13. August 2021, 21:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es herrscht die allgemeine Auffassung, dass sich der Stoffwechsel schon ab dem Alter von 40 Jahren erheblich verlangsamt. Das stimmt so nicht, wie Forschende der Duke University jetzt ermittelt haben. Tatsächlich bleibt der Stoffwechsel nach der Kindheit recht lange stabil.
Der Grundumsatz beschreibt die Kalorien, die der Körper verbraucht, um alle lebenswichtigen Prozesse aufrechtzuerhalten – ohne Sport oder Bewegung. Menschen mit einem hohen Grundumsatz haben dementsprechend einen flotten Stoffwechsel. Allerdings hat es den Anschein, dass der Stoffwechsel im mittleren Alter nahezu zum Stillstand kommt. Das könnte erklären, warum viele ab 40 Jahren aufwärts, das Gefühlt haben, schneller zunehmen, obwohl sie nicht mehr essen. Eine neue Studie stellt jedoch fest, dass sich der Stoffwechsel erst später im Leben verlangsamt.
Überblick
- Der Stoffwechsel von Babys arbeitet am schnellsten
- Der menschliche Stoffwechsel folgt anderen Regeln als bisher gedacht
- Warum Säuglinge im wahrsten Sinne des Wortes Energiebündel sind
- Teenager haben keinen erhöhten Kalorienbedarf
- Ab 20 bleibt der Stoffwechsel gleich, erst ab 60 verlangsamt er sich
- Quellen
Der Stoffwechsel von Babys arbeitet am schnellsten
Ein Forscherteam der Duke University (North Carolina, USA) machte eine überraschende Entdeckung, nachdem es Daten von mehr als 6600 Menschen aus 29 Ländern im Alter von einer Woche bis zum Alter von 95 Jahren analysiert hatte. So ist der Stoffwechsel im Teenager-Alter keineswegs am schnellsten – auch wenn das Bild des immer hungrigen, dünnen Jugendlichen den Anschein erweckt. Tatsächlich ist der Stoffwechsel nur in den ersten Lebensjahren besonders aktiv. Die im Fachblatt „Science“ veröffentlichte Studie stellte fest, dass der Mensch nach der Kindheit jedes Jahr etwa drei Prozent langsamer Energie verbrennt, bis er das Erwachsenenalter erreicht.1 Das bedeutet, mit ungefähr 20 Jahren beginnt der Grundumsatz zu stagnieren.
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Der menschliche Stoffwechsel folgt anderen Regeln als bisher gedacht
„Es gibt viele physiologische Veränderungen, die mit dem Erwachsenwerden und Älterwerden einhergehen“, erklärt Dr. Herman Pontzer in einer Pressemitteilung.2 „Denken Sie an Pubertät, Wechseljahre, andere Lebensphasen. Das Seltsame ist, dass das Timing unserer ‚metabolischen Lebensphasen‘ nicht mit diesen typischen Meilensteinen übereinstimmt. All dies deutet darauf hin, dass sich der Gewebestoffwechsel, also die Arbeit, die die Zellen leisten, im Laufe der Lebensspanne in einer Weise verändert, die wir bisher nicht vollständig verstanden haben“, fügt Pontzer hinzu. „Man braucht wirklich einen großen Datensatz wie diesen, um diese Fragen zu beantworten.“
Warum Säuglinge im wahrsten Sinne des Wortes Energiebündel sind
Kaum auf der Welt schießt der Energiebedarf eines Babys während der ersten 12 Monate in die Höhe, sodass ein Kind bis zum ersten Geburtstag 50 Prozent schneller Kalorien verbrennt als ein Erwachsener. Gleichzeitig ist es sehr damit beschäftigt, sein Geburtsgewicht zu verdreifachen. Daher ist es wichtig, dass ein Baby während dieses Zeitfensters genügend Kalorien aufnimmt, um später ein gesunder Erwachsener zu werden. „In den Zellen eines Babys passiert etwas, das es aktiver macht, und wir wissen noch nicht, was diese Prozesse sind“, fährt der Forscher fort.
Teenager haben keinen erhöhten Kalorienbedarf
Bei Teenagern erfährt der Stoffwechsel während der Pubertät keinen Anstieg – trotz Wachstumsschüben. Das überrascht selbst die Wissenschaftler. Denn auch sie gingen davon aus, dass das ganze Hormon-Wirrwarr jede Menge Energie benötigt. „Wir dachten wirklich, die Pubertät wäre anders, aber das ist sie nicht.“
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Ab 20 bleibt der Stoffwechsel gleich, erst ab 60 verlangsamt er sich
Mithilfe von speziellen Urintests und Kontrollen der Muskelfunktion sowie Muskelmasse entlarvten die Wissenschaftler einen weiteren Mythos als unwahr. Nicht im Alter von 30 oder 40 geht der Stoffwechsel zurück, sondern erst wieder ab 60 Jahren. Die Verlangsamung erfolgt von da an allmählich, nur um 0,7 Prozent pro Jahr. Bei dieser Rate braucht eine Person jenseits der 90 Jahre 26 Prozent weniger Kalorien am Tag als jemand in der Mitte des Lebens. Dies erklärt, warum andere Studien belegen konnten, dass ältere Menschen mit der richtigen Diät genauso gute Abnehmerfolge erzielen können wie jüngere.
Die Forscher schließen daraus, dass es zwar Prozesse gibt, die sich mit jeder Lebensphase verändern, allerdings handelt es sich dabei eben nicht immer um den Stoffwechsel. Welche das genau sind, müsse nun weiter erforscht werden.
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Quellen
- Pontzer H, Yamanda Y, Sagayama H, et. al. Daily energy expenditure through the human life course. Science. (2021)
- Duke University. Metabolism changes with age, just not when you might think. (2021)