22. August 2020, 16:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Manchmal liegt es wirklich am Wetter, wenn wir uns nicht wohlfühlen: Wetterfühligkeit ist ein wissenschaftlich bewiesenes Phänomen. Experten kennen Tricks, mit denen man vorbeugen kann.
Kopfschmerzen, schlechter Schlaf, Schwindel und allgemeine Abgeschlagenheit: Diese Symptome können vom Wetter ausgelöst werden. Viele Menschen bezeichnen sich selbst als wetterfühlig – und das ist keine Einbildung. „Es ist eindeutig nachgewiesen, dass Wetterfühligkeit existiert“, betont Prof. Angela Schuh, Leiterin des Fachbereichs für Medizinische Klimatologie, Kurortmedizin und Prävention an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Knapp die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland leidet darunter.“
Wie macht sich Wetterfühligkeit bemerkbar?
Doch nicht jeder, der Auswirkungen des Wetters in seinem Körper spürt, ist unbedingt wetterfühlig. „Wir unterteilen Menschen in verschiedene Gruppen“, erklärt Prof. Andreas Matzarakis, der als wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Freiburg arbeitet.
Er führt aus: „Wetterreagierend sind wir eigentlich alle. Wenn die Sonne scheint, freuen wir uns. Wenn es drei Tage hintereinander regnet, schlägt das auf die Stimmung.“
Bei wetterfühligen Menschen reagiert jedoch nicht nur die Stimmung, sondern der Organismus auf Wetteränderungen. „Wenn zum Beispiel nach einem Hochdruckgebiet ein Tiefdruckgebiet kommt, wird das zu einer verstärkten Herausforderung für den Körper“, so der Biometeorologe.
Die dritte Gruppe – neben wetterreagierenden und wetterfühligen – sind wetterempfindliche Menschen: „Sie zeigen sehr starke Symptome, zum Beispiel schmerzt ihr Knie oder sie haben Atembeschwerden“, sagt Matzarakis. In diesen Fällen sei das Wetter nicht die Ursache für die Probleme, aber es verstärke sie. „Wetterempfindliche Menschen haben meist eine längere Krankheitsgeschichte.“
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Wie man Wetterfühligkeit vorbeugen kann
Bei einer Wetterfühligkeit müssen keine chronischen Erkrankungen vorliegen. Es gibt jedoch verschiedene Voraussetzungen, die Menschen anfällig dafür machen: „Mitverantwortlich für Wetterfühligkeit ist der Trainingszustand des Körpers“, erklärt Angela Schuh.
„Ein Ausdauertrainingsmangel wirkt sich negativ aus, gleichzeitig sind auch Menschen, die übertrainiert sind, besonders empfindlich“, sagt die Expertin. Zur Prävention wirke am besten leichtes, moderates Ausdauertraining. Dabei ist man bestenfalls nicht zu warm angezogen.
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Auch ein sogenannter thermoregulatorischer Trainingsmangel führe zur Wetterfühligkeit. „Dieses System können wir ebenfalls trainieren“, so Schuh. „Zum Beispiel durch Kneippsche Anwendungen, Warm-Kalt-Duschen oder Saunabesuche ─ immer in Absprache mit einem Arzt.“
Ernährung und Schlafverhalten sind weitere Faktoren: „Wer Wetterfühligkeit wegtrainieren will, sollte allgemein ein gesundes Leben führen“, sagt die Expertin. „Dazu gehört auch die Beachtung der inneren Uhr und ausreichender Schlaf.“
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Hochdruckgebiete sorgen eher selten für Probleme
Vor allem ein Wetterumschwung kann wetterfühlige Personen aus dem Gleichgewicht bringen und neben Schwindel oder Kopfschmerzen auch zu gereizter Stimmung, Konzentrationsstörungen und Nervosität führen.
„Die meisten Symptome der Wetterfühligkeit zeigen sich bei Tiefdruckgebieten“, sagt Andreas Matzarakis. Durch Hochdruckgebiete treten in der Regel die wenigsten Beschwerden auf ─ es sei denn, sie bringen im Sommer starke Hitze mit sich.
Was bei dem Thema aus Matzarakis‘ Sicht häufig vergessen wird: Das Wetter kann nicht nur negative, sondern auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben: „Rheumatische Beschwerden oder Herz-Kreislauf-Probleme können gelindert werden.“