26. April 2021, 19:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nicht nur, aber gerade in der Corona-Pandemie leiden viele Kinder unter Stress, Schlafstörungen und Ängsten. Die Alltags-Routine fehlt, Hobbys fallen weg, Freunde treffen auch. Können spezielle Meditations-Apps für Kinder Heranwachsenden helfen, mit der aktuellen Situation besser umzugehen? FITBOOK hat mit „Aumio“-Mitgründer Tilman Wiewinner gesprochen.
Der kleine Weltraumastronaut Aumio muss sich entspannen. Das schafft er mit ruhigem Ein- und wieder Ausatmen. Und am besten schafft er es, wenn das Kind, der Aumionauti, mithilft. Mit diesem spielerischen Start beginnt die Reise in „Aumio“, einer Achtsamkeits- und Meditations-App für Kinder. Mit ihr sollen Vier- bis Zwölfjährige lernen, wie man mit Emotionen, Stress und Ängsten umgeht. Mithilfe des gleichnamigen kleinen Astronauten reist das Kind in der App durch eine fremde Galaxie, in der es auf jedem Planeten neue Entspannungsübungen zu entdecken gibt. Am Montag präsentierten die „Aumio“-Gründer ihre Meditations-App für Kinder den potentiellen Investoren in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ (DHDL).
Was soll eine Meditations-App für Kinder bringen?
Einschlafprobleme, Sorgen, Kummer, Schulstress: Alles Themen, mit denen viele Kinder alltäglich konfrontiert werden. Themen, über die man in manchen Familien spricht und in anderen nicht. Themen, mit denen der richtige Umgang erst gelernt werden muss. Etwas, das die Schule nicht unbedingt leistet. Genau hier setzen Meditation-Apps wie Aumio, 7Minds oder Buddhaboo an. Sie soll Kindern spielerisch helfen, mit ihren Emotionen umzugehen und in sich hineinzuhorchen. Bei Aumio würde das etwa mit Schlaf- und Entspannungsübungen für den Abend versucht werden, mit integriertem Kinderyoga, aber auch mit mehrtägigen Kursen, die sich mit Wutanfällen oder Hyperaktivität auseinandersetzen. Das erklärt Mitgründer Tilman Wiewinner (30) im Gespräch mit FITBOOK. Im Vergleich zu abstrakten Erwachsenen-Meditationsapps sind die einzelnen Übungen in Geschichten eingebettet. Anders als bei klassischen Meditations-Hörbüchern, die es schon lange auf dem Markt gibt, können die kleinen Benutzer*innen oder ihre Eltern durch einen visuell ansprechenden Kosmos navigieren und Sterne sammeln.
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Die meisten Menschen entdecken Meditation erst im Erwachsenen-Alter für sich
Dass regelmäßiges Meditieren entspannt und die Konzentrationsfähigkeit fördern kann, ist bekannt. Die allermeisten Menschen entdecken das aber erst als Erwachsene. Dabei sei es etwas, das präventiv angewendet werden könne, ist Wiewinner überzeugt. Schließlich entstünden gut 50 Prozent aller psychischen Probleme vor dem 14. Lebensjahr. Doch die wenigsten Kinder gingen zur Therapie. „Oft sind die Probleme ja noch gar nicht akut genug“, sagt Wiewinner. „Und außerdem ist die Stigmatisierung, sein Kind in therapeutische Behandlung zu geben, in Deutschland noch groß.“
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Kinder und Jugendliche haben in der Corona-Pandemie vermehrt Sorgen und Ängste
Wie wichtiges es gerade in aktuellen Zeiten ist, auf die mentale Gesundheit von den Kleinsten zu achten, zeigt eine im Februar veröffentlichte Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Sie hat ergeben, dass sich die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie verschlechtert hat. So leide mittlerweile fast jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten. Sorgen und Ängste hätten zugenommen, auch depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden seien verstärkt zu beobachten, warnt das UKE.
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„Aumio“-Medidations-App für Kinder bei DHDL – drei Löwen wollen einsteigen – trotzdem kein Deal
Felix Noller, Jean Ochel, Tilman Wiewinner und Simon Senkl haben in die Entwicklung der „Aumio“-App, die 250.000 Euro gekostet hat, mehrere Forschungsarbeiten aus dem Bereich Psychoinformatik an der Freien Universität Berlin einfließen lassen. Seit Mai kann man die App kostenlos downloaden. Bei dem Freemium-Modell stehen bestimmte Inhalte – Meditations- und Achtsamkeitübungen, Gute-Nacht-Geschichten, Yoga – nur bei Abschluss eines Abos zur Verfügung. Der Jahrespreis dafür liegt bei 49,99 Euro, der Monatspreis bei 7,99 Euro. Die Gründer wollen ihre App in naher Zukunft auch als Medizinprodukt zertifizieren lassen, damit Kinderärzte und -therapeuten die App auf Rezept verschreiben können. Auch die Internationalisierung steht auf der Agenda des noch jungen Start-ups. Die Version in englischer Sprache steht in den Startlöchern.
150.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile war das Angebot der Gründer an die Investoren in „Die Höhle der Löwen“. Gleich drei Löwen wollten bei „Aumio“ einsteigen: Carsten Maschmeyer und Nils Glagau bestanden allerdings auf 20 Prozent (10/10) der Firmenanteile, erhöhten dafür das Angebot auf 200.000 Euro. So viel wollten die Gründer auch nach mehrmaligen Beratungen nicht abgeben. Sie machten noch ein Gegenangebot von 12 Prozent (6/6), das wiederum die Löwen ausschlugen. Nils Glagau zeigte sich etwas beleidigt. Und auch die interessierte Löwin Dagmar Wöhrl kam nicht mehr zum Abschluss eines Deals.
Alle Folgen von „Die Höhle der Löwen“ finden sie bei TVnow.