17. Februar 2020, 11:56 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wohl vor allem Freizeitsportler kennen Seitenstechen. Die gute Nachricht: Der Gesundheit schaden die krampfartigen Schmerzen nicht; dafür sind sie aber reichlich unangenehm und können das Workout vorzeitig beenden. Darüber, wovon sie ausgelöst werden, gibt es verschiedene Theorien. FITBOOK nennt die wahrscheinlichsten und erklärt auch, wie man Seitenstechen vermeiden kann.
Ob im Schulsport oder Vereinstraining: Überall finden sich Sportler, die das Gesicht schmerzhaft verziehen und sich an die linke oder rechte Seite des Bauches fassen. „Wenn man das Seitenstechen dann untersuchen will, ist es schon weg“, erklärt Prof. Klaus Völker die fehlenden Erkenntnisse der Medizin. Er ist Weiterbildungsbeauftragte der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Klar sei aber, dass Seitenstechen nur unter Belastung und meistens beim Ausdauersport (insbesondere beim Laufen) auftritt.
Erklärungsansätze für die Ursachen von Seitenstechen
Weil die Forschung bisher nicht abschließend nachweisen konnte, woher das Seitenstechen kommt, gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Eine davon hält Prof. Völker für am wahrscheinlichsten: dass die Beschwerden mit einer Umverteilung des Blutes während des Sports in Verbindung stehen. Unter Belastung steige die Durchblutung der arbeitenden Muskulatur um das bis zu Zwanzigfache. Dagegen wird die von Leber und Milz reduziert, wodurch diese verformt werden. Der Hypothese zufolge komme es zum Zug auf die sogenannten Briden, also die bindegewebsartigen Strukturen, an denen die Organe aufgehängt sind. Leber und Milz hätten außerdem empfindliche Kapseln. „Beides erzeugt wahrscheinlich die Schmerzen“, sagt Völker.
Ein weiterer Ansatz, der überzeugend wirke, sei die Gasblasen-Theorie. Der Experte umschreibt sie flapsig als „verklemmten Furz“.
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Was ist dran an der Zwerchfell-Theorie?
Laut Dr. med. Daniel Lay, Arzt von der Deutschen Sporthochschule in Köln, könnte auch das Zwerchfell die Schmerzen verursachen. Wer kurz vor dem Laufen isst, bei dem könnte auch der Magen gereizt werden. „Ich vermute, dass es eine Kombination aus mehreren Ursachen ist“, so Dr. Lay. Fest stehe: Gesundheitsgefährdende Auswirkungen sind nicht bekannt, Seitenstechen ist nichts Schlimmes. „Es geht nach dem Sport wieder weg und verursacht keine bleibenden Schäden“.
So lässt sich Seitenstechen verhindern
Wer Seitenstechen vermeiden will, sollte das Sportprogramm den eigenen Fähigkeiten anpassen. Ebenfalls hilfreich sei es, sich gut aufzuwärmen und die Belastung danach nur langsam zu steigern.
Vorsorglich ist zudem gezieltes Training für die Rumpfmuskulatur sinnvoll. Das sagt Physiotherapeut Andre Scholz (Geschäftsführer von Physion, Frankfurt am Main) zu FITBOOK. Von einem gestärkten Core profitiere nicht zuletzt die Haltung, und wie der Fachmann weiß, könne eine aufrechte Wirbelsäule während der Belastung die Gefahr auf Seitenstechen reduzieren.
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Laut Völker von der DGSP sollten Sportler spätestens zwei bis drei Stunden vor dem Workout eine komplette Mahlzeit zu sich nehmen, um der Verdauung genügend Zeit zu geben. „Und man sollte weniger blähende Kost zu sich nehmen“, sagt Völker. Dann sei die Gefahr einer Gasblase geringer.
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Was tun, wenn‘s doch sticht?
Schießt dann doch mal der Schmerz in die Seite, soll es helfen, einen Gang runterzuschalten. „Reduziert oder stoppt man das Training, sind die Symptome sehr schnell rückläufig“, weiß Physiotherapeut Scholz.
Lays Empfehlung: die Arme nach oben zu strecken, den Körper in eine aufrechte Haltung zu bringen und die an der Atmung beteiligten Muskeln damit zu dehnen. Auch das lange kontrollierte Ausatmen an sich könne schmerzlindernd wirken.