13. Dezember 2024, 12:12 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Begriff Work-Life-Balance beschreibt die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, sodass sich beides in einem harmonischen Gleichgewicht befindet. Doch wie ausbalanciert sind die Deutschen? Und in welchem Bundesland leben die Menschen, mit der besten Work-Life-Balance? Das zeigt ein aktuelles Ranking.
Eine Work-Life-Balance soll dafür sorgen, dass die Menschen ein ausgeglichenes Verhältnis aus Arbeit und Freizeit genießen, um so mehr Zufriedenheit, Produktivität und Gesundheit zu schaffen. Denn die Folgen von einem Ungleichgewicht können weitreichend sein: Stress, ein schwaches Immunsystem, Schlafstörungen, Verstimmungen bis hin zum Burn-out sind mögliche Leiden. Aber wie sieht die Lage in Deutschland aus? In welchem Bundesland leben die Menschen mit der besten Work-Life-Balance? Auf diese Fragen ging ein Ranking von der „Online-Arztpraxis Zava“ ein.1
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Übersicht
Warum eine Work-Life-Balance wichtig ist
Nicht nur die Arbeitnehmer profitieren von einer hohen Work-Life-Balance, sondern auch die Arbeitgeber. Denn Mitarbeiter mit wenig Stress und einer guten Lebensqualität bringen mehr Zufriedenheit und Produktivität mit, was wiederum zu gesunden und motivierten Angestellten führt. Das kann zum einen eine niedrige Fluktuationsrate begünstigen, zum anderen sorgt es dafür, dass Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden.2 Auch die Krankheitsfälle sinken oft mit einer guten Work-Life-Balance. Doch was macht diese aus? Das erklären vier Säulen.
4 Säulen der Work-Life-Balance
Von einer gelungenen Work-Life-Balance spricht man, wenn alle Lebensbereiche berücksichtigt werden können. Diese setzen sich zusammen aus:
Säule 1: Berufsleben
Die Anforderungen an das Berufsleben fallen unterschiedlich aus: Die einen wollen Karriere machen und berufliche Erfolge feiern, die anderen wollen sich eher finanziell absichern oder den sozialen Status verbessern.3 Ganz gleich, was das Ziel ist, bleibt immer die Frage: Erfüllt einen der Beruf?
Säule 2: Privatleben
Das Privatleben – bzw. explizit das Sozialleben – ist essenziell für eine Lebensbalance. Dabei spielt das Treffen von Freunden und Familie eine bedeutende Rolle sowie die klare Setzung von Prioritäten. Denn durch eine gute Zeitplanung und klare Abgrenzungen vom Berufsleben kann man ein erfülltes Privatleben führen, das genügend Ausgleich bietet.
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Säule 3: Gesundheit und Wohlbefinden
Regelmäßiger Sport bzw. körperliche Aktivitäten, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf sind wichtig für eine gute Gesundheit und die Fitness. Aber auch die mentale Gesundheit ist von Bedeutung. Diese kann durch ein gutes Stressmanagement, bspw. in Form von Meditation und Entspannungstechniken, gelenkt werden. Aber auch soziale Kontakte, die ein unterstützendes Umfeld bilden, können zu einer guten mentalen Gesundheit beitragen.
Säule 4: Werte und Kultur
Das zwischenmenschliche Miteinander ist geprägt von verschiedenen Werten, wie Respekt, Toleranz und Unabhängigkeit. Diese beeinflussen das Verhalten des Menschen maßgebend und fördern das Zusammenleben. Aus diesem Grund ist eine Unternehmensethik mit einer wertorientierten Kultur essenziell, um ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen.
Daran orientierte sich das Ranking
Die Experten der Online-Arztpraxis Zava stellten sich darauf aufbauend die Frage, in welchem deutschen Bundesland die Menschen mit der besten Work-Life-Balance leben. Da diese oftmals mit einem gesunden Lebensstil einhergeht, berücksichtigten sie auch diesen Punkt in ihrer Analyse. Zunächst unterteilten sie verschiedene Punkte in „Work“ und „Balance“.
Zu erstgenanntem („Work“) zählten:
- Jährliches Bruttogehalt im Durchschnitt im Jahr 2024
- Arbeitsstunden pro Woche
- Wöchentliche Pendelzeit
Dem Bereich „Balance“ ordnete man dagegen zu:
- Feiertage
- Freizeitaktivitäten je 100.000 Einwohner
- SKL-Glücksindex 2024
Die Daten hierfür bezog man aus verschiedenen Quellen. So erhob man deutsche OSM-Daten (Open Street Map), um soziale und gesundheitsbezogene Orte zu extrahieren. Mithilfe des Verbraucherpreisindex (VPI) versuchten die Experten einen gesunden Lebensstil und die inflationsbedingten Auswirkungen auf die Kosten für Waren und Dienstleistungen herzustellen. Das wiederum konnte man in eine Relation zum durchschnittlichen Jahresgehalt in den einzelnen Bundesländern mittels des Gehaltsreports 2024 von StepStone setzen.
Des Weiteren nahmen die Experten den sogenannten SKL-Glücksindex mit in ihre Analyse auf. Dieser bewertet das Wohlbefinden und Glück anhand von folgenden Lebensbereichen: Einkommensniveau, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, psychische Gesundheit, soziale Unterstützung und Zugang zu Freizeitaktivitäten.
Zur endgültigen Darstellung eines gesunden Lebensstils bzw. einer Work-Life-Balance, berechneten die Experten einen Index, der von eins bis zehn reichte (zehn ist die Bestwertung) und Glückswerte, Gehälter, den Verbraucherpreisindex (VPI), OpenStreetMap (OSM)-Flächendaten, die Anzahl der Aktivitäten pro 100.000 Menschen und Feiertage berücksichtigte.
Das ausgeglichenste Bundesland
Als Sieger geht das Bundesland Baden-Württemberg mit einer Gesamtwertung von 7,92 aus dem Ranking hervor. In puncto Gehalt liegt es sogar über dem deutschen Durchschnitt von 41.886 Euro: In Baden-Württemberg verdienen die Menschen rund 47.962 Euro. Das lässt Freiraum für einen gesunden Lebensstil in Form von hochwertigeren Lebensmitteln oder Freizeitaktivitäten. Mit 33,76 Arbeitsstunden pro Woche liegt das Bundesland knapp unter dem Länderdurchschnitt von 33,94 Stunden – ebenfalls ein Faktor, der mehr Zeit für das Privatleben gewährt. Bezüglich der Pendelzeit kann Baden-Württemberg zwar das Saarland mit ca. 204 Minuten nicht toppen, dennoch befindet sich auch hier der Wert unter dem Gesamtdurchschnitt.
Den zweiten Platz belegt Hamburg in dem Ranking. Besonders auffällig: Hier scheinen die Menschen laut des SKL-Indexes besonders glücklich zu sein. Dazu könnte womöglich auch das Durchschnittsgehalt von 48.132 Euro beitragen – das Höchste in der Rangliste.
Der dritte Platz geht an das Saarland, das nicht nur mit seiner niedrigsten Pendelzeit punkten kann, sondern auch mit seinen möglichen Freizeitaktivitäten.
Bundesland | Jährliches Bruttogehalt im Durchschnitt 2024 | Arbeitsstunden pro Woche | Wöchentliche Pendelzeit in Minuten | Feiertage | Freizeitaktivitäten je 100.000 Einwohner | SKL-Glücksindex 2024 | Bewertung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Baden-Württemberg | 47.962 | 33,76 | 241 | 12 | 506 | 7,1 | 7,92 |
Hamburg | 48.132 | 33,25 | 277,5 | 10 | 337 | 7,38 | 7,63 |
Saarland | 41.462 | 33,85 | 204,25 | 12 | 377 | 6,73 | 7,58 |
Sachsen-Anhalt | 36.122 | 32,68 | 213,65 | 11 | 661 | 7,05 | 7,54 |
Nordrhein-Westfalen | 44.230 | 34,24 | 276 | 11 | 440 | 7,17 | 7,45 |
Bayern | 46.757 | 34,08 | 301,5 | 13 | 442 | 7,23 | 7,37 |
Rheinland-Pfalz | 41.972 | 35,24 | 299,9 | 11 | 624 | 7,11 | 7,23 |
Hessen | 47.762 | 34,04 | 259,5 | 10 | 397 | 7,02 | 7,1 |
Sachsen | 37.037 | 32,83 | 280,6 | 11 | 730 | 6,89 | 7,09 |
Thüringen | 36.588 | 33,74 | 236,6 | 11 | 724 | 6,9 | 7,05 |
Schleswig-Holstein | 40.820 | 36,06 | 269,75 | 10 | 390 | 7,23 | 6,86 |
Niedersachsen | 41.924 | 34,3 | 299,5 | 10 | 452 | 7,03 | 6,57 |
Berlin | 43.179 | 33,29 | 339,5 | 10 | 362 | 6,48 | 6 |
Brandenburg | 36.607 | 34,1 | 319 | 10 | 580 | 6,98 | 5,94 |
Bremen | 43.434 | 32,91 | 375,5 | 10 | 287 | 6,88 | 5,83 |
Mecklenburg-Vorpommern | 36.191 | 34,65 | 238,5 | 10 | 505 | 6,47 | 5,54 |
Einschränkungen der Analyse
Das Ranking skizziert durchaus anhand der Kriterien, in welchem Bundesland eine hohe bzw. geringe Work-Life-Balance vorherrscht und einen ersten Überblick verschafft. Dennoch muss man bedenken, dass die Analyse aufgrund der limitierten Daten nur an der Oberfläche kratzt. Denn die Hinzunahme von Informationen wie Krankheitstagen, psychische Erkrankungen, Stressbelastungen usw. könnten einer genaueren Einordnung dienen. Auch, dass die 2. Säule der Work-Life-Balance lediglich mit dem Punkt Freizeitaktivität näher behandelt und im SKL-Index sowie im entferntesten Sinne auch bei den Arbeitsstunden angerissen wird, zeigt, dass nicht alle Säulen intensiv genug betrachtet wurden. Auch die Gewichtung der einzelnen Kriterien ist nicht klar.
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Tipps für eine bessere Work-Life-Balance
Egal, ob das Ranking vielleicht etwas von dem eigenen Befinden abweicht oder zutrifft: Es gibt einige Herangehensweisen, wie man sich eine bessere Work-Life-Balance schaffen kann. Natürlich spielt dabei die Job-Situation eine Rolle – und wenn genau die Arbeit der größte negative Faktor darstellt, sind Erkenntnis und Maßnahmen ergreifen die ersten wichtigen Schritte. Denn Probleme offen ansprechen oder den Arbeitsplatz wechseln, kann bei extremer Unzufriedenheit helfen. Aber auch mit anderen Vorgehensweisen kann eine bessere Work-Life-Balance geschaffen werden – unabhängig davon, in welchem Bundesland man lebt.
- Überstunden vermeiden
- Probleme beruflichen und privaten Ursprungs ansprechen
- Lernen, „Nein“ zu sagen.
- Zeitmanagement verbessern
- Soziale Kontakte pflegen
- Mehr Bewegung im Alltag und Sport
- Zeit für sich selbst nehmen
- Realistische Tages- und Wochenziele setzen
- Veränderungen wagen