2. September 2021, 20:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mit höherem Alter wächst das Risiko für Demenz. Wie die Weltgesundheitsorganisation jetzt berichtet, nehmen die Demenzerkrankungen weltweit schnell zu. Darauf müssen sich alle Länder einstellen, auch Deutschland.
Die Zahl der Demenzkranken wird nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rasant steigen. Bis 2030 dürften rund 40 Prozent mehr Menschen weltweit mit Demenz leben als heute.
Übersicht
Zahl der Demenzkranken weltweit und in Deutschland
Betroffen waren 2019 nach Schätzungen weltweit etwa 55 Millionen Menschen, wie die WHO am Mittwoch in Genf berichtete. In Deutschland leben nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenz.
Der Lebensstil hat Einfluss auf das Demenzrisiko
Die positive Botschaft: Viele Menschen könnten ihr Risiko, an Demenz zu erkranken, deutlich reduzieren. Etwa durch einen gesünderen Lebensstil, gute Schulbildung und intakte Sozialkontakte. „Schulbildung baut Hirnreserven auf“, sagte WHO-Expertin Katrin Seeher in Genf. Als Risikofaktoren für Demenz nannte sie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen und soziale Isolation. Rauchen und Alkohol trinken gehören nach WHO-Angaben ebenfalls dazu. Auch ein Schutz des Gehirns, etwa bei bestimmten Aktivitäten Helmen tragen, dämme das Risiko von Demenz ein, sagte Seeher.
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Mehr Demenzkranke, weil wir alle immer älter werden
Einer der Hauptgründe für die steigenden Zahlen von Erkrankten ist die Tatsache, dass Menschen dank besserer Lebensbedingungen deutlich älter werden als frühere Generationen. Mit dem Alter steigt generell das Risiko nicht übertragbarer Krankheiten, darunter Demenz. „Demenz raubt Millionen Menschen das Gedächtnis, die Unabhängigkeit und die Würde, aber sie raubt uns anderen auch die Menschen, die wir kennen und lieben“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Kognitive und soziale Fähigkeiten gehen verloren
Demenz ist meist eine fortschreitende Krankheit, in deren Verlauf Betroffene kognitive Fähigkeiten verlieren, etwa beim Gedächtnis, der Orientierung und der Sprache, dem Verstehen, Lernen, Planen und Einschätzen. Auch die emotionalen und sozialen Fähigkeiten können langsam verloren gehen. Während dies mit fortschreitendem Alter öfter passiert, können darüber hinaus auch Krankheiten oder Verletzungen Veränderungen im Gehirn und damit Demenz auslösen. Dazu zählen Schlaganfälle, Unfälle oder die Alzheimer-Krankheit.
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Länder müssen sich auf wachsende Zahl Demenzkranker vorbereiten
Die meisten Länder seien auf die wachsende Zahl von Demenzkranken nicht genügend vorbereitet, so die WHO. „Die Welt lässt Menschen mit Demenz im Stich“, sagte Tedros. Es müsse mehr getan werden, um Betroffene bei einem Leben in Würde zu unterstützen. Auch die Personen, die sich um sie kümmern, dürfen mit der Verantwortung nicht allein gelassen werden. „Menschen mit Demenz sowie ihre Familien und Betreuerinnen und Betreuer erleben Diskriminierung aufgrund des Alters, Stigma und soziale Ausgrenzung. Das darf in unseren Gesellschaften keinen Platz haben“, so die WHO.
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WHO lobt deutsche Strategie
Die WHO stellt die seit 2019 in Deutschland entwickelte nationale Demenzstrategie als gutes Beispiel vor. Diese soll dafür sorgen, dass Menschen mit Demenz „in der Mitte der Gesellschaft“ bleiben. Darüber hinaus lobt die WHO auch die regionalen Alzheimer-Gesellschaften für ihren Einsatz während der Corona-Pandemie. Sie hätten Informationsmaterial, Podcasts und Videos erstellt, um Menschen mit Demenz und ihre Betreuer in der Zeit zu unterstützen.
Das Interesse an der Erforschung von Medikamenten gegen Demenz sei nach vielen enttäuschenden klinischen Studien gesunken, schreibt die WHO. Allerdings hätten die USA beispielsweise ihre jährlichen Investitionen in die Alzheimer-Forschung von 631 Millionen Dollar 2015 auf 2,8 Milliarden Dollar (rund 2,4 Mrd Euro) 2020 ausgeweitet.
mit Material von dpa