15. Dezember 2020, 5:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Während sich tausende scharfe Spitzen aus Hartplastik in den nackten Rücken bohren, sollen sich gleichzeitig Geist und Körper herrlich entspannen. Das versprechen Akupressurmatten, die es inzwischen von vielen Anbietern gibt. Unsere Autorin hat sich eine Woche lang jeweils abends und morgens draufgelegt.
Das Konzept einer Akupressurmatte gehört vermutlich zu den ältesten Entspannungswerkzeugen überhaupt. Echte Fakire nutzen Nagelbretter nämlich nicht aus Showgründen, sondern vor allem, um mentale und körperliche Blockaden zu lösen. Spirituelle Stressbewältigung, sozusagen. Ebenso wird Akupressur als Mittel gegen Schmerz- und Stressbekämpfung in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) seit Jahrtausenden erfolgreich eingesetzt. Durch das Aktivieren von bestimmten Druckpunkten – so die Auffassung – wird die Lebensenergie Qi wieder in den Fluss gebracht, was wiederum die Selbstheilungskräfte anregen soll.
Inhaltsverzeichnis
Akupressurmatten – große Auswahl an Herstellern
Was ist da dran an der Wirkung von Akupressurmatten? Ich wollte es wissen und so habe ich mich als Testobjekt für die ShaktiMat entschieden. Der schwedische Hersteller gehört zu den Akupressurmatten-Pionieren und liegt preislich mit ca. 58 Euro im Mittelfeld. Matten anderer Anbieter wie Tomshoo, Intey, Pranamat oder Mysa unterscheiden sich von Prinzip wie Design nur minimal, wodurch ein ähnlicher Effekt zu erwarten wäre.
Das versprechen die Hersteller von Akupressurmatten
Helfen sollen Akupressurmatten bei regelmäßiger Anwendung gegen:
- Menstruationsschmerzen
- Nackenschmerzen
- Schlaflosigkeit
- Innerer Unruhe
- Muskelverspannungen
- Leichten Angstzuständen
- Kopfschmerzen
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Die ersten 5 Minuten auf der Matte? Fast nicht zum aushalten
Ganz ehrlich – mein erster Gedanke beim allerersten Test-Liegen: „Ich muss hier sofort wieder runter. Das ist ja fast nicht zum Aushalten! Was hat das bitte mit Entspannung zu tun?“ Die Spitzen aus Hartplastik sind wirklich extrem scharf, selbst wenn mit einem T-Shirt zum Schutz am Anfang geschummelt werden darf. Doch steht in der mitgelieferten Anleitung, dass man durchhalten muss. Mindestens fünf Minuten, lohnt sich! Und da Durchhalten eines der Hauptthemen von 2020 ist, wäre es doch gelacht, vor einer Akupressurmatte zu kapitulieren. Also, Augen zu und atmen!
Nach 20 Minuten ist die Entspannung da
Und tatsächlich: Wenige Minuten später ist von den penetranten Picksern kaum mehr etwas zu spüren. Stattdessen wird der Rücken ganz heiß, ähnlich wie bei einem Wärmepflaster, während sich im Kopf ein angenehmer präsenter Dämmerzustand breitmacht. Genau genommen ist das der Moment, in dem mein Gehirn sein eigenes „Anti-Schmerz-Programm“ anschmeißt, indem es jede Menge tröstende Endorphine losschickt. Und wo Glückshormone fluten, haben selbstredend Stress und Schmerzen keinen Platz mehr. Soweit der überraschende Sofort-Effekt. Besonders eindrucksvoll: Nach 20 Minuten Shakti-Meditation ist die Haut extrem stark durchblutet und fühlt sich durch die unzähligen Spitzen-Abdrücke ähnlich noppig wie eine Anti-Rutschmatte an. Ein Anblick, der für Außenstehende heftiger aussieht, als er ist. Und die Entspannung ist da.
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Wirkung aus Sicht der Forschung
Trotz vieler positiver Erfahrungsberichte Einzelner, sieht die wissenschaftliche Studienlage diesbezüglich etwas mau aus. Doch es gibt Hinweise: In einer Studie von 2012 untersuchten Forscher*innen die Wirksamkeit von Akupressurmatten bei starken Nacken- und Rückenschmerzen. Insgesamt 82 Personen nahmen daran teil. Diejenigen, die Akupressurmatten verwendeten, verzeichneten signifikant niedrigere Schmerzbewertungen als die mattenlose Kontrollgruppe.
Was allerdings die Aktivierung der Selbstheilungskräfte betrifft, dem kommt die Wissenschaft immer mehr auf die Spur. Neue Erkenntnisse deuten darauf hin: Selbstheilung beginnt tatsächlich im Kopf und meditative Zustände unterstützen diesen Prozess stärker als lange angenommen.
Vergleich Die besten Akupressurmatten gegen Schmerzen, Verspannungen und Stress
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1 Woche täglich 30 Minuten auf der Matte – persönliches Fazit
Doch noch einmal zurück zum Test: Morgens, noch im Bett liegend, zehn Minuten; abends vor dem Schlafengehen 20 Minuten – nach anfänglichen Überwindungen machen sich wenige Akupressurmatten-Sessions später weitere Effekte bemerkbar. Ich schlafe schneller ein, wache munterer auf und vor allem lässt diese fürchterlich bleiernde Corona-Grund-Anspannung etwas nach. Nicht komplett, aber immerhin so, dass mir dadurch erst richtig bewusst wurde, wie sehr ich mich bereits dran gewöhnt hatte.
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21 Tage dauert es laut Hersteller, bis der Shakti-Effekt so richtig einschlägt. Deshalb kann ich nach einer Test-Woche nur ein kleines Zwischenfazit ziehen: Die Zeit auf der Akupressurmatte ist zu einem angenehmen Lockdown-Ritual geworden. Nicht zuletzt, weil es auf 6.210 scharfen Spitzen liegend völlig unmöglich ist, zu grübeln. Schon allein das entspannt! www.shaktimat.de