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Zirkadianer Rhythmus

Wie sich die innere Uhr auf Kopfschmerzen auswirkt

Insbesondere Cluster-Kopfschmerzen und Migräne treten meist zu bestimmten Tageszeiten auf, wie eine Studie nun herausfand. Dabei spielen auch Hormone eine Rolle
Insbesondere Cluster-Kopfschmerzen und Migräne treten meist zu bestimmten Tageszeiten auf, wie eine Studie nun herausfand. Dabei spielen auch Hormone eine Rolle Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

3. April 2023, 20:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Leiden. Die Bandbreite reicht von Spannungskopfschmerzen bis zu unerträglichen Cluster-Kopfschmerzen sowie Migräne. Vor allem in den beiden letzten Fällen spielt vermutlich der zirkadiane Rhythmus, der von unserer inneren Uhr gesteuert wird, eine wichtige Rolle.

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Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts leiden in Deutschland etwa 15 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer unter Migräne.1 Zusammen mit Spannungskopfschmerzen ist es die am häufigsten diagnostizierte Art der Kopfschmerzen in Deutschland.2 Dabei werden rund 200 verschiedene Arten unterschieden. Dazu gehört auch die besonders schmerzvollen, aber etwas seltener auftretenden Cluster-Kopfschmerzen. Doch gerade bei diesen Kopfschmerzen sowie bei der Migräne spielt offenbar der zirkadiane Rhythmus, welcher von unserer „inneren Uhr“ gesteuert wird, eine wichtige Rolle. Das könnte der Grund sein, warum viele Menschen Kopfschmerzen immer zur gleichen Tageszeit bekommen.

Die „innere Uhr“ steuert den zirkadianen Rhythmus

Als zirkadianen Rhythmus bezeichnet man wiederkehrende Prozesse im Körper, die meist in einem 24-Stunden-Zyklus stattfinden. Diese Rhythmen in unserem Körper werden von der biologischen Uhr gesteuert, die umgangssprachlich auch als „innere Uhr“ des Menschen bezeichnet wird. Diese Prozesse werden im Körper durch Hormone, aber auch von außen durch Faktoren wie Licht beeinflusst. Der wohl bekannteste ist der Schlaf-Wach-Rhythmus, der sowohl durch Tageslicht und Dunkelheit als auch durch die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin gesteuert wird. Amerikanische Forscher fanden nun in einer Studie heraus, dass der zirkadiane Rhythmus auch an Kopfschmerzen wie Migräne und Cluster-Kopfschmerzen beteiligt ist.3 Das könnte der Grund sein, warum diese Art der Kopfschmerzen oft zur gleichen Tageszeit auftreten.

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Cluster-Kopfschmerzen meist zur gleichen Tageszeit

Für ihre Meta-Analyse werteten Wissenschaftler von der amerikanischen Texas-Universität 72 Studien zum Thema Kopfschmerzen aus. Zudem haben sie auch genetische Untersuchungen herangezogen, um zu sehen, welche Rolle Gene bei der Entstehung von Kopfschmerzen spielen. Die Auswertung der Daten ergab, dass 71 Prozent der Menschen mit Cluster-Kopfschmerzen diese jeden Tag zu etwa der gleichen Zeit hatten. Typischerweise treten diese meist spät nachts oder früh morgens auf. Zudem klagen Betroffene über Cluster-Kopfschmerzen häufiger im Frühjahr und Herbst als im Sommer und Winter. Bei der Genanalyse stellten die Forscher fest, dass es einen Zusammenhang zwischen den Cluster-Kopfschmerzen und bestimmten Genen gibt, die für den zirkadianen Rhythmus zuständig sind.

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Auch bestimmte Hormone können Kopfschmerzen auslösen

Da Hormone bei der Steuerung von biologischen Rhythmen beteiligt sind, haben sich die Forscher auch hier den Einfluss auf Kopfschmerzen angeschaut. Und tatsächlich stellten sie fest, dass Menschen, die unter Cluster-Kopfschmerzen leiden, erhöhten Cortisol-Werte und niedrige Melatonin-Werte aufweisen. Cortisol gilt als Stresshormon, dass es vermehrt in Stresssituationen ausgeschüttet wird. Es hält uns aber auch wach und kann sich so negativ auf unseren Schlaf auswirken. Melatonin gilt wiederum als Schlafhormon, da es uns müde macht und für einen guten Schlaf sorgt. Haben wir zu wenig Melatonin, kann es zu Schlafstörungen führen. Und laut den Wissenschaftlern führt der Mix aus zu viel Cortisol und zu wenig Melatonin offenbar auch zu regelmäßigen Kopfschmerzen.

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Migräne-Anfälle treten ebenfalls oft rhythmisch auf

Doch nicht nur Cluster-Kopfschmerzen werden offenbar vom zirkadianen Rhythmus bestimmt. Auch bei Menschen, die an Migräne leiden, fanden die amerikanischen Wissenschaftler einen Zusammenhang. Die Datenanalyse ergab, dass rund 50 Prozent der Betroffenen Migräneattacken zu bestimmten Tageszeiten hatten. Am häufigsten traten diese zwischen dem späten Morgen und frühen Abend auf, selten dagegen nachts. Und auch hier spielen offenbar bestimmte zirkadiane Gene eine Rolle. Doch nicht nur das: Menschen mit Migräne haben generell einen niedrigeren Melatoninspiegel, der insbesondere während der Attacken nochmals absinkt.

Was die Studienerkenntnisse für die Behandlung von Kopfschmerzen bedeuten

„Die Daten deuten darauf hin, dass diese beiden Kopfschmerzerkrankungen auf mehreren Ebenen stark zirkadian sind, insbesondere Cluster-Kopfschmerzen“, sagt der Studienautor Mark Joseph Burish, MD, PhD von der Texas-Universität in einer Pressemitteilung.4 Anhand dieser Ergebnisse könne man womöglich neue Behandlungsmethoden entwickeln, die Einfluss auf den zirkadianen Rhythmus nehmen. Dies könne sowohl medikamentös zu bestimmten Tageszeiten erfolgen als auch durch Verhaltenstherapien bei den Betroffenen.

Obwohl diese Studienanalyse Hoffnung macht für neue Therapieansätze bei Menschen, die häufig an Kopfschmerzen leiden, hat sie einen Haken. So lagen den Forschern keine Daten dazu vor, ob die Studienteilnehmer Medikamente einnahmen, in Nachtschichten arbeiteten oder psychische Erkrankungen hatten. Dies sind nämlich alles Faktoren, die unsere innere Uhr und damit den zirkadianen Rhythmus stören können.

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Quellen

Themen Kopfschmerzen
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