23. Oktober 2019, 16:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei vielen Medikamenten fragt man sich, ob man sie lieber abends vor dem Zubettgehen oder morgens nach dem Aufstehen einnehmen sollte. Zumindest bei Blutdrucksenkern bringt jetzt eine Langzeitstudie neue Erkenntnisse.
Laut dem Robert-Koch-Institut haben etwa 20 bis 30 Millionen der Deutschen Bluthochdruck. Es ist der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die wiederum für die meisten Todesfälle in Deutschland verantwortlich sind. Mit einer Therapie erreichen jedoch rund drei Viertel der Betroffenen gute Blutdruckwerte. Dazu zählt auch die tägliche Einnahme von Medikamenten, den sogenannten Blutdrucksenkern.
Wann sollten Blutdrucksenker eingenommen werden?
Eine oft diskutierte Frage ist die nach dem richtigen Tageszeitpunkt für die Medikamenteneinnahme. Viele Ärzte empfehlen, sie morgens nach dem Aufstehen zu sich zu nehmen, da zu diesem Zeitpunkt der Blutdruck häufig besonders hoch ist. Nun hat eine groß angelegte Studie aus Spanien mit über 19.000 Probanden neue Hinweise dafür geliefert, dass eine abendliche Einnahme vor dem Schlafengehen sinnvoller sein könnte.
So lief die Studie
Dabei wurden bei Patienten mit erhöhtem Blutdruck über sechs Jahre beobachtet, wie sich die unterschiedliche Einnahme (abends oder morgens) auf ihrer Gesundheit auswirkt. Mindestens einmal pro Jahr wurde dabei der Blutdruck jedes Patienten über 48 Stunden protokolliert.
Die erstaunliche Erkenntnis der Studie: Patienten, die abends ihre Blutdrucksenker einnahmen, hatten im Durchschnitt ein um fast die Hälfte geringeres Risiko, an Herzproblemen zu sterben. Ebenfalls um rund die Hälfte sank das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie sich einem Eingriff wegen verstopfter Blutgefäße unterziehen zu müssen.
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Das gilt es zu beachten
Die beteiligten Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es keine vergleichbaren Studien gibt, die positive Effekte einer morgendlichen Einnahme dokumentieren würden. Zudem sei laut ihrer Erkenntnisse der Blutdruck während des Schlafs ein zuverlässiger Indikator für das Risiko des Auftretens einer Herz-Kreislauf-Erkrankung – und nicht die morgendliche Blutdruckmessung beim Arzt.
Dennoch sollen weitere Studien zeigen, ob die positiven Effekte auch in Ländern mit anderen ethnischen Gruppen vergleichbare Ergebnisse liefern.
Patienten wird empfohlen, erst mit dem behandelnden Arzt Rücksprache zu halten, bevor man seine Einnahmeroutine ändert. Denn Einflussfaktoren wie Schichtarbeit wurden in der spanischen Studie nicht berücksichtigt.
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Wer es genau wissen will, wie hoch der Blutdruck beispielsweise im Schlaf ausfällt, der kann sich einem ambulanten Blutdruck-Monitoring unterziehen. Dabei trägt man 24 Stunden lang ein Blutdruckmessgerät mit sich. Anhand der Daten kann der Arzt dann feststellen, wie das individuelle Blutdruckschema ist und entsprechend den besten Zeitpunkt für eine Medikamenteneinnahme bestimmen.