26. März 2020, 18:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Man sieht längst nicht mehr nur Personen im medizinischen Dienst mit Atemschutzmasken. So viele, dass deutschland- und weltweit an vielen Stellen, an denen sie benötigt werden, häufig Notstand herrscht. Aber braucht jetzt wirklich JEDER Mundschutz?
Laut Angaben des Robert Koch-Instituts sind inzwischen über 36.000 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert. Das sind nur die labordiagnostisch getesteten und bestätigten Fälle – hinzu kommt eine große Dunkelziffer an Personen, die von ihrer Erkrankung (noch) nichts wissen und dennoch ansteckend sind. Sollten wir zum Schutz vor dem Coronavirus daher jetzt besser alle Mundschutz tragen?
Im Supermarkt und auf den Straßen – also längst nicht mehr nur im medizinischen Dienst – sieht man Menschen, die sich mit einer Mundschutzmaske vor Tröpfchen aus der Luft zu schützen versuchen. Dabei gingen wir bisher davon aus, dass allenfalls Risikopatienten Atemschutzmasken tragen sollten. Das sind Personen, bei denen eine Covid-19-Erkrankung aufgrund gesundheitlicher Vorbelastungen und/oder ihres Alters besonders schwer verlaufen könnte.
Was ein Mundschutz überhaupt bringt
Vor allem dient eine Maske dem Schutz der anderen. Speichel und Nasensekret bleiben größtenteils darin hängen – dies ist der Grund dafür, dass Chirurgen Operationen nur mit Mundschutz durchführen: um den eigenen Schweiß und andere „Tröpfchen“ von dem Patienten fernzuhalten.
Auch umgekehrt ist ein Mundschutz natürlich besser als nichts, um sich vor kontaminierter Atemluft zu schützen. Das erklärte Prof. Dr. Christian Drosten, Chef-Virologe der Berliner Charité, kürzlich im „Corona Update“-Podcast beim NDR. Für Ärzte, Krankenschwestern und in vergleichbaren Bereichen wie Pflegeheimen sei das Tragen von Mundschutzmasken daher sinnvoll. Dort muss man Patienten recht nahekommen.
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Zuverlässig geschützt ist man deshalb aber nicht. Und umso weniger, wenn die Erreger-Quelle nicht ganz in der Nähe ist. Die Atemschutzmaske sitzt nicht ganz dicht am Gesicht an, daher besteht die Möglichkeit, dass Luft an der Maske vorbeiströmt. Und: „Je weiter man dann weg ist von dieser Quelle, desto mehr hat man es mit einem feineren Aerosol zu tun“, erklärt dazu Virologie-Professor Drosten. „Das wird auch seitlich in eine Maske eingeatmet, egal, ob man das von vorne in den Mund einatmet. Oder man hat eine Maske auf und saugt es sich an der Seite rein. Das ist dann einfach kein Unterschied mehr.“
Manchmal sind Masken sogar kontraproduktiv
Immerhin erfüllt die Maske den Zweck, zu verhindern, die (potentiell mit Keimen besiedelten) Hände in die Nähe von Mund und Nase zu führen. Viren und Bakterien gelangen in erster Linie über die Finger an die Schleimhäute. Und genau hier lauert eine Falle.
„Man könnte auch sagen, dadurch, dass man eine Maske trägt, ist man in falscher Sicherheit und wäscht sich dann nicht mehr die Hände und macht vielleicht auch das mit den Masken falsch und fasst sich eben doch wieder ins Gesicht, weil man an der Maske immer rumfummelt“, warnt Drosten.
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Der sicherste Schutz: Hygiene
Ob Coronavirus, Grippe oder Erkältung – am besten können Sie sich (und andere!) vor ansteckenden Atemwegserkrankungen schützen, wenn Sie auf Hygiene achten. Dazu gehört das Vermeiden von Händeschütteln, dafür viel Händewaschen und Vorsicht beim Niesen und Husten. „Wenn man es nicht unterdrücken kann, sollte man in den eigenen Ärmel oder die Armbeuge niesen, um die Umgebung zu schützen“, befindet Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie und des Westdeutschen Zentrums für Infektiologie der Universitätsmedizin Essen.
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Fazit
Gängiger Mundschutz ist besser als nichts, aber etwa vergleichbar mit einem dickeren Taschentuch, das man sich vors Gesicht hält – also alles andere als eine Garantie gegen Ansteckung. Wer bereits erkrankt ist und seine Keime nicht an die Umgebung weitergeben will, tut gut daran, diese Schutzmaßnahme zu ergreifen.
Wenn Sie sich mit einem Mundschutz wohler fühlen: Tragen Sie bitte eine selbstgemachte Maske und nicht solche aus bspw. der Apotheke oder Klinik, die auch für den medizinischen Gebrauch zulässig wären. Dort werden sie nämlich dringender gebraucht.
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