28. Mai 2021, 11:33 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ohne Adamsapfel wären Sprechen und Essen eine Qual. Der Vorsprung im Hals reguliert und schützt. Auch Frauen haben einen Schildknorpel.
Der Adamsapfel, das ist der spitze Vorsprung im Hals. Der hüpft bei Männern beim Schlucken und Sprechen rauf und runter – mal mehr, mal weniger stark. Bei Frauen ist der Adamsapfel in der Regel nicht zu sehen. Aber auch sie haben einen vergleichbaren Bereich im Kehlkopf. Der ist jedoch eher stumpf und kann am weiblichen Hals nur ertasten werden.
Übersicht
Woher hat der „Adamsapfel“ seinen Namen?
Die Bezeichnung „Adamsapfel“ spielt auf die biblische Erzählung vom Sündenfall an. Als Adam in den Apfel vom Baum der Erkenntnis biss, soll ihm nach altem Volksglauben der Bissen im Hals stecken geblieben sein. Einmal von der verbotenen Frucht genascht, ist der Mann für immer mit dem spitzen Vorsprung gezeichnet. Das ist natürlich ein Mythos, der zudem etwas hinkt. Denn Adam bedeutet im Hebräischen auch „Mensch“. In der Medizin werden ganz andere Gründe für die Bildung des Adamsapfels genannt.
Warum haben Männer einen spitzen Adamsapfel?
In der Kindheit sieht der Hals bei Mädchen und Jungen in der Regel gleich aus. Das äußere Bild ändert sich mit Beginn der Pubertät. In Schüben wird dann bei Jungs das Hormon Testosteron ausgeschüttet. Das bewirkt unter anderem ein stärkeres Wachstum des Kehlkopfes und der Stimmbänder.
Aus diesem Grund kommen Jungs in diesem Lebensabschnitt in den Stimmbruch. Die Stimmlippen wachsen und werden länger, wodurch sie langsamer schwingen. Als Folge wird der Klang der Stimme dunkler. Bis sie sich in tieferer Lage gefestigt hat, kann die Stimme pubertierender Jungs hin und wieder hoch und runter „kieksen“. Es wirkt, als würde die Stimme brechen. Daher der Begriff „Stimmbruch“. Diese Schwankungen der Stimme rühren daher, dass das Wachstum des Kehlkopfes unregelmäßig verläuft.
Wozu gibt es eigentlich Kehlkopf und Adamsapfel?
Der Adamsapfel ist eine Verdickung am Schildknorpel, dem größten Knorpel des Kehlkopfs. Ohne diesen wäre die Nahrungsaufnahme eine quälende Angelegenheit. Denn der Kehlkopf schützt nicht nur die Stimmbänder. Er trennt auch den Eingang der Speiseröhre von dem der Luftröhre.
Ohne einen Adamsapfel wäre auch das Sprechen ziemlich mühsam. Denn er gilt als sogenanntes „Widerlager“ für die Vokalmuskeln. Diese Muskeln des Sprachapparats müssen ausreichend festgehalten sein. Wären sie zu weich, könnten wir nicht richtig sprechen. Das Widerlager Adamsapfel reguliert die Muskelkräfte im Sprachapparat.
Hat der Adamsapfel noch weitere Aufgaben? Nein, sagt Dr. Alexander Mainka. Er ist leitender Oberarzt der Klinik für Audiologie und Phoniatrie an der Charité in Berlin. „Der Schildknorpel sichert einen reibungslosen Ablauf der Funktionen des Kehlkopfes, also Atmung, Stimmgebung und Schlucken. Eine zusätzliche Funktion des oberen, mittigen Anteils dieses Knorpels, dem sogenannten „Adamsapfel“, gibt es nicht.“
Kann der Adamsapfel erkranken?
Krankheiten am Adamsapfel sind sehr selten. Prinzipiell können meist gutartige Geschwülste am Schildknorpel auftreten. Erkrankungen am Kehlkopf selbst kommen hingegen öfter vor und betreffen meist Schleimhaut, Nerven oder Muskulatur. Florian Kiefer ist Professor und Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechsel in Wien. Er erklärt: „Eine der häufigsten Erkrankungen im Bereich des Adamsapfels ist die Kehlkopfentzündung, die auch Laryngitis genannt wird. Diese kann zum Beispiel durch Viren oder Bakterien ausgelöst werden, aber auch durch starken Reflux. Darunter versteht man den Rückfluss von Magensäure. Typische Beschwerden sind Heiserkeit, Schluckbeschwerden und Schmerzen in dem Bereich.“
Um sicherzugehen, worunter der Patient leidet, wird der Kehlkopf mit einer kleinen, schlauchförmigen Kamera von innen untersucht. Ganz ähnlich, wie bei einer Magenspiegelung. Und dann? Kiefer erklärt: „Die Behandlung richtet sich nach der Ursache, grundsätzlich sollte die Stimme geschont und auf Rauchen verzichtet werden. Bei bakteriellen Infektionen können Antibiotika zum Einsatz kommen. Bei Reflux als Ursache können Säureblocker verwendet werden.“
An weiteren Krankheiten kann Kehlkopfkrebs auftreten, vor allem bei Rauchern. Zeigt sich unterhalb des Adamsapfels eine Schwellung, sollte eine mögliche Erkrankung der Schilddrüse abgeklärt werden. Solch ein Kropf wird nicht immer gleich entdeckt, denn er kann über längere Zeit und schmerzfrei wachsen.
Luftröhrenschnitt bei Verletzungen am Adamsapfel
Unfälle und tätliche Angriffe, zum Beispiel durch einen Schlag gegen den Kehlkopf, verursachen mitunter schwere Verletzungen am Adamsapfel und Kehlkopf. Sind damit die Atemwege eingeengt, kann das lebensbedrohlich sein. Als Notmaßnahme wird dann künstlich beatmet und die Verletzung operativ behandelt.
Professor Kiefer: „Der Schildknorpel spielt auch eine wichtige Rolle beim Luftröhrenschnitt, der notfallmäßig bei akuter Erstickungsgefahr gemacht wird. Dabei wird nämlich die Membran zwischen dem Schildknorpel und dem Ringknorpel des Kehlkopfes mit einem Skalpell eröffnet, um einen Beatmungsschlauch einführen zu können.“
Können auch Frauen einen großen Adamsapfel haben?
Wie anfangs erwähnt, haben auch Frauen einen Schildknorpel – man könnte ihn als „Evaapfel“ bezeichnen. Bei den meisten Frauen ist dieser kaum sichtbar, der Grund ist die Halsform. Mainka von der Charité erklärt: „Der wesentliche geschlechtstypische Unterschied besteht in der reliefbildenden Eigenschaft für die Halskontur. Bei Männern ist diese vorhanden, bei Frauen ist der obere, mittige Anteil des Schildknorpels typischerweise nicht reliefbildend.“
Bei einigen Frauen ist der Schildknorpel dennoch deutlicher ausgeprägt als bei anderen. Auch hier spielen die Hormone eine Rolle. Ein sichtbarer Adamsapfel ist bei Frauen in der Regel nicht ungesund, kann aber mitunter ein ästhetisches Problem darstellen.
Mit der Gabe spezieller Hormone lässt sich der Adamsapfel zwar nicht wieder verkleinern. Bei großer seelischer Belastung ist unter Umständen jedoch eine operative Veränderung möglich. Das wäre zum Beispiel auch eine Möglichkeit für Mann-zu-Frau-Transsexuelle im Rahmen einer Geschlechtsangleichung.
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Großer Adamsapfel, gesteigerte Libido?
Die Frage aller Fragen: Deutet ein stattlicher Adamsapfel auf die Ausstattung des besten Stückes beim Mann hin? Oder könnte die Libido gesteigert sein? Die Frage ist nicht ganz abwegig. Denn der Adamsapfel entsteht unter dem Einfluss der männlichen Hormone, insbesondere Testosteron. Diese Hormone seien für Libido und Fortpflanzung ganz wichtig, so Florian Kiefer.
Der Adamsapfel werde zudem als ein sekundäres Geschlechtsmerkmal bezeichnet, wie auch die typische männliche Körperbehaarung. „So gesehen, kann ein kleiner Adamsapfel oder ein fehlender Stimmbruch auf eine mangelnde Testosteronproduktion bei Jungen in der Pubertät hinweisen. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Größe des Adamsapfels und der Größe der männlichen Fortpflanzungsorgane sei jedoch nicht bekannt“, erklärt Florian Kiefer.