4. Oktober 2023, 10:56 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Gedächtnisstörungen im Alter sind nicht immer ein Grund zur Besorgnis. Manchmal können es aber auch Anzeichen einer beginnenden Demenz sein. Wann man zum Arzt gehen sollte.
Wo ist der Hausschlüssel, wo das Smartphone, und wie hieß diese Person noch mal? Vergesslichkeit kennt jeder Mensch. Doch ab wann könnten es erste Anzeichen einer möglichen Demenz sein?
Übersicht
Was genau bedeutet Demenz?
Wenn es um den Verdacht einer Demenz geht, ist eine Begriffserklärung wichtig: „Demenz und Alzheimer werden sehr häufig verwechselt“, sagt Prof. Oliver Peters, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité in Berlin. Die kürzeste Erklärung laute: „Demenz hat viele Ursachen, Alzheimer ist die häufigste.“
Von einer Demenz spricht man, wenn geistige und emotionale Einschränkungen vorliegen, die den Alltag über mindestens sechs Monate beeinträchtigen. Das heißt in fortgeschrittenen Stadien: Jemand anders muss sich um die betroffene Person kümmern, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben ist nur noch eingeschränkt möglich, sagt Peters. Das Syndrom kann viele Ursachen haben und es tritt in Zusammenhang mit verschiedenen Krankheiten auf, die teils gut behandelbar sind.
Führt eine Alzheimer-Erkrankung zu Demenzsymptomen, gibt es aber noch keine ursächliche Therapie, um die Krankheit zu heilen. Trotzdem kann es sich lohnen, möglichst früh Klarheit zu haben und mögliche Warnzeichen folglich ernstzunehmen. Denn eine symptomatische Therapie kann die Lebensqualität deutlich verbessern.
Auch interessant: 6 Gewohnheiten, die das familiär bedingte Demenzrisiko halbieren
Anzeichen, die auf Demenz hindeuten können
„Eine Vorstellung beim Arzt ist generell geboten, wenn die Gedächtnisstörungen neu auftreten und anhalten oder wenn für den Betroffenen wichtige Dinge vergessen werden“, erklärt Prof. Janine Diehl-Schmid, Leiterin des Zentrums für kognitive Störungen am Klinikum rechts der Isar in München. Gleiches gelte, „wenn die Betroffenen unangemessen oft Fragen oder Gesprächsinhalte wiederholen, weil sie sich nicht mehr erinnern können, dass sie dieses oder jenes schon erzählt oder gefragt haben.“
Auch Orientierungsstörungen oder Probleme mit der Benutzung von Smartphone, Computer oder Kaffeemaschine sind Alarmsignale – sofern das vorher jeweils problemlos funktioniert hat.
Wenn Angehörigen solche Signale auffallen, sollten sie dies behutsam ansprechen und immer wieder einfühlsam darauf hinweisen. „Es gibt das Phänomen der fehlenden Krankheitseinsicht, das oft im Rahmen von Demenzerkrankungen vorkommt“, erklärt Oliver Peters. Es könne zu Abwehrreaktionen kommen, wenn man zu viel Druck ausübe und das Thema nicht empathisch genug anspreche.
Auch interessant: Zu wenig Schlaf bei Menschen zwischen 50 und 70 kann Demenzrisiko erhöhen
Gedächtnisstörungen „Normale“ Vergesslichkeit oder Demenz? Die Unterschiede
Demenzerkrankung Alzheimer – Symptome, Ursachen und Behandlung
Alltag erleichtern Tipps für Angehörige im Umgang mit an Demenz Erkrankten
Was tun, wenn ein Verdacht auf Demenz besteht?
Ein erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein, der seinen Patienten idealerweise bereits mehrere Jahre kennt. „Allerdings ist unsere Erfahrung, dass in Hausarztpraxen die Frühstadien der Demenzen beziehungsweise das Prä-Demenzstadium nicht selten übersehen werden“, sagt Janine Diehl-Schmid. „Außerdem stehen in der Hausarztpraxis nur selten die Möglichkeiten zur weiteren Diagnostik zur Verfügung.“
Hier könnten niedergelassene Neurologen oder Psychiater eine gute Adresse sein, um festzustellen, ob im konkreten Fall „nur“ eine Vergesslichkeit vorliegt oder es sich um beginnende Demenz handelt.
Oliver Peters empfiehlt den Besuch einer sogenannten Gedächtnissprechstunde, für die man entsprechende Adressen im Internet findet, zum Beispiel auf der Website der Deutschen Alzheimer Gesellschaft oder beim Kompetenznetz Demenzen.
„Sollte tatsächlich ein Prä-Demenzstadium diagnostiziert werden, gibt es zwar keine Therapie“, sagt Psychiaterin Diehl-Schmid. „Aber für viele Menschen ist es wichtig, zu wissen, was los ist. Sie erfahren, wie sie präventiv das Fortschreiten der Krankheit beeinflussen und ihre Lebensplanung entsprechend gestalten können.“
Mit Material von dpa