein künstliches Geräusch durchdringt.
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Die Menschen haben durch die Corona-Pandemie ein neues Verhältnis zur Natur entwickelt
„Unsere Ergebnisse bestätigen, dass Naturgeräusche wichtige Ökosystemleistungen erbringen und Parks die öffentliche Gesundheit stärken können, indem sie natürliche Klanglandschaften hervorheben und bewahren“, heißt es unter anderem in der Studienzusammenfassung. Gerade die Corona-Pandemie habe Menschen ein neues Verhältnis zur Natur beschert, da Spaziergänge im Freien zu den wenigen verbliebenden Freizeitbeschäftigung gehören. Ein intaktes Ökosystem hilft demnach, mit psychischen Belastungen besser fertig zu werden. Zu diesem Ergebnis ist bereits im Januar eine weitere kanadische Studie gekommen.
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Naturgeräusche sind für die Gesundheit essentiell – für Mensch und Ökosystem
Natürliche Klanglandschaften sind massiv bedroht. Selbst in die Weiten unbewohnter Nationalparks dringt Lärm. „Das führt zu Verhaltensänderungen bei Wildtieren, was sich wiederum negativ auf das Ökosystem auswirkt“, warnt Rachel Buxton. „Für den Menschen trägt Lärm zu verschiedenen Gesundheitsproblemen bei, darunter Hörverlust, Bluthochdruck und Herz-Kreislaufprobleme.“ Sie hofft daher, dass die Arbeit ihres Teams dazu beiträgt, dass sich Politik und Gesellschaft verstärkt für den Erhalt natürlicher Klanglandschaften einsetzen – solange es sie noch gibt.