2. Dezember 2022, 15:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In Deutschland leben etwa 950.000 Menschen mit der Diagnose Gicht. Etwa acht von zehn Patienten sind männlich – meistens tritt die Krankheit erst nach dem 40. Lebensjahr auf. FITBOOK über Ursachen der Zivilisationserkrankung und konkrete Verhaltensempfehlungen, die davor schützen. Denn Gicht kann abgewendet werden!
Gicht ist eine klassische Zivilisationserkrankung, allein in Deutschland leiden fast eine Million Menschen an der Stoffwechselerkrankung, die sich mit starken Gelenkschmerzen bemerkbar macht.1 Das heißt aber noch lange nicht, dass man die Erkrankung nicht abwenden kann – wie eine Studie gezeigt hat.
Übersicht
Was ist Gicht?
Es handelt sich um eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke stark entzünden können. Die Folge sind Entzündungen, später zu Schäden an den Gelenken verbunden mit starken Gelenkschmerzen.
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Wie entsteht Gicht?
Die Krankheit entsteht, weil sich zu viel Harnsäure (Hyperurikämie) im Körper ansammelt und an unterschiedlichen Stellen ablagert, z.B. in Gelenken, Sehnen und Schleimbeuteln. Dort verursachen sie dann eine heftige Entzündung, den Gichtanfall – bis es dazu kommt, können Jahre vergehen. Betroffen sind vor allem Männer, meist erst nach dem 40. Lebensjahr. Dass sich überhaupt so viele Menschen mit gichtbedingten Gelenkschmerzen rumschlagen, müsse aber nicht sein, lautet das Fazit einer neuen Studie, erschienen in der Fachpublikation „Arthritis & Rheumatology“.2
Welche Symptome gibt es?
Gicht macht sich oft überraschend bemerkbar, in vielen Fällen unmittelbar, nachdem viel Fleisch gegessen und viel Alkohol getrunken wurde. Auch Stress, andere Belastungen oder eine Infektionskrankheit können einen Gichtanfall auslösen. Das häufigste Warnsignal ist ein entzündetes Grundgelenk des großen Zehs – dieser wird heiß, schwillt an, ist berührungsempfindlich und verfärbt sich rot bis bläulich. Die Symptome können auch an Knie-, Sprung-, Hand- oder Fingergelenken auftreten.
Lagert sich Harnsäuresalz in den Nieren ab, verursacht das zwar zunächst keine Beschwerden, schränkt aber die Funktion der Niere ein. Nierensteine können sich bilden.
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Diese 4 Faktoren begünstigen Gicht
Die Forschenden um Dr. med. Hyon K. Choi von der Harvard Medical School in Boston konnten in ihrer Beobachtungsstudie aus dem Jahr 2019 vier Risikofaktoren identifizieren:
- Übergewicht (Body-Mass-Index von über 25)
- Erhöhter Alkoholkonsum
- Ernährung mit viel Fleisch, Salz und Zucker
- Erhöhte Einnahme von Entwässerungsmedikamenten
Die Wissenschaftler stellten fest, dass jeder einzelne der vier untersuchten Faktoren in einer sogenannten Dosis-Wirkungs-Beziehung mit dem Harnsäurewert stehe. So betrug bei Übergewicht das Risiko für einen erhöhten Harnsäurespiegel beispielsweise 44 Prozent, 12 Prozent bei einer erhöhten Einnahme von Entwässerungsmedikamenten, 9 Prozent bei einer fleisch-, salz- und zuckerlastigen Ernährung sowie 8 Prozent bei erhöhtem Alkoholkonsum.
„Die Erkenntnisse legen nahe, dass beeinflussbare Faktoren eine wichtige Rolle bei der Prävention von Hyperurikämie und wahrscheinlich auch Gicht spielen. Öffentliche Gesundheitsinitiativen sollten sich darum bemühen, Verhaltensänderungen auf individueller Basis zu fördern (…).“, wird Dr. med. Hyon K. Choi.
Verhaltenstipps, die Gicht vorbeugen
- Reduzieren Sie Ihr Übergewicht
- Trinken Sie Alkohol in moderaten Dosen
- Essen Sie möglichst wenig Fleisch, Salz und Zucker
- Sorgen Sie für eine reduzierte Einnahme von Entwässerungsmedikamenten
Den Vorteil der ersten drei Empfehlungen fasst Dr. med. Choi wie folgt zusammen: „Die zu erwartenden gesundheitlichen Vorteile gehen weit über Hyperurikämie und Gicht heraus, bis hin zu typischen Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen und Diabetes.“ Wer also aktiv Gicht vorbeugt, schützt sich indirekt zusätzlich vor schwerwiegenderen Krankheiten.
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Quellen
- 1. Deutsche Rheuma-Liga (aufgerufen am 2.12.2022)
- 2. Choi, H., McCormick, N., Lu, N. et al. (2019). Population Impact Attributable to Modifiable Risk Factors for Hyperuricemia. Arthritis & Rheumatology.