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Bei „Wut-Yoga“ können Sie biertrinkend Ihre Dämonen vertreiben

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Markus Hofmann

11. Oktober 2017, 17:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es ist geschafft. Und ich bin geschafft. Ich habe soeben meine allererste Yoga-Stunde (die Gott sei Dank nur eine halbe Stunde gedauert hat) hinter mich gebracht. Noch immer zwickt meine Leiste von all den fiesen Überdehnungen, noch immer lässt meine Konzentration so einiges zu wünschen übrig. Aber wenigstens durfte ich bei all den Sonnengrüßen, Hunden und Kobras ein kleines Bier trinken und rülpsen. Willkommen in der wunderbaren Welt des Rage Yogas.

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Lindsay Istace ist eine besondere Frau. Vor allem eine Frau mit vielen Talenten. Denn nicht nur, dass die Kanadierin Feuer und Messer schlucken, jonglieren oder sich als Schlangenmensch verbiegen kann, sie ist außerdem die Erfinderin von Rage Yoga, auf Deutsch ‚Wut-Yoga‘. Und in Rage darf man sich bei ihr durchaus reden, sind doch Schimpfwörter, vor allem beim bewussten Ausatmen, fester Bestandteil. Manchmal tut es ein einfaches „Hell yeah“, an anderer Stelle darf einem auch schon mal ein herzhaftes „Fuck you“ über die bierbenetzten Lippen rutschen.

Doch nicht das Fluchen-Argument hat mich als Versuchskaninchen gewinnen können, sondern die Perspektive auf ein kühles Blondes. Und wie mir Lindsay bestätigt, bin ich bei Weitem nicht der Einzige, der genau auf diese Weise zu ihrem Yoga gekommen ist.

Rage-Yoga
Die Zen-Meisterin stets im Blick. Foto: Nika Maria Moro

Es geht los. Neben Lindsay nimmt noch eine BILD-Kollegin an der Session teil. Schnell wird deutlich, dass ich hier das einzige Greenhorn bin. Und auch, dass mich Yoga an die Grenzen meiner Kräfte bringen kann.

Zwischen den Übungen stoßen wir mit unseren Bierflaschen an, hier kann ich endlich mal meine Erfahrung ausspielen. Doch kaum ist das Bier abgestellt, muss ich meinen Körper wieder in schier unmögliche Stellungen zurechtrücken. „Pussy is power“, steht auf unseren T-Shirts geschrieben (mehr dazu weiter unten), und beim Anblick meiner beiden Mitstreiterinnen, die keinen einzigen Schweißtropfen vergießen, wird meinem keuchenden Ich auch schnell klar, warum.

Strecken gegen Stress: Der Redakteur gibt alles. Foto: Screenshot von BILD News.

Aber wie kam Lindsay überhaupt auf die Idee zu Rage Yoga?

Sie erzählt mir von einer prägenden Erfahrung bei einer konventionellen Yoga-Stunde. Als sie bei einer Übung auf den Hintern fiel und über sich selbst lachen musste, fing sie sich von den anderen Yogis strafende Blicke und Stirnrunzeln ein. Da wusste sie: Diese Form von Yoga ist nichts für mich – zu ernst, zu ruhig, einfach nicht meinem Naturell entsprechend.

Ungefähr zur selben Zeit durchlebte sie das schmerzhafte Ende ihrer Beziehung. Mit Trauer und Wut im Bauch begann sie, ihre privaten Yoga-Übungen mit allerlei Schimpfwörtern zu garnieren, und spürte dabei jede Menge Erleichterung. Rage Yoga war geboren.

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Zu den Schimpfwörtern gesellte sich schon bald das Bier. Es sei an dieser Stelle aber betont, dass es beim Rage Yoga mitnichten ums Saufen geht. Mehr als eine Flasche würden nur die wenigsten Teilnehmer trinken, erklärt sie mir. Das Bier diene vor allem dazu, die Stimmung aufzulockern. Und sind die Teilnehmer erstmal entspannt, würden sie sich eher trauen, ihre aufgestauten negativen Emotionen rauszulassen. Doch Biertrinken und Fluchen zum Trotz: Lindsay betont, dass Rage Yoga keine bloße Fun-Veranstaltung sei. Klar habe man jede Menge Spaß, doch am Ende sei es immer noch Yoga. Und das bekomme ich während des Workouts definitiv zu spüren. Immer wieder verliere ich das Gleichgewicht, muss nachbessern, Körperteile nachschieben und einsehen, dass Yoga knallharter Sport ist. Als sie endlich verkündet, dass wir das Ende unserer (halben) Stunde erreicht hätten, bin ich einfach nur erleichtert. Und völlig durchgeschwitzt.

Der verschwitzte Redakteur und die tiefenentspannte Lindsay nach dem Workout. Foto: privat
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Rage Yoga als Lebenshilfe

Übrigens hat Lindsay mit ihrem Rage Yoga Menschen auch schon eine echte Lebenshilfe geboten. Sie erzählt mir von einer Teilnehmerin, die im Zuge eines Autounfalls Gelenkbeschwerden hatte und kaum die Treppen hochkam. Nach einem Jahr Rage Yoga bei Lindsay waren ihre Beschwerden deutlich weniger. Und das positive Feedback beschränkt sich nicht nur auf die körperliche Ebene. Viele Teilnehmer würden laut Lindsay auch psychisch gestärkt aus ihren Sessions rausgehen und sich nicht mehr so leicht von anderen Menschen herumkommandieren lassen.

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Und genau hier wird klar, warum Lindsay mit ihrem Rage Yoga ein wunderbares Aushängeschild für die sogenannte #pussyispower-Kampage ist. Organisiert von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) – die sich in Entwicklungsländern für die sexuellen und reproduktiven Rechte von Mädchen und Frauen einsetzt – will die Kampagne mehr Bewusstsein für die Lebensrealität junger Frauen und Mädchen in den ärmsten Ländern dieser Welt schaffen (mehr darüber erfahren Sie hier).

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Themen Yoga
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