23. Mai 2021, 8:27 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Tageslichtwecker sollen das morgendliche Aufwachen angenehmer und „natürlicher“ gestalten, indem sie das Sonnenlicht imitieren. In der FITBOOK-Redaktion spalten sich beim Selbstversuch mit den sogenannten „Wake-up Lights“ allerdings die Geister. Wir haben zwei Geräte getestet und eine Schlafexpertin zu Rate gezogen.
Tageslichtwecker sind spezielle Wecker, die durch heller werdendes Licht einen Sonnenaufgang simulieren sollen. Dafür fangen die Geräte bereits 20 bis 60 Minuten vor der eingestellten Weckzeit an, leicht rötlich-orange zu leuchten. Stufenweise wird das Licht heller. Zur Weckzeit selbst erstrahlt das Schlafzimmer dann in einem weiß-gelben Licht. Zusätzlich setzt bei vielen Modellen ein Sound (Meditationsklänge, Vogelgezwitscher, Kuhglocken oder Radio) ein.
Übersicht
Was soll der Tageslichtwecker bewirken?
Durch diesen Mechanismus soll das Aufwachen einfacher werden. Denn unser Schlafrhythmus richtet sich ja eigentlich auch danach, wann die Sonne auf, beziehungsweise untergeht: Wird es am Abend dunkel, produziert der Körper das Schlafhormon Melatonin. Wird es hell, nimmt diese Ausschüttung ab. Stattdessen wird jetzt das Stresshormon Cortisol produziert, das uns Energie gibt. Tageslichtwecker sollen diesen hormonellen Vorgang durch die Simulation von Sonnenlicht unterstützen.
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Tageslichtwecker im FITBOOK-Test, Teil 1 – „Überzeugt? Jein!“
von Alexandra Grauvogl, Redaktionsleiterin FITBOOK
„Ich habe generell einen guten Schlaf. Allerdings ist es relativ egal, wann ich abends ins Bett gehe, das Aufstehen am nächsten Morgen ist nicht meine Stärke. Die Schlummertaste auf dem Smartphone drücke ich mehrmals, dabei nervt mich der Alarmton so sehr, dass ich das Handy am liebsten mit meinem Kissen ersticken würde – wenn ich nur nicht so müde wäre. In dunkleren Wintermonaten stellt sich alles nochmal härter dar, da mich weder Licht noch Raum- und Außentemperatur dazu motivieren, das kuschelige Bett zu verlassen. Denke ich an die Momente, in denen es mir scheinbar mühelos gelang, vom Schlaf- in den Wachmodus zu schalten, so waren es Übernachtungen auf Berghütten, im lichtdurchfluteten Zelt – umgeben von neuseeländischen Urwaldgeräuschen und Meeresrauschen – oder im Kinderzimmer im bayerischen Voralpenland bei frischer Luft und einem Mix aus Kuh- und Kirchenglocken im Hintergrund. Die Faktoren Licht, Luft und Geräusche scheinen bei mir also eine wichtige Rolle zu spielen.
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Was kann das „Philips Connected Sleep & Wake-Up Light“?
Dementsprechend groß waren meine Erwartungen an das „Philips Connected Sleep & Wake-Up Light“. Denn das Gerät soll einen durch einen simulierten Sonnenaufgang zum gewünschten Zeitpunkt wecken. Zur Auswahl stehen dabei z. B. die Farbtöne Sunny Day, Caribbean Red oder Nordic White. Auch als Weckton stehen mehrere Optionen zur Verfügung – vom Klassiker Radio über mehrere Variationen an Vogelgezwitscher, nepalesische Klangschalen bis hin zu brechenden Wellen. Und ja: auch Kuhglocken! All das stellt man über die zugehörige SleepMapper-App ein.
Und da finden sich noch viele weitere Insights und Anregungen, die dabei helfen können, erholsamer zu schlafen und somit auch energiegeladener aufzuwachen. Mittels eines Sensors erfasst das Gerät Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtintensität und Geräuschpegel im Schlafzimmer. Farblich hervorgehoben sieht man auf den ersten Blick, wenn einer der Parameter nicht im – durch Forschungsergebnisse ermittelten – Optimalbereich liegt. Der soll laut App bei der Raumtemperatur bspw. zwischen 17 und 19 Grad liegen, die Luftfeuchte bei 40 bis 60 Prozent.
Wer nicht nur auf simulierte Sonnenaufgänge steht, kann das Gerät abends äquivalent für den Sonnenuntergang nutzen und entspannter und natürlicher in die Dunkelheit gleiten als bspw. durch das Betätigen eines Lichtschalters oder – leider viel zu oft – das Ausschalten des Fernsehers. Menschen, denen es beim Zubettgehen schwerfällt, vom Stress des Alltags loszukommen und die Unruhe noch länger wachhält, könnte die integrierte „RelaxBreathe“-Funktion helfen. Bei dieser Entspannungsübung wird durch Licht-Führung (wahlweise auch mit Ton) ein Atemrhythmus vorgegeben, der Körper und Geist beruhigen soll. Mit stärker werden Licht einatmen, Atem kurz anhalten, bei schwächer werdendem Licht ausatmen. Der Rhythmus lässt sich individuell einstellen, 6 bis 8 Atemzüge pro Minute werden empfohlen. Die ganze Übung soll 10 Minuten durchgeführt werden.
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Testfazit
Hat mir persönlich das „Philips Connected Sleep & Wake-Up Light“ geholfen, morgens sanfter aufzuwachen und ohne „Verzögerungstaktik“ aus dem Bett zu kommen? Jein. Ich habe mich wie wild durch Licht- und Tonvariationen kombiniert. Zu meiner Überraschung habe ich die Karibiksonne samt Brandungsgeräusch als ähnlich aggressiv wie mein Smartphone wahrgenommen. Aber das nordische Licht in Kombi mit dem Gesang der Waldvögel haben mich etwas besser an dunklen Morgen aus den Federn geholt. Dennoch: energiegeladen und schwungvoll aufstehen sieht anders aus. Zudem verpufft der Vorteil des Tageslichtweckers gegenüber dem normalen Wecker allerdings etwas, sobald die echte Sonne ohnehin wieder früh am Morgen aufgeht.
Sehr hilfreich fand ich den Check der Parameter zur Schlafumgebung beim Zubettgehen. Denn nichts ist einfacher, als z. B. noch mal gut durchzulüften, wenn Temperatur oder Luftfeuchtigkeit noch zu hoch bzw. zu niedrig sind. Etwas unbefriedigend ist allerdings die Erkenntnis, dass die Lautstärke von knapp 40 Dezibel bei geöffnetem Fenster zu hoch ist, ich aber ungern bei geschlossenen Fenster schlafe. Was also tun? Ohrstöpsel? Lieber nicht. Nice to have sind übrigens viele Tipps in der App rund um das Thema Schlaf. Aber die finden Sie ja auch bei FITBOOK.
Eine positive Überraschung war für mich die Atemübung zum Einschlafen. Es fühlt sich soviel besser und gesünder an, sich vor dem Schließen der Augen auf etwas anderes zu konzentrieren als Fernseher oder Smartphone. Nämlich auf etwas Essenzielles wie die Atmung. Die bewussten Atemzüge beruhigen und stoppen das Gedankenkarussell, das einen sonst vielleicht noch beschäftigen würde.
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Tageslichtwecker im FITBOOK-Test, Teil 2: „Nie wieder ohne!“
von Katharina Kunath, FITBOOK-Redakteurin
„Ich benutze seit circa drei Jahren einen Tageslichtwecker. Das Gerät – Modell Philips Wake-up Light HF3531/01 – war mit Sicherheit eine der sinnvollsten Anschaffungen, die ich je getätigt habe. Früher kam ich vor allem im Winter wahnsinnig schwer aus dem Bett. In meiner Schul- und Uni-Zeit war es mir wirklich unangenehm, dass ich ständig verschlief. Ich war so gut wie täglich zu spät dran, weil ich die Snooze-Taste mal wieder zu oft gedrückt hatte. Mein Körper wollte an dunklen Morgen einfach nicht von selbst aufwachen. Mühsam schleppte ich mich ins Bad, dort das grelle Licht anzuknipsen, kam mir wie ein brutaler Angriff auf mein noch im Halbschlaf versunkenes Gehirn vor. Mein Start in den Tag war deshalb auch nie schön: Ich war gestresst, hatte meist zu wenig Zeit zum Frühstücken und musste mich in aller Eile fertig machen.
Das änderte sich, sobald der Tageslichtwecker Einzug in mein Schlafzimmer erhielt. Das sanfte Licht macht den Raum morgens angenehm hell, ohne zu blenden. Weil sich die Augen schrittweise an die Helligkeit gewöhnen, fühlt sich das Aufwachen für mich sehr natürlich an. Ich fühle mich nicht mehr brutal aus dem Schlaf gerissen und stehe viel entspannter und besser gelaunt auf! Und so etwas wie eine Snooze-Taste brauche ich auch nicht mehr. Wie sehr ich mich mittlerweile an dieses sanfte Aufwachen gewöhnt habe, merke ich immer, wenn ich mal woanders übernachte: Wenn ich dann meinen Smartphone-Wecker benutzen muss, fühlt sich der Start in den Tag gleich viel weniger gut an.“
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Und was sagt die Schlafexpertin zum Tageslichtwecker?
Schlafexpertin Dr. Christine Blume forscht am Centre for Chronobiology der Universität Basel. Sie sagt: „Wünschenswert wäre es generell, wenn wir ohne Wecker aufwachen würden, dann wären viele von uns sicher ausgeschlafener.“ Dies sei aber für kaum jemanden machbar. Generell sei deshalb laut der Expertin alles, was uns das Aufwachen angenehmer gestalte, in Ordnung. Ob sanfte Geräusche oder die Imitation eines Sonnenaufgangs.
Sie verweist außerdem auf eine Studie aus dem Jahr 2013: In dieser wurde getestet, wie Proband*innen nach einer kurzen Nacht mit sechs Stunden auf die Verwendung eines Tageslichtweckers reagierten. Tatsächlich berichteten die Teilnehmenden, dass ihr Wohlbefinden und ihre Stimmung dadurch besser war, als durch den Einsatz von schwachem Licht nach dem Aufwachen oder kurzwelligem (=blauem) Licht. Auch Ihr Cortisolspiegel war höher, als in den Vergleichsversuchen und sie erbrachten in der Testphase bessere kognitive Leistungen.