16. Januar 2019, 11:07 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die meisten von uns haben sie, wenn auch mit wechselndem Erfolg: Neujahrsvorsätze. Für 2018 hatte ich mir vorgenommen, weniger zu trinken. Hat leider nicht geklappt. Darum gibt es dieses Jahr nur eine logische Konsequenz: völliger Verzicht. Klingt unlogisch? Kein Ding, ich habe noch andere Gründe, für 365 Tage einen Bogen ums Bier zu machen. Welche das sind, könnt ihr im ersten Teil der neuen FITBOOK-Kolumne nachlesen.
Er kostet mich Geld und Gehirnzellen, lässt meine Schamgrenze auf Mario-Barth-Niveau abstürzen und macht mich sonntags gerne mal zu einem latent depressiven Bettlägrigen. Gleichzeitig zählt er seit über 15 Jahren zu meinen besten Freunden, wir sehen uns eigentlich jedes Wochenende und – Hand aufs Herz – was haben wir zusammen schon für geile Stunden erlebt … Doch damit ist jetzt Schluss. Denn ich mache Schluss mit ihm, für mindestens ein Jahr, auch wenn meine Freunde nicht glauben, dass ich es mehr als ein paar Monate ohne ihn aushalten werde. Er, das ist natürlich der „gute“ alte Alkohol.
Die wohl einzig sinnvolle Zwischenüberschrift: Warum?!?
Wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören. Das heißt für mich, mein Abschied vom Alk kommt rund zehn Jahre zu spät. Denn damals als Student – als das kostengünstige Sterni noch schmeckte und man vor lauter Freizeitstress kurz vor dem Burnout stand – konnte ich bis in die Morgenstunden feiern gehen, bis 16 Uhr durchschlafen und um 18 Uhr wieder topfit am Tresen stehen. Was uns zum ersten Grund meiner Challenge bringt.
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1) Alkohol raubt mir den Schlaf
Ihr habt es schon gelesen. Als Studi konnte ich auch mit sehr viel Bier im Bauch bestens schlafen. Mittlerweile weiß ich gar nicht, was mich mehr fertig macht: der Kater oder der Schlafentzug. So viel weiß ich dann doch: Die beiden sind eine ähnlich gute Mischung wie Halbmarathon am Sonntag und Leg Day am Montag.
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2) Alkohol raubt mir die Lust auf Sport
Meine Lieblingsleser werden sich daran erinnern, dass ich letzten Sommer auf ein großes Ziel hintrainiert habe: einen Halbmarathon in unter zwei Stunden laufen. Das war deswegen so eine Herausforderung, weil ich ein Jahr lang fast gar keinen Sport gemacht hatte. Für die Challenge zog ich endlich wieder die Laufschuhe an, ging regelmäßig trainieren, lief die 21,1 km in 1:47 Stunden und schwor mir, nie wieder zur Couch-Potato zu verkommen.
Gesagt, gescheitert: Das Runner’s High war schneller vergessen als Manager-Treueschwüre für kriselnde Fußballtrainer, und die alte Trägheit hatte mich zurück. Statt laufen zu gehen, traf ich mich lieber mit Freunden und ging feiern. Ich erhoffe mir jetzt, durch das selbst eingebrockte Alkoholverbot die Lust am Sport wiederzufinden. Mehr Zeit werde ich auf jeden Fall haben, jetzt, wo Kneipentouren und Katertage der Vergangenheit angehören.
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3) Alkohol raubt mir die Kreativität
Ich bin eigentlich ein ganz kreatives Köpfchen und schreibe für mein(en) Leben(sunterhalt) gern! F. Scott Fitzgerald meinte einst, „Trinken ist das Laster des Schriftstellers“. Und auch wenn ich natürlich kein Schriftsteller bin, muss ich feststellen: Bei mir löscht Alkohol nicht nur den Durst, sondern auch die letzte Flamme der Kreativität. Ein Jahr „trocken“ heißt vielleicht ein Jahr voll rhetorischer Ergüsse. Darauf erstmal ’ne Apfelschorle!
4) Alkohol lässt mich die Grenzen meines Körper vergessen
Auch wenn ich gerne mal feiern gehe, ist meine liebste Droge „nur“ (finde den Fehler, Gesellschaft! Ha!) der Alkohol. Man gebe mir ein unschuldiges Feierabendbier und egal, wie fertig ich vorher noch war, mein Körper sprudelt plötzlich nur so über vor wiedergefundener Energie und Tatendrang. Mit dem Nachteil, dass ich dem ersten Bier noch einige folgen lasse. Was uns direkt zum nächsten Punkt bringt.
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5) Alkohol macht mich depri
Als Mittzwanziger bin ich nur dann mit einem Kater aufgewacht, wenn der blöde flauschige Felix meiner Ex mal wieder viel zu früh aufs Bett gesprungen ist. Heute gehe ich am Samstag feiern und bereue noch am Dienstag meine Entscheidung. Dabei habe ich weiterhin kaum körperliche Symptome. Stattdessen bin ich ein nervliches Wrack. Irgendwo zwischen emotional angeschlagen und Ich-muss-den-Tatort-ausmachen-weil-zu-heavy. Ja, den Tatort.
Und dann wären da noch zwei Punkte, für die allein ich mit dem Trinken nicht aufhören würde, die ich aber als sehr angenehme Nebenfolgen meiner Challenge ansehe:
6) Ich spare locker 2000 Euro im Jahr
Machen wir uns nix vor. Alkohol kostet. Und je mehr man verdient, desto lockerer sitzt doch das Portemonnaie. An einem guten Abend ist ein Fuffi weg. An einem sehr guten zwei. Das läppert sich und in einem Jahr gibt man so nach Adam Riese locker ein paar Riesen aus.
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7) Ich tue etwas Gutes für meine Leber
Könnte sie sprechen, würde sie mir wohl danken. Wenn sie vor lauter Rührung überhaupt einen Laut rausbekäme. Meine liebe Leber. Fakt ist: Alkohol schadet unserer körpereigenen Klopfer-Kläranlage. Die wird sich jetzt mal in Ruhe regenerieren können. Hat sie sich auch verdient, nach jahrelangem Dauereinsatz.
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Und zu guter Letzt haben mich dann noch die Reaktionen meiner Mitmenschen überzeugt. Als ich denen von meiner Idee erzählte, für ein Jahr die Finger vom Alkohol zu lassen, schlug mir ein Mix aus Ungläubigkeit und Unverständnis entgegen. Die einen trauten es mir nicht zu (ich so: Challenge accepted), andere konnten nicht verstehen, warum – und wie! – man ein Jahr ohne Alkohol leben sollte. Ein besonders trinkfester Spaßvogel mutmaßte schon, das würde das Ende unserer Freundschaft bedeuten. Schon jetzt weiß ich: In Deutschland keinen Alkohol zu trinken, ist absolut nicht gesellschaftstauglich. Wer freiwillig auf die „akzeptierteste“ Droge der Welt verzichtet, wird automatisch als Außenseiter abgestempelt.
Stichwort. Wer mich dabei beobachten möchte, wie ich die nächsten Wochen und Monate zum mitleidserweckenden Moralapostel mutiere, sollte am besten unseren Newsletter abonnieren.
Und wer mich einfach nur beleidigen will, kann das gerne mit einer E-Mail an info@fitbook.de tun.