18. Dezember 2019, 12:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Rollt eine harte Grippewelle über das Land, sind weniger Menschen erkältet. Das könnte daran liegen, dass Schnupfenviren im menschlichen Körper keinen Platz haben, wenn sich Grippeviren breit machen. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine aktuelle Studie. FITBOOK fasst zusammen, was die Forscher herausgefunden haben!
Hohes Fieber, Husten und fiese Schmerzen in Kopf, Hals, Gelenken – eine Grippe haut selbst den Stärksten um. Daher mag das Ergebnis einer aktuellen Langzeitstudie für jeden Grippe-Geplagten nur ein schwacher Trost sein: Grippeauslösende Influenza-Viren schützen vor einer Infektion mit Rhino-Viren, die für eine klassische Erkältung verantwortlich sind.
70 Prozent weniger Wahrscheinlichkeit für Schnupfen
Warum das so ist, hat eine Forschergruppe um Dr. Sema Nickbakhsh von der Universität Glasgow (Schottland) über neun Jahre beobachtet. In einer Langzeitstudie haben die Wissenschaftler mehr als 44.000 Fälle von Atemwegserkrankungen aus dem Großraum Glasgow untersucht. Elf unterschiedliche Viren-Typen hat das Forscherteam dabei genauer unter die Lupe genommen.
Auffällig: Nur in acht Prozent der Krankheitsfälle waren die Patienten an mehr als einem Virus-Typ erkrankt. Und besonders deutlich trat hervor, dass Menschen, die mit einem Grippe-Virus infiziert waren, mit 70 Prozent verringerter Wahrscheinlichkeit auch noch eine Erkältung bekamen.
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Konkurrenzkampf der Virenstämme
Warum das so ist? Dazu fand die Studienleiterin Nickbakhsh in der im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America“ (PNAS) veröffentlichten Studie einen bildhaften Vergleich: „So wie Löwen und Hyänen in der Savanne um Nahrungsressourcen konkurrieren, sind wir der Ansicht, dass Atemwegsviren um Ressourcen in den Atemwegen konkurrieren.“
Die Wissenschaftler diskutieren noch, was genau die Ressourcen sein könnten. Entweder machen sich die verschiedenen Viren-Arten die Wirtszellen einander streitig. Oder die körpereigene Immunantwort, die beim Befall durch den einen Virus-Stamm ausgelöst wird, macht es dem konkurrierenden Stamm schwerer, den Menschen zusätzlich zu infizieren.
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Was bringt die Erkenntnis?
Viren stehen miteinander in Austausch – und sie unterliegen vielen Wechselwirkungen. Diese Erkenntnis könnte helfen, neue Wege im Kampf gegen Virus-Erkrankungen zu finden. Co-Autor der Studie Pablo Murcia sagt: „Sobald wir ein besseres Verständnis davon haben, wie Viren miteinander interagieren und wie die eine Virus-Infektion die andere verhindert oder begünstigt, können wir bessere Methoden entwickeln, um gegen Viren vorzugehen.“