1. November 2024, 13:16 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Der Zahnschmelz zählt zu der härtesten Substanz im menschlichen Körper. Jedoch kann er durch das Zähneknirschen oder durch säurehaltige Lebensmittel Stück für Stück zerstört werden. Das Fiese daran: Er wächst nicht nach bzw. kann sich nicht regenerieren. FITBOOK-Autor Martin Lewicki erklärt, wie man seinen Zahnschmelz am besten schützt.
Unsere Zähne sind von einer schützenden Schicht umgeben, dem sogenannten Zahnschmelz. Darunter befindet sich das ebenfalls harte Zahnbein (auch Dentin genannt). Gemeinsam bilden sie die Zahnkrone – den sichtbaren Teil eines Zahns. Beide sorgen dafür, dass wir Nüsse knabbern können, einen Apfel durchbeißen oder einen Knoten mit den Zähnen lösen. Obwohl der Zahnschmelz das härteste Material des menschlichen Körpers ist, kann er unwiederbringlich geschädigt werden. Erfahren Sie hier, wodurch Zahnschmelz und das darunterliegende Dentin geschädigt werden und wie Sie Ihren Zahnschmelz stärken können.
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Übersicht
Was ist Zahnschmelz?
Der Zahnschmelz stellt die äußerste Schicht der natürlichen Zahnkrone dar und ist schon vor dem Durchbruch der Zähne vollständig entwickelt. Als härteste Substanz des menschlichen Körpers kann er enormen Druck beim Kauen standhalten. Da der Zahnschmelz außergewöhnlich hart ist, kann er vom Zahnarzt nur mit speziellen rotierenden Instrumenten, die mit Diamantkörnern versehen sind, bearbeitet werden.1
Funktionen
Der Zahnschmelz umhüllt den Zahn wie eine Schutzschicht und schützt ihn vor Abnutzung, Bakterien und Schäden. Zudem verhindert er eine Entkalkung durch säurehaltige Lebensmittel und Getränke. Auch Temperaturschwankungen werden ausgeglichen, wodurch das Eindringen von Bakterien in den Zahn unterbunden wird.
Abgesehen von seiner Schutzfunktion, beeinflusst der Zahnschmelz auch die Zahnfarbe. In der Regel ist die hohe Konzentration an Hydroxylapatit für das weiße Aussehen der Zähne verantwortlich. Weil die Schmelzschicht an der Zahnkante dicker ist als am Zahnhals, wirken die Zähne an der Stelle weißer – während sie am Übergang zum Zahnfleisch gelblicher erscheinen. Der Zahnschmelz bewirkt durch den kristallinen Aufbau einen leichten Glanz der Zähne. Zudem besitzt der Zahnschmelz eine Reparaturfunktion: Auf seiner Oberfläche befindet sich nämlich ein unsichtbares Zahnschmelzoberhäutchen, auch „Cuticula dentis“ genannt. Dieses wird beim Zähneputzen abgetragen und bildet sich aus dem Speichel wieder neu.2
Was versteht man unter Zahnschmelzabbau?
Auch wenn Zahnschmelz hart und widerstandsfähig ist, kann er unter bestimmten Umständen geschädigt werden. Zahnmediziner sprechen in diesem Kontext auch von Zahnerosion oder dentaler Erosion. So kann der Zahnschmelz nämlich durch regelmäßigen Kontakt mit Säuren (aus Obst und Getränken) erweichen und sich abbauen, wodurch er poröser, dünner und weniger widerstandsfähig wird. Dadurch steigt das Risiko für Zahnerkrankungen wie Karies oder Parodontitis.
Woran erkennt man einen Abbau?
Bereiche, die von einem Zahnschmelzabbau betroffen sind, wirken häufiger matter oder durchscheinender, wodurch es sein kann, dass das gelbliche Zahnbein (Dentin) sichtbarer wird. Sollte das Dentin frei liegen, kann es zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit der Zähne kommen.3
Symptome, die auf einen Abbau des Zahnschmelzes hindeuten könnten, sind:
- Verfärbungen: Zähne können gelblicher wirken, weil mehr Dentin freigelegt wird.
- Zahnschmerzen: Die Zähne reagieren empfindlicher auf heiße oder kalte Speisen.
- Sprünge und Dellen: Auf den Kauoberflächen kann es zur Entstehung von Sprüngen und kleinen Eindellungen kommen.
- Durchsichtige Kanten: In der Nähe der Bissflächen können die Vorderzähne durchsichtig werden.
Zahnschmelzverlust durch Abrasion
Unter Abrasion versteht man die mechanische Abnutzung des Zahnschmelzes. Dies kann einerseits beim Zähneputzen geschehen. Wer zum Beispiel
- eine zu harte Zahnbürste benutzt,
- zu stark aufdrückt,
- zu exzessiv seine Zähne putzt oder
- nur zahnaufhellende Zahnpasta mit Schleifpartikeln benutzt,
der kann seinen Zahnschmelz dadurch nachhaltig schädigen.
Eine weitere mechanische Abnutzung passiert beim Zähneknirschen – der Fachausdruck lautet hier Bruxismus. Das Gemeine dabei ist, dass es oft nachts im Schlaf von uns unbemerkt geschieht. Wenn man morgens nach dem Aufwachen Kieferschmerzen oder Verspannungen im Kauapparat spürt, ist es sehr wahrscheinlich ein Indiz dafür, dass man nachts mit den Zähnen geknirscht hat.
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Die Problematik mit dem Zähneknirschen
Obwohl der Zahnschmelz härter als jeder Knochen im Körper ist, kann auch er dem enormen Kaudruck des Gebisses nicht dauerhaft standhalten. Wie die Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik berichtet, kann die punktuelle Kaukraft bis zu 800 Newton betragen und im Schlaf 20 bis 40 Minuten lang anhalten. Als Resultat drohen Risse im Zahnschmelz, Defekte am Zahnhals bis zu Absplitterungen. Im fortgeschrittenen Stadium erkennt man den Verlust des Zahnschmelzes und des Dentins durch eine Verkürzung der Zähne: Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes abgeschliffen.
Meistens verursachen zwei Faktoren das Zähneknirschen. Zum einen sind sogenannte Störkontakte im Kauapparat dafür verantwortlich. Schiefe Zähne, Zahnlücken, zu hohe Füllungen oder Zahnkronen können zu Fehl- oder Frühkontakten im Gebiss führen, an denen man sich im Schlaf regelrecht abarbeitet. Zum anderen führt auch Stress im Alltag zu Verspannungen im Kausystem und dem daraus resultierenden Zähneknirschen. So muss man die Ursachen für das Zähneknirschen erkennen und beseitigen, sonst ist der Verlust des Zahnschmelzes nicht aufzuhalten.
Zahnschmelzverlust durch Erosion
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Zahnschmelzverlust ist die sogenannte dentale Erosion. Damit meint man die Schädigung des Zahnschmelzes durch die direkte Einwirkung von Säuren. Dabei werden zunächst der Zahnschmelz und dann das darunterliegende Dentin aufgeweicht und abgetragen.
Das passiert vorwiegend beim Essen und Trinken. Dass zuckerhaltige Speisen schlecht für die Zähne sind, ist wohl jedem bekannt. Doch auch Lebensmittel, die Säuren enthalten, sind schädlich. Insbesondere Zitrusfrüchte wie Ananas und Kiwi, aber auch säurehaltige Fruchtsäfte und Speisen wie Sauerkraut, saure Gurken etc. können den Zahnschmelz angreifen. Deswegen raten Zahnärzte dazu, niemals die Zähne direkt nach dem Verspeisen säurehaltiger Lebensmittel zu putzen, da man den angegriffenen Zahn zusätzlich mechanisch schädigt.
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Schädigende Säuren im Mund schneller neutralisieren
Die gute Nachricht: Speichel neutralisiert die Säuren im Mund und schützt so auf natürliche Weise den Zahnschmelz. Experten raten sogar dazu, nach Mahlzeiten zuckerfreien Kaugummi zu kauen, da er den Speichelfluss fördert, wodurch Säuren im Mund schneller neutralisiert werden. Wer jedoch zu häufig saure Lebensmittel isst oder schon vorgeschädigte Zähne hat (zum Beispiel durch das Zähneknirschen oder zu intensives Zähneputzen), der wird es spätestens an seinen schmerzempfindlichen Zähnen spüren. In diesem Fall ist der Zahnschmelz bereits stark geschädigt.
Auch wer an Reflux (Magensäure wird aufgestoßen) oder Bulimie (Erbrechen nach dem Essen) leidet, schädigt durch die aggressive Magensäure den Zahnschmelz. Mundtrockenheit führt ebenfalls dazu, dass Bakterien die Zähne leichter angreifen können, da der schützende Speichel fehlt. Bei Menschen, die mit geöffnetem Mund schlafen, ist das häufig ein Problem.
So stärkt man den Zahnschmelz
Der einfachste Tipp: Benutzen Sie zweimal täglich beim Zähneputzen eine fluoridhaltige Zahnpasta, denn sie unterstützt die Remineralisation des Zahnschmelzes. Fluoride und Kalziumphosphate werden in den Zahnschmelz eingebaut und schützen so vor einer Demineralisation des Zahns, erklärt die Kassenärztliche Bundesvereinigung.4
Empfehlenswert ist zusätzlich die Anwendung eines Fluorid-Gels einmal pro Woche. Hier ist die Fluoridkonzentration besonders hoch, weshalb solche Produkte für Kinder unter sechs Jahren nicht geeignet sind. Bei regelmäßiger Anwendung führen sie jedoch zu einer Remineralisation des Zahnschmelzes und helfen zudem gegen schmerzempfindliche Zahnhälse. Am besten, Sie fragen Ihren Zahnarzt, ob Sie ein Fluorid-Gel benötigen.
Ein weiterer Tipp kommt von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), der in der Leitlinie zur Kariesprophylaxe steht: Nach dem Essen sollte man am besten zuckerfreien Kaugummi kauen. Denn durch das Kauen wird der Speichelfluss angeregt, wodurch die schädlichen Säuren schneller neutralisiert werden.
Damit Sie den Zahnschmelzverlust rechtzeitig erkennen und gegensteuern können, sollten Sie mindestens einmal jährlich zur Zahnuntersuchung. Nur so können Sie sichergehen, dass Sie Ihre Zähne richtig pflegen und ggf. das Zähneknirschen nicht heimlich nachts ihren Zahnschmelz schädigt. In diesem Fall kann beispielsweise eine beim Zahnarzt angefertigte Aufbissschiene für Abhilfe sorgen.
Zahnschmelz stärken – Zusammenfassung
Im Folgenden haben wir alle Tipps zusammengetragen, wie Sie Ihren Zahnschmelz schützen:5
- benutzen Sie keine zu harten Zahnbürsten
- drücken Sie nicht zu stark beim Zähneputzen auf
- putzen Sie nicht länger als 3 Minuten die Zähne (zweimal täglich)6
- vermeiden Sie zahnaufhellende Zahnpasta mit Schleifpartikeln
- benutzen Sie fluoridhaltige Zahnpasta
- säurehaltige Getränke lieber per Strohhalm trinken
- Zähne nie direkt nach dem Verzehr säurehaltiger Speisen putzen (mindestens 30 Minuten abwarten)
- zuckerfreien Kaugummi nach dem Essen kauen
- Aufbissschiene gegen Zähneknirschen benutzen
- jährlich zur Zahnuntersuchung gehen
Nachgefragt beim Experten Wie gesund ist es, Kaugummi zu kauen?
Tipps zur Prophylaxe Wie oft sollte man sich die Zähne putzen?
Alltagsroutine Sollte man vor oder nach dem Frühstück Zähne putzen?
Kann Zahnschmelz neu aufgebaut werden?
Wie oben bereits erwähnt, kann sich Zahnschmelz nicht selbst regenerieren bzw. neu aufbauen. Es wird allerdings daran geforscht, Zahnpflegeprodukte auf den Markt zu bringen, die den Zahnschmelz neu entstehen lassen. So haben chinesische Forscher ein Gel mit Hydroxylapatit-Kristallen entwickelt, die sich an den bestehenden Zahnschmelz binden und es so vermehren können.7
Allerdings hat die Innovation einen Haken: Wie das Ärzteblatt berichtet, müsste die Behandlung mit dem Gel etwa 400 Mal wiederholt werden, damit der Zahnschmelz wieder aufgebaut ist.8 Zudem müsse in Studien noch die gesundheitliche Eignung der Inhaltsstoffe untersucht werden, da einige von ihnen Schleimhäute und Atemwege reizen könnten.