25. April 2023, 10:51 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wenn Menschen Schwierigkeiten damit haben, bei süßem oder fettreichem Essen die Bremse zu ziehen, kann man von einer Sucht sprechen. Grund dafür können verschiedene Veränderungen im Gehirn sein. Diese werden vor allem durch Junkfood begünstigt.
Dass hoch verarbeitetes Essen nicht förderlich für die Gesundheit ist, ist lange bekannt und den meisten bewusst. Ein Wissenschaftlerteam von der kanadischen Universität Calgary hat an Ratten untersucht, ob Junkfood süchtig macht und somit als Droge gesehen werden könnte – und kommt zu sehr interessanten Erkenntnissen.1 FITBOOK greift das Thema auf und erklärt anhand weiterer Studien, welchen Einfluss Junkfood auf das Gehirn hat.
Übersicht
Süßes und Fett hebelt Sättigungspunkt bei Ratten aus
Ein Wissenschaftlerteam von der kanadischen Universität Calgary hat an Ratten untersucht, welche Auswirkungen uneingeschränkter Zugang zu fett- und zuckerreichen Lebensmitteln auf das Gehirn hat. Die Ratten konnten, zusätzlich zu ihrem gewöhnlichen Nahrungsangebot auf Schokolade und andere Süßigkeiten zugreifen – und taten es im Übermaß. Dafür wurden Ratten in verschiedene Gruppen eingeteilt. Diese führten jeweils ein Akustiktraining durch und ein Training, für welches sie mit Essen belohnt wurden. Außerdem wurden den jeweiligen Gruppen der Zugang zu Junkfood entweder verwehrt, für eine Stunde am Tag erlaubt oder dauerhaft, also 24 Stunden lang, gestattet. Das Experiment zog sich dabei über mehrere Wochen hinweg.
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Die Ergebnisse sind dabei höchst interessant: Die Forscher um Studienleiterin Stephanie Borgland beobachteten während der Studienzeit nicht bloß, wie die Versuchsratten aus der Gruppe mit dauerhaftem Junkfood-Zugang stark an Gewicht zunahmen. Vor allem schien auch ihr normales Futter durch den zusätzlichen Junkfood-Verzehr „attraktiver“ zu werden. Und das auch über ihren Sättigungspunkt hinaus: Sie aßen einfach immer weiter. Parallel zeigten sich Veränderungen in solchen Arealen ihrer Gehirne, wo das Hungergefühl reguliert wird.
Auch bei Ratten, deren Impulskontrolle nicht durch ungesunde Ernährung und Übergewicht beeinträchtigt war, wurden die Hirnströme gemessen. Sie empfanden ihr vorgesetztes Futter als weniger interessant, sobald sie sich satt gefressen hatten.
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Wieso macht Junkfood süchtig?
Aus älteren Studien geht hervor, dass Lebensmittel mit einem hohen Fettanteil oder viel Zucker an den Dopamin Rezeptoren andocken und die Ausschüttung von Dopamin beeinträchtigen – ähnlich wie bei synthetischen Drogen wie Kokain oder Heroin.2 Außerdem beeinflussen hoch verarbeiteten Lebensmittel wie Chips, Pizza, Burger und Co. die Kalorienzufuhr.3 Der Energiehaushalt wird dabei komplett durcheinander gebracht, dadurch kommt auch der Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Die Folge ist, dass man mehr Fett ansetzt als durch den Verzehr weniger verarbeiteter, fett- und zuckerärmerer Lebensmittel.
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Ist Junkfood mit Drogen gleichzusetzen?
Natürlich ist Junkfood nicht so schädlich wie zum Beispiel synthetische Drogen. Trotzdem haben hoch verarbeitete Lebensmittel durch viele leere Kalorien und Suchtpotenzial einen negativen Einfluss auf Körper und Gehirn. Daher sollte man genau darauf achten, wie häufig man bei Fast-Food-Ketten essen geht oder ob die abendliche Tüte Chips wirklich eine so gute Idee ist.
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Quellen
- 1. Kosheleff, A. R., Araki, J., Tsan, L., et al. (2018). Junk Food Exposure Disrupts Selection of Food-Seeking Actions in Rats. Frontiers in Psychiatry.
- 2. Johnson, P. M., Kenny, P. J. (2010). Dopamine D2 receptors in addiction-like reward dysfunction and compulsive eating in obese rats. Nature.
- 3. Clyburn, C., Carson, K. E., Smith, C. R., et al. (2023). Brainstem astrocytes control homeostatic regulation of caloric intake. The Physiological Society.