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Achtsamkeit

Chanten – Was hinter dem Mantra, Singen und Meditieren steckt

Chanten
Beim Chanten wiederholt man Mantren oder Silben, wodurch Gesang entsteht Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

15. Januar 2024, 12:21 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Rhythmisches Singen, Wiederholen von Silben oder Phrasen – so lässt sich der Begriff „Chanten“ zusammenfassen. Bei dieser außergewöhnlichen Meditationsart kombiniert man Achtsamkeit (welche man vom Yoga kennt) mit Musik und entfaltet so heilende Wirkungen für den Körper.

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Dabei soll man durch das Wiederholen von bestimmten Phrasen oder Mantren Stress reduzieren und gleichzeitig einen klaren Geist schaffen können. FITBOOK klärt auf, wie man Chanten erlernen kann, worauf man beim Praktizieren achten muss und welche Wirkungen es auf den Körper hat.

Was genau bedeutet „Chanten“?

Bei dieser Meditationsart ist ein gutes Rhythmusgefühl und Gesangsstimme gefragt. Doch Entwarnung für diejenigen, die keine Fans vom Singen sind: Vom Chanten spricht man bereits, wenn man die Phrasen nur für sich im Kopf wiederholt.

Die Phrasen oder Wörter werden rhythmisch gesprochen und mit spirituellen oder religiösen Elementen ausgestattet. Beispielsweise ist Chanten bis zum heutigen Tag ein fester Bestandteil in einigen Kulturen oder Religionen wie im Sufismus, Buddhismus oder südamerikanischen Schamanismus. Übersetzt man den Begriff aus dem Englischen, so bedeutet „chant“ auf Deutsch singen. Man singt also Lieder oder Mantren und praktiziert somit eine Meditationsart, die sich religiös äußert.

Auch interessant: Wie lange und oft sollte man meditieren, damit es was bringt?

Wie kann man chanten?

Die Idee hinter dem Konzept ist eigentlich simpel, denn: Jede Silbe, jedes Wort oder Phrase, was wir aussprechen, lässt sich mit einem Klang versehen. Unabhängig davon, ob man sie dann laut vorträgt oder nicht. Mit diesem Klang kann meditiert werden, indem man die ausgesuchten Phrasen ständig wiederholt. Die Mantra-Meditation ist ebenfalls eine Art des Chantens.

Die Texte oder Wörter, die man aufsagt, haben oft eine rituelle Bedeutung. Der Fokus selbst liegt darauf, zu einer höheren Instanz aufzurufen und um Lebensfreunde auszudrücken. Man muss auch kein Chanten lernen, weil sich die Melodie und der Text schnell einprägen lassen. Begleitet wird die Meditationsform durch musikalische Untermalung, beispielsweise mit Trommeln oder Rasseln. Manchmal lässt man Bewegungen in das Gesagte einfließen und führt auch Kreistänze durch.

Worauf sollte man beim Chanten achten?

Angenehmer Ort und richtige Haltung

In erster Linie darf man nicht vergessen, dass es sich um eine spirituelle Übung handelt. Das bedeutet, dass man sich Zeit und Raum nehmen sollte, sich auf das Chanten einzustellen. Es ist hilfreich, sich einen kleinen Rückzugsort zu schaffen, an dem man sich wohlfühlt. Ein bequemer Meditationssitz ist dafür auch von Vorteil. Sollte man sich jedoch danach fühlen Chanten im Stehen oder Tanzen durchzuführen, stellt es kein Problem dar.

Achtsamkeit

Chanten ist vielfältig: Es kann einen lockeren oder eher tiefgründigeren Charakter haben. So kann der Prozess nur wenige Minuten, oder aber auch mehrere Stunden am Stück dauern – je nachdem welche Bedeutung man ihm zuschreibt. Wenn man sich in einer Gruppe wohler fühlt, kann man gemeinsam eine Mantra-Meditation singen oder sich allein zu Hause einstimmen.

Vorteilhaft am Chanten ist, dass es sich in seiner Anwendungsform schnell anpassen lässt. Egal, ob man sich mit Meditation, Gesang oder Mantras beruhigen möchte – beim Chanten stärkt man sich mit einer Kombination aus allen drei Dingen.

Wichtig hierbei ist: die innere Haltung des Menschen. Beim Chanten geht es nämlich nicht darum, gut singen zu können oder die richtigen Noten zu treffen. Das Ziel ist es, sein Bewusstsein zu stärken und einen Zustand der Harmonie zu erreichen.

Auch interessant: Welche (Sitz-)Haltung ist die beste zum Meditieren?

Arten von Mantras

Allgemein muss man für sich festlegen, welche der zwei Stile man durchführen möchte. Es gibt einmal den vokalisierten Stil, in welchen man Wörter oder Silben laut wiederholt. Oder aber die stille Variante, bei der man auch imaginäre Wörter oder Silben im Kopf für sich denken kann.

Klassische Mantras

Es gibt klassische Mantras, wie die Silben „om“ und „aum“, die man mehrmals hintereinander wiederholt. Mit klassischen Mantras lassen sich die Vibrationen im Körper aufmerksam beobachten, wenn man sie in seine einzelnen Silben aufteilt. Diese einsilbigen Mantras sind auch bei Yoga sehr beliebt.

Buddhistsische Mantras

Eines der berühmtesten buddhistischen Mantras ist das „Om mani padme hum“, was sich in der Bedeutung so übersetzen lässt, dass man Mitgefühl gegenüber allen Wesen haben muss.

Positive Sätze

Beim Chanten kann man auch positive Sätze zur Wiederholung nutzen. Durch das Singen einer Phrase wie „Ich bin genug“, kann man sich zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstliebe verhelfen.

Sankrisit-Mantras

Sankrisit ist eine altindische Sprache, die oft bei Yogapraktiken verwendet wird. Bei diesen Mantras geht es um das Erlernen von Empathie und Nächstenliebe.

Welches Mantra man wählt, ist jedem selbst überlassen. Man sollte sich aber ein Mantra aussuchen, welches einen anspricht und an das man glaubt.

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Welche Wirkungen hat das Chanten?

Da das Chanten zur Form der Meditation gehört, hat es auch ähnliche Wirkungen. So soll sich durch das Singen der Geist des Menschen beruhigen und Stress oder negative Gedanken sollen verschwinden. Das hat zur Folge, dass sich der Mensch mehr auf sich selbst fokussiert und sich Klarheit hinsichtlich seiner Emotionen verschaffen kann.

In manchen Kulturen wird das feierliche Singen oder Aufsagen von Mantras auch mit einer Veränderung des Bewusstseins gleichgesetzt. Anders ausgedrückt: Indem man chantet, soll es sogar möglich sein, Bewusstseinszustände zu erreichen, die mystisch sind.

Heilung von körperlichen Erkrankungen

Aufgrund dessen, dass die Chants wiederholt werden, soll eine bestimmte Schwingung erzeugt werden, die den Körper und Geist zur Ruhe setzt. So wird dem Chanten die Wirkung der Heilung auf spiritueller und körperlichen Ebene zugesagt. Man geht davon aus, dass Organe im Körper ebenfalls auf eine bestimmte Schwingung reagieren. Hat man Erkrankungen, so schwingen die Organe unregelmäßig und man kann sie durch den Klang (Schwingungen) wieder ins Gleichgewicht bringen.

Steigerung des Wohlbefindens

Indem man entspannt singt, werden im Prozess Glückshormone ausgeschüttet – besonders das Liebeshormon Oxytocin, welches für gewöhnlich bei Geburten oder Kuscheln produziert wird. Der Körper schüttet bereits nach 30 Minuten Serotonin, Noradrenalin und Beta-Endorphine aus, wodurch das allgemeine Wohlbefinden gesteigert wird.

Förderung der Entspannung

Des Weiteren wird die Entspannung gefördert: Es findet eine sogenannte „Relaxation Response“ statt. Ausschlaggebend hierfür ist, dass sich die Gehirnwellen verlangsamen und der Parasympatikus aktiviert wird, der für die Entspannung im Körper verantwortlich ist.

Förderung der Atmung

Ein weiterer Punkt ist, dass man durch den Gesang die Atmung aktiviert. Um genau zu sein, wird sie nämlich beim Singen vertieft, weil die Konzentration auf die Ausatmung gelegt wird. In diesem Kontext bezeichnet man sie auch oft als Zwerchfell- oder Yogavollatmung.

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Wie sieht die Studienlage aus?

Reduzierung von Stress

Eine Studie aus dem Jahr 2023 wies nach, dass eine stumme oder laute Wiederholung des Lautes „Om“, Stress und Angst reduzieren sowie ein Gefühl von sozialer Verbundenheit erzeugen kann.1

Reduzierung von Angstzuständen

Eine weitere Studie untersuchte das Angstniveau von 100 Busfahrern, die man in zwei zufällige Gruppen aufteilte. Während die eine Gruppe (Testgruppe) vier Wochen lang täglich „Om-Mantren“ praktizierte, führte die Kontrollgruppe nichts dergleichen durch. Es wurde nachgewiesen, dass sich die Angstzustände bei der Testgruppe nach vier Wochen reduziert hatten.2

Senkung des Bluthochdrucks

Eine Studie untersuchte die Auswirkungen vom Gesang bei einer gemischten Gruppe von insgesamt 50 Menschen. Sie kam zum Ergebnis, dass bereits fünf Minuten Singen bei Männern und Frauen die Senkung des Bluthochdrucks und der Herzfrequenz zur Folge hatte.3

Verbesserung der Stimmung und des sozialen Zusammenhalts

Eine andere Studie wies nach, dass das Praktizieren eines 10 minütigen „Om-Mantras“ in einer Gruppe (mit 45 Menschen), zu einer Verbesserung der Stimmung und Stärkung des sozialen Zusammenhalts führen kann.4

Ob die bereits erwähnten Wirkungen auch wirklich so eintreten werden, benötigt noch weitere Studien und Untersuchungen. Fest steht, dass man durch das Praktizieren vom Chanten, wie bei einer Meditation zur Ruhe kommen kann – vorausgesetzt man vertritt die Werte der Meditation und glaubt auch an die ihr zugeschriebenen Wirkungen.

Quellen

Weitere Quellen

Themen Meditation und Achtsamkeit

Quellen

  1. Perry, G., Polito, V. et al. (2023). Exploring the Physiological and Psychological Effects of Group Chanting in Australia: Reduced Stress, Cortisol and Enhanced Social Connection. Journal of Religion & Health. ↩︎
  2. Rankhambe, HB., Pande, S. (2020). Effect of “Om” chanting on anxiety in bus drivers. National Journal of Physiology, Pharmacy and Pharmacology.   ↩︎
  3. Jyoti, Arora., Namrata, Dubey. (2018). Immediate benefits of “Om” chanting on blood pressure and pulse rate in uncomplicated moderate hypertensive subjects. National Journal of Physiology, Pharmacy and Pharmacology. ↩︎
  4. Perry, G., Polito, V. et al. (2023). Chanting Meditation Improves Mood and Social Cohesion. Macquarie University. ↩︎
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