31. Oktober 2024, 19:57 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Immer weniger Menschen sterben an Herzinfarkten – ein Erfolg, der vor allem auf verbesserte medizinische Versorgung, bessere Medikamente und weniger Rauchen zurückzuführen ist. Dennoch bleiben Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Hauptursache für Todesfälle in Deutschland. Ein Herzinfarkt kann sich bei Männern und Frauen unterschiedlich äußern – FITBOOK-Redakteurin Anna Echtermeyer erklärt, wer besonders gefährdet ist, was genau im Körper passiert und wie man im Ernstfall richtig reagiert.
In den vergangenen Jahren sind weniger Menschen an Herzinfarkten gestorben: So starben 2021 etwa 5900 Menschen weniger an einem Herzinfarkt als zehn Jahre zuvor. Diese beeindruckende Entwicklung wird auf mehrere Faktoren zurückgeführt: bessere Medikamente, eine flächendeckende Versorgung sowie die Tatsache, dass weniger geraucht wird.1 Denn rauchen ist, neben Bluthochdruck und Diabetes Typ 2, einer der wichtigsten Risikofaktoren des Herzinfarkts. Dennoch sollte diese positive Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und darunter besonders der Herzinfarkt – mit knapp 360.000 Toten im Jahr 2022 für mehr als ein Drittel der rund eine Million Todesfälle im Jahr in Deutschland verantwortlich waren.2 Was genau bei einem Herzinfarkt im Körper passiert, wer besonders betroffen ist und woran man einen Myokardinfarkt möglichst früh erkennen kann, erfahren Sie hier.
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Übersicht
Das passiert bei einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) im Körper
Dem Herzinfarkt liegt – anders beim Herzstillstand – ein akuter Verschluss eines Herzkranzgefäßes zugrunde. Die Herzkranzgefäße, auch Koronararterien genannt, versorgen den Herzmuskel kontinuierlich mit Blut, das Sauerstoff und lebenswichtige Nährstoffe enthält. Es gibt zwei Hauptkoronararterien: die rechte und die linke Herzkranzarterie. Beide verzweigen sich weiter, um verschiedene Bereiche des Herzmuskels zu erreichen. Verstopft ein durch Gerinnung entstandener Blutpfropf (Gerinnsel oder Thrombus genannt) eine solche Arterie, hat das zur Folge, dass das Herz nur noch eingeschränkt oder nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird. Steckt das Gerinnsel im Herzen fest, ist ein Herzinfarkt die Folge. (Wird das Blutgerinnsel mit dem Blutstrom ins Gehirn getragen, droht ein Schlaganfall.) Zu den möglichen Gründen solcher Gefäßverengungen kommen wir später.
Infarkt bedeutet plötzliches Absterben von Gewebe infolge einer Durchblutungsstörung. Steckt das Gerinnsel im Herzen fest, ist ein Herzinfarkt die Folge. Das Herz wird nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt.
STEMI und NSTEMI
Neben dem oben beschriebenen „typischen“ Herzinfarkt infolge eines Gerinnsels gibt es noch andere Herzinfarkte. Der Übersicht halber lassen sich diese nach EKG-Veränderungen einteilen. Also Veränderungen beim Elektrokardiogramm, bei dem Elektroden messen, wie sich die Herzströme im Organ ausbreiten und zurückbilden. Unterschieden wird zwischen einem ST-Hebungsinfarkt (STEMI) und einem NSTEMI (Nicht-ST-Hebungsinfarkt).
- STEMI steht für (ST-Elevation-Myocardial Infarction, übersetzt ST-Streckenhebungsinfarkt.). Bei einem STEMI sind im EKG die Strecken zwischen den Wellen und Zacken verändert. Statt sich als Grundlinie abzubilden, ist die Strecke im EKG angehoben (sogenannte ST-Hebung). Bei einem STEMI können abgestorbene Herzmuskelzellen nicht wie gewohnt die elektrischen Impulse weiterleiten. Dies kommt eher bei jüngeren als älteren Menschen vor.
- Beim NSTEMI, dem Nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt ist die Strecke nicht verändert
Wovon hängt es ab, wie schwer ein Herzinfarkt ausfällt?
Wie schwer ein Herzinfarkt ausfällt, hängt vom betroffenen Gefäß ab. Je größer ein absterbendes Gefäß, desto schwerwiegender verläuft der Infarkt.
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Was sind mögliche Folgen eines Herzinfarkts?
Eine solche Durchblutungsstörung kann zu Herzrhythmusstörungen, im schlimmsten Fall zu Kammerflimmern und einem Herzstillstand führen. Leider kann der plötzliche Herztod durch einen Infarkt das erste Symptom einer koronaren Herzerkrankung sein.
Risikofaktoren – wer ist betroffen?
Der Verschluss einer Koronararterie entsteht durch abgelagerte Blutplättchen an der Arterienwand, die das Gefäß schlussendlich verschließen.
Rauchen, Übergewicht sowie ein erhöhter Cholesterinspiegel und Bluthochdruck verstärken das Risiko für einen Herzinfarkt. Außerdem sollte auf ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung geachtet werden. Zu viel Stress kann ebenfalls ein Auslöser sein.
Zudem sind Alter und Geschlecht wichtige Faktoren: Im höheren Alter ist die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt größer. Männer sind häufiger und bereits in jüngerem Alter betroffen als Frauen. Frauen sind zwar weniger häufig betroffen, sterben jedoch eher an einem Herzinfarkt als Männer. Ein Grund könnte sein, dass man beim Herzinfarkt vor allem die für Männer typischen Symptome kennt, diese bei Frauen aber deutlich anders ausfallen können und daher eher unerkannt bleiben – sowohl von den Betroffenen als auch den Behandelnden.3,4
Wichtig ist, zu verstehen, dass die koronare Herzerkrankung keine Erkrankung des Alters ist, sondern sich auch bereits früher manifestieren kann. So haben betroffene Männer in 50 Prozent der Fälle das Ereignis vor ihrem 60. Lebensjahr.
Risikofaktoren im Überblick:
- hohe Blutfette
- Diabetes mellitus (Typ-2-Diabetes)
- Rauchen
- Bluthochdruck
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Anzeichen
Ein starker vernichtender Schmerz in der Brust: Das ist ein typisches Zeichen für einen Herzinfarkt. Doch er kann sich auch subtiler äußern. Etwa durch Luftnot, kalten Schweiß und Übelkeit. Unklare Beschwerden in der Brust sollte man immer ernst nehmen. Da sich der Infarkt bei Männern und Frauen unterschiedlich äußern kann und bei Frauen eher mit unspezifischen Symptomen einhergeht, bleibt er bei ihnen häufiger und länger unerkannt.
Symptome bei Herzinfarkt: Mann
- Atemnot
- Schmerzen in Rücken, Schultern und Unterkiefer
- Schwindel und Bewusstlosigkeit
- Schmerzen strahlen in den linken Arm aus
- Übelkeit und Erbrechen
- blasse Haut
- Schmerzen im Oberbauch
- stechende Schmerzen im linken Brustbereich und hinteren Brustbein
- kalter Schweiß
- Beklemmungs- und Angstgefühl
Symptome bei Herzinfarkt: Frau
- Schmerzen in Kiefer, Rücken, Halswirbel
- Müdigkeit und Benommenheit
- Atemnot bei geringer Belastung
- Übelkeit und Erbrechen
- blasse Haut
- Schmerzen im Oberbauch
- Schmerzen in Brust und Arm
- kalter Schweiß
- Beklemmungs- und Angsgefühl
Brustschmerzen sind besonders ausgeprägt bei Patienten mit akutem STEMI.
Bei sehr glimpflichen Verläufen können mitunter auch Tage und Wochen vergehen, bis Betroffene zum Arzt gehen und plötzlich von der Diagnose Herzinfarkt erfahren. Solche Fälle sind selten, und man kann von Glück sprechen, wenn sie rechtzeitig erkannt werden, bevor Schlimmeres passiert.
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Was tun im Ernstfall?
Im Falle von Beschwerden, die auf einen Herzinfarkt hindeuten, muss der Notruf 112 verständigt werden. Im Krankenhaus kann man in fast allen Fällen die betroffene Ader im Herzen wieder öffnen, sodass das Blut wieder fließen kann. Dabei zählt aber jede Minute, auch um Schäden am Herzmuskelgewebe zu minimieren und damit das Risiko von Langzeitfolgen wie einer Herzschwäche gering zu halten.
Während man auf den Rettungswagen wartet, macht man in der Regel nichts falsch, wenn man 100 Milligramm Acetylsalicylsäure, die etwa in einer Tablette Aspirin stecken, zu sich nimmt. Weil das positiv auf die Blutplättchen wirkt.
Sonst gilt: Ruhe bewahren und nach Möglichkeit jemanden verständigen, um nicht alleine zu sein. Denn die größte unmittelbare Gefahr eines Herzinfarkts ist das Auftreten von bösartigen Herzrhythmusstörungen, die innerhalb von Minuten zum Herzstillstand führen können. Dann ist es wichtig, dass jemand da ist, der sofort eine Herzdruckmassage durchführen kann.
Symptome, Risikofaktoren Der Unterschied zwischen Herzstillstand, Herzinfarkt, Herzversagen
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Schmerz und Atemnot Plötzlicher Herztod – Ursachen und Warnzeichen
Aussichten bei rechtzeitiger Behandlung
Bei rechtzeitiger Behandlung stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung gut und je nach Stärke des Herzinfarktes erholt sich der Patient möglicherweise ohne schwere Folgeschäden. Jedoch: Herzinfarkt-Patienten müssen ein Leben lang überwacht und behandelt werden. Je früher der Infarkt erkannt und therapiert wird, desto besser die Prognose.5,6,7