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Studie mit 85.000 Probanden

Künstliches Licht ab bestimmter Uhrzeit in der Nacht erhöht Diabetesrisiko

Licht Diabetes
Schon kleine Lichtquellen können den Körper daran hindern, sich zu erholen – auch wenn es Sie selbst gar nicht stört. Foto: Getty Images

3. Juli 2024, 11:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Lassen Sie nachts die Jalousien oben oder schlafen mit angeknipster Nachttischlampe? Wenn ja, könnte sich das negativ auf die Gesundheit auswirken. Eine neue Studie legt nahe, dass Personen, die nach Mitternacht künstlichem Licht ausgesetzt sind, ein höheres Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes aufweisen.

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Licht hat einen entscheidenden Einfluss auf unseren Körper und unsere „innere Uhr“. Bei Tageslicht wird das vegetative Nervensystem aktiviert und die Herzfrequenz erhöht. Nachts, bei Dunkelheit, wechselt der Körper in eine Art Ruhemodus. Die zirkadiane Rhythmik wirkt sich auch auf die Ausschüttung von Hormonen und den Blutdruck aus.1 Lichteinwirkung bei Nacht kann den Körper jedoch in Alarmbereitschaft versetzen. Ein Zustand, der auch am nächsten Tag noch spürbar ist – und sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Eine groß angelegte Studie konnte sogar den Zeitpunkt identifizieren, nach welchem die Exposition durch Licht das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht.

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Umfassende Studie mit knapp 85.000 Teilnehmenden

Ziel der Studie war es herauszufinden, ob individuelle Lichtexpositionsmuster das Risiko für Typ-2-Diabetes bei Einzelpersonen vorhersagen. Die 84.790 Probanden waren allesamt Teil der UK Biobank und zwischen 40 und 69 Jahren alt, wobei das Durchschnittsalter bei 62 Jahren lag. Zu 58 Prozent bestand die Gruppe aus Frauen. Alle Teilnehmenden trugen eine Woche lang Lichtsensoren am Handgelenk, die die Lichtexposition bei Tag und Nacht aufzeichneten. Zusammengefasst sammelten sie 13 Millionen Lichtstunden. Auf Basis dieser Daten konnte für jeden Probanden ein Lichtprofil erstellt werden, welches in Tages- und Nachtlicht (00:30–06:00 Uhr) unterteilt wurde. Ihr Gesundheitszustand wurde neun Jahre lang nachbeobachtet.2

Teilnehmer entwickelten eher Diabetes, wenn …

Während der Nachbeobachtungszeit erkrankten 1997 Personen an Diabetes. Die Untersuchungen der Wissenschaftler ergaben, dass die späteren Diabetiker während des einwöchigen Untersuchungszeitraums mit höherer Wahrscheinlichkeit zwischen 0:30 Uhr und 6:00 Uhr morgens Licht ausgesetzt waren – also nach Mitternacht.

Die Teilnehmer, die zu den oberen zehn Prozent hinsichtlich der Exposition von Nachtlicht gehörten, hatten ein um 53 Prozent höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, im Vergleich zu jenen, die zu den unteren 50 Prozent gehörten. Bei dieser Berechnung wurden auch Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Einkommen, materielle Benachteiligung, Bildung und Beschäftigungsstatus berücksichtigt.

Wie Licht die Insulinausschüttung beeinflusst

Die Ergebnisse beweisen zwar keine Ursache-Wirkungs-Beziehung, sie offenbaren jedoch eine dosisabhängige Beziehung zwischen hellerem Licht nach Mitternacht und dem Risiko eines Typ-2-Diabetes.

Bereits 2018 konnte herausgefunden werden, dass eine einzige Nacht mit Lichteinwirkung während des Schlafs zu einer erhöhten Insulinresistenz am nächsten Morgen führen kann. Bei einer Insulinresistenz ist der Körper nicht mehr dazu in der Lage, Glukose aus dem Blut zur Energiegewinnung zu nutzen. Um das auszugleichen, produziert die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin. Der Blutzuckerspiegel steigt. Langfristig kann dies zur Entstehung von Diabetes Typ 2 führen.3

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Einschränkungen der Studie

Eine Einschränkung der Studie besteht darin, dass die Forscher nicht die Essenszeiten der Probanden berücksichtigen konnten. Denn diese nehmen sowohl auf den zirkadianen Rhythmus als auch auf die Glukosetoleranz Einfluss. Zudem blieben einige sozioökonomische Faktoren unberücksichtigt, etwa die individuelle Beleuchtung der Umgebung des Wohnsitzes einer Person. Des Weiteren war das Durchschnittsalter der Probanden mit 62 Jahren recht hoch.

Zuletzt merkten die Autoren der Studie an, dass jeder Körper sehr unterschiedlich auf Licht reagiert. Die Lichtintensität, die zur Unterdrückung der Produktion von Melatonin, ein Hormon, welches unseren zirkadianen Rhythmus reguliert, ist sehr unterschiedlich. Je nach Person kann sie zwischen sechs und 350 Lux liegen.

Laborstudie zeigte auch einen Einfluss auf die Herzgesundheit

Nicht nur Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes können durch Licht im Schlaf beeinflusst werden. Auch Herzerkrankungen standen bereits im Fokus der Forschung. An einer Parallelgruppen-Studie in 2022 nahmen hierfür insgesamt 20 junge, gesunde Erwachsene teil. Zunächst schliefen die Probanden eine Nacht bei schwachem, gedimmtem Licht (unter 3 Lux). Die darauffolgende Nacht verbrachten sie unter dem Einfluss von mäßigem Licht (100 Lux) von oben.

Gemessen wurde sowohl die Herzfrequenz während der Nacht, als auch die Insulinresistenz am nächsten Morgen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass die nächtliche Herzfrequenz bei den Studienteilnehmern, die bei einer Lichtstärke von 100 Lux schliefen, erhöht war. Ebenso ihre Insulinresistenz am nächsten Morgen.4

Durch das Licht war der Körper in Alarmbereitschaft. In diesem Zustand erhöht sich die Herzfrequenz sowie die Geschwindigkeit, mit der das Blut durch den Körper fließt. Der Körper kann sich demnach nicht richtig ausruhen und regenerieren.

Studienautorin Dr. Phyllis Zee, Leiterin der Schlafmedizin an der Feinberg School of Medicine der Nothwestern University, erklärt in einer Mitteilung der Universität: „Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass nur eine einzige Nacht mit mäßiger Raumbeleuchtung während des Schlafs die Glukose- und Herz-Kreislauf-Regulierung beeinträchtigen kann, was Risikofaktoren für Herzkrankheiten, Diabetes und das metabolische Syndrom sind.“ Sie betont daher: „Für Menschen ist es wichtig, die Lichteinwirkung während des Schlafs zu vermeiden oder zu minimieren.“5

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Tipps zur Vermeidung von Lichteinfluss beim Schlafen

Künstliche Lichtquellen machen es uns in unserer modernen Gesellschaft zunehmend schwerer, sich nachts vor störenden Lichtquellen fernzuhalten und den natürlich Tag-Nacht-Rhythmus beizubehalten. Dr. Phyllis Zee empfiehlt daher:

  1. Nachts kein Licht anschalten. Wird Licht benötigt, sollte die Quelle möglichst schwach und nah am Boden sein.
  2. Rotes und orangefarbenes Licht stimuliert das Gehirn weniger. Weißes oder blaues Licht sollte daher nicht verwendet werden.
  3. Augenmasken und Verdunkelungsvorhänge können dazu beitragen, trotz äußerer Lichtquellen in einen erholsamen Schlaf zu finden. Auch die Ausrichtung des Bettes kann ein entscheidender Faktor sein.
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Quellen

  1. Deutsche Apothekerzeitung. Zirkadiane Rhythmen: Die innere und die äußere Uhr. (aufgerufen am 02.07.24) ↩︎
  2. Windred, D., Burns, A., Rutter, M. et al. (2024). Personal light exposure patterns and incidence of type 2 diabetes: analysis of 13 million hours of light sensor data and 670,000 person-years of prospective observation. The Lancet Regional Health - Europe. ↩︎
  3. Szymusiak, R. (2018). Impact of Light Exposure during Sleep on Cardiometabolic Function. Sleep. Official Publication of the Sleep Research Society. ↩︎
  4. Zee, P., Mason, I., Grimaldi, D., et al. (2022). Light exposure during sleep impairs cardiometabolic function. Proceedings of the National Academy of Sciences. ↩︎
  5. 4. Northwestern Medicine. Feinberg School of Medicine. Exposure to Artificial Light During Sleep May Increase Risk of Heart Disease and Diabetes. (aufgerufen am 02.07.24) ↩︎
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