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US-Studie

Forscher entdecken Zusammenhang zwischen Herpes und Demenz-Erkrankungen

Herpes Demenz:
Lippenherpes zeigt sich durch Blasen am Mund, die aufplatzen Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

12. Oktober 2021, 18:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Herpes und Demenz? Die These ist umstritten. Neueste Forschungsergebnisse bekräftigen sie nun aber erneut.

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Schon länger vermuten Forscher einen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Herpes und Demenz. In einer 2018 veröffentlichten Studie aus Taiwan begleiteten Wissenschaflter 8000 Patienten mit einer Herpes-Infektion zehn Jahre langt. Zusätzlich verglichen sie die Probanden mit 25.000 Personen, die nicht infiziert waren. Dabei stellte sich heraus, dass die mit Herpes Infizierten ein um 2,5-fach erhöhtes Demenzrisiko hatten. Wurden diese Patienten antiviral behandelt, sank das Risiko gen Null.1

Trotz dieses bemerkenswerten Resultats wird weiterhin debattiert, inwieweit eine Herpes-Infektion und Alzheimer bzw. Demenz wirklich zusammenhängen. Eine neue, jetzt in „Nature Communication“ publizierte Studie hat nun weitere Hinweise entdeckt.

Herpes kann Folgen fürs Gehirn haben

Herpesviren infizieren das zentrale Nervensystem. Grundsätzlich werden sie in zwei Typen unterteilt – HSV-1 und HSV-2. Typ 1 wird überwiegend oral übertragen und verursacht Fieberbläschen, kann aber auch den Genitalbereich betreffen. Typ 2 kann nur beim Geschlechtsverkehr weitergegeben werden. Beide Infektionsarten bleiben ein Leben lang im Körper.2

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Wie lief die Herpes-Studie ab?

Für ihre Studie konzentrierten sich die Forscher der Universität Illiniois in Chicago (USA) auf das Herpes-Simplex-Virus Typ 1 (HSV-1). Dieses betrifft laut WHO weltweit über drei Milliarden Menschen. Viele haben keine Symptome und wissen daher nicht, dass sie die Infektion in sich tragen. Bei den meisten anderen sind die Beschwerden eher leicht. Doch bei Personen mit Immunschwäche kann Herpes schwerwiegende Folgen wie degenerative Erkrankungen am Gehirn und an den Augen oder eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) haben – und sogar zum Tod führen.

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Deshalb wollte das US-Forschungsteam nun herausfinden, warum das Herpesvirus bei immunschwachen Menschen so gefährlich werden kann. Anhand einer Tierstudie mit Herpes-infizierten Mäusen entdeckten sie, dass dabei ein spezielles Protein mit Namen Optineurin (OPTN) eine entscheidende Rolle spielt. Es hilft den Zellen, das Virus abzubauen.3

Die Rolle des Proteins Optineurin

Bei der Mäusegruppe, denen das Protein fehlte, weil die Forscher den Tieren zuvor das OPTN-produzierende Gen entfernt hatten, häuften sich Infektionen und Todesfälle. „Die Studie zeigt, dass ein OPTN-Mangel die Immunreaktion beeinträchtigt“, erklärte der an der Forschung beteiligte Wissenschaftler Chandrashekhar Pati in einer Pressemitteilung. Ohne das virenstoppende Protein verbreitete sich das Virus in den Gehirnen der Mäuse sehr zügig. Infolge verkümmerten Nervenzellen, sogenannte Neuronen, sehr schnell. Schließlich starben die Tiere.

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Herpes und Demenz wegen fehlendem Protein?

Doch die Untersuchung brachte noch mehr zutage. Die Mäuse, denen es an OPTN mangelte, zeigten auch einen stärkeren kognitiven Verfall. So konnten sie 30 Tage nach ihrer Herpesinfektion Objekte nicht mehr erkennen. Daraus lasse sich schließen, dass OPTN nicht nur daran beteiligt sei, das Herpesvirus in den Nervenzellen zu unterdrücken.

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Die Studienergebnisse deuteten laut Forschungsleiter Dr. Deepak Shukla zudem darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Mangel des Proteins und neurodegenerativen Erkrankungen mit Einschränkungen kognitiver Fähigkeiten geben könnte. Im Umkehrschluss könne das Behandeln von OPTN-Mangel bei Betroffeneden womöglich ein Ansatz sein, Krankheiten wie Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Demenz oder Alzheimer vorzubeugen.4 Auf dieser These könnte nun weitere Forschung aufbauen.

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Quellen

  1. Nian-Sheng Tzeng, Chi-Hsiang Chung, Fu-Huang Lin, Chien-Ping Chiang, Chin-Bin Yeh, San-Yuan Huang, Ru-Band Lu, Hsin-An Chang, Yu-Chen Kao, Hui-Wen Yeh, Wei-Shan Chiang, Yu-Ching Chou, Chang-Huei Tsao, Yung-Fu Wu & Wu-Chien Chien (2018): Anti-herpetic Medications and Reduced Risk of Dementia in Patients with Herpes Simplex Virus Infections—a Nationwide, Population-Based Cohort Study in Taiwan. Neurotherapeutics
  2. WHO. Herpes simplex virus.
  3. Shukla D, Patil C, Ames J et al. (2021): OPTN is a host intrinsic restriction factor against neuroinvasive HSV-1 infection. nature communications
  4. University of Illinois at Chicago (2021): Researchers Find Evidence of Link Between Herpes Simplex (Cold Sores) and Neurodegenerative Diseases. SciTechDaily
Themen Demenz
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