25. Juli 2024, 11:17 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wenn es beim Wasserlassen sticht und brennt, ist der Fall eigentlich klar: Blasenentzündung, auch als Harnwegsinfekt oder Harnwegsinfektion bekannt. Wodurch das schmerzhafte Problem ausgelöst wird, welche Arten zu unterscheiden sind und wie man es behandeln kann, erklärt FITBOOK-Autorin Laura Pomer.
Bei einer Blasenentzündung (Fachbegriff: Zystitis) sind die Harnwege entzündet. Das macht sich mit Schmerzen im Unterleib und einem unangenehmen Brennen beim Wasserlassen bemerkbar – was umso schlimmer ist, da man scheinbar ständig auf die Toilette muss. FITBOOK über die Arten von Blasenentzündungen, Auslöser, Behandlungsmöglichkeiten sowie Tipps, um sie zu vermeiden.
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Übersicht
- Unkomplizierte und komplizierte Blasenentzündung (Zystitis)
- Symptome einer Zystitis
- Wodurch wird ein Harnwegsinfekt begünstigt bzw. ausgelöst?
- Weshalb treten Blasenentzündungen vor allem im Winter auf?
- Unkomplizierte Blasenentzündung behandeln
- Komplizierte Zystitis behandeln
- Tipps, um einen Harnwegsinfekt zu vermeiden
- Quellen
Unkomplizierte und komplizierte Blasenentzündung (Zystitis)
Die „unkomplizierte Zystitis“ ist quasi die Form der Blasenentzündung, die jede(r) bekommen könnte. Die Betroffenen bringen also keine besonderen Risikofaktoren mit und die Behandlung kann in den meisten Fällen mit Hausmitteln erfolgen – dazu unten mehr.
Die „komplizierte Zystitis“ tritt etwa bei Immungeschwächten (beispielsweise durch die Einnahme bestimmter Medikamente) auf, ebenso bei chronischen Blasenfunktionsstörungen, einer vergrößerten Prostata oder bei einer bestimmten Erkrankung der Blase, die den Urin zurücklaufen lässt. Mit einer komplizierten Zystitis sollte man auf jeden Fall einen Arzt konsultieren, da wahrscheinlich ein Antibiotikum verschrieben werden muss.
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Symptome einer Zystitis
Die oben genannten Beschwerden – Schmerzen, der häufige Harndrang – deuten auf einen Harnwegsinfekt hin; ebenso eine Veränderung des Urins, der oft dunkler und reduziert erscheint. Manchmal ist auch Blut enthalten. Klarheit verschaffen Teststreifen aus der Apotheke, mit denen sich u.a. ein Bakterien- und/oder Blutgehalt feststellen lässt. Die Auswertung sollte im Zweifelsfall ein Arzt (Facharzt für Urologie oder Gynäkologie) vornehmen.
Wodurch wird ein Harnwegsinfekt begünstigt bzw. ausgelöst?
Blasenentzündungen werden in den meisten Fällen von Bakterien verursacht. Das können beispielsweise E.coli-Bakterien sein, die von Natur aus in der Darmflora vorkommen. Gelangen sie in den Intimbereich, können sie eine Entzündung in der Blase provozieren. Frauen sind wesentlich gefährdeter als Männer, da bei ihnen die Harnröhre kürzer ist. Keime können dadurch leichter in die Harnblase vordringen. Bei Männern ist eine Harnwegsinfektion seltener. Tritt sie doch auf, ist das oft auf eine Prostatavergrößerung zurückzuführen. Eine ärztliche Untersuchung ist daher unbedingt angeraten. Ein Harnwegsinfekt kann auch durch Kälteeinwirkung auf die Füße hervorgerufen werden – wenn man bspw. auf kalten Oberflächen steht oder in nasskalten Badesachen sitzt. Mehr zum Thema Kälteeinwirkung und Blasenentzündung lesen Sie hier.
Blasenentzündungen können generell in sexuell aktiven Phasen auftreten. Man spricht dann vom „Flitterwochen-Syndrom“ („Honeymoon-Syndrom“). Sowohl die männlichen als auch die körpereigenen Bakterien werden durch die mechanische Beanspruchung quasi in den Harnröhrenbereich einmassiert. Daher sollten Frauen nach dem Sex auf die Toilette! Beim Toilettengang werden Bakterien wieder herausgespült. Verhütungscremes und -gele, die Spermien abtöten oder ein Diaphragma können eine Blasenentzündung zudem begünstigen.
Weshalb treten Blasenentzündungen vor allem im Winter auf?
Durch Kälte und Nässe wird das Immunsystem mehr gefordert. Die Blutgefäße verengen sich, die Abwehrmechanismen der Blasenschleimhaut laufen langsamer ab – Bakterien haben ein entsprechend leichteres Spiel.
Unkomplizierte Blasenentzündung behandeln
Bei einer unkomplizierten Zystitis können entzündungshemmende Wirkstoffe wie Ibuprofen die Beschwerden lindern. Die Betroffene sollte ihren Unterleib warmhalten. Das A und O: viel trinken, so lassen sich die Bakterien ausspülen! Neben Wasser helfen auch Nieren- und Blasentees, allerdings sollte man diese aus der Apotheke holen, da sie hochwertig und geprüft, enthalten also tatsächlich pflanzliche Stoffe mit teilweise antibakterieller Wirkung. Viele schwören bei einer Blasenentzündung auf Cranberrysaft, da er viele keimtötende Substanzen enthalten und auch vorbeugend wirken soll.
Komplizierte Zystitis behandeln
Eine komplizierte Blasenentzündung liegt vor, wenn weitere Beschwerden dazukommen. Etwa Rückenschmerzen im Bereich der Nieren, Blut im Urin, Übelkeit und Erbrechen oder Krämpfe im Unterbauch. Wer diese Beschwerden hat, sollte sie laut Landesapothekerkammer Hessen schnell ärztlich abklären lassen. Denn sie deuten darauf hin, dass die Entzündung auch die oberen Harnwege betreffen könnte, wozu auch Teile der Nieren gehören. In vielen Fällen werden dann Antibiotika verschrieben, so steht es auch in der Leitlinie zur Behandlung von Harnwegsinfekten, an denen sich Ärzte orientieren.1
Einige Menschen sollten auch dann zum Arzt gehen, wenn die Blasenentzündung nur leichte Beschwerden verursacht. Laut der Apothekerkammer gehören dazu Kinder, Schwangere und Menschen mit Diabetes oder Nierenerkrankungen.
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Tipps, um einen Harnwegsinfekt zu vermeiden
Viel trinken!
Sofern keine körperlichen Einschränkungen vorliegen, bei denen eine hohe Flüssigkeitszufuhr schädlich sein kann (etwa eine Herzerkrankung), sollte man etwa zweieinhalb Liter am Tag trinken. Das hilft, um eventuelle Keime auszuscheiden.
Warm halten
Unbedingt vor Unterkühlung und Nässe schützen! Das bedeutet: Draußen nicht auf Steinen oder einer kalten Treppe sitzen, auch sollte von bauchfreier Kleidung, die den unteren Rücken freilegt, abgesehen werden.
Dem Harndrang nachgeben
Wenn die Blase voll ist, sollte man zügig auf die Toilette gehen. Durch Einhalten bleiben Bakterien länger in der Blase, als es eigentlich nötig wäre und unter Umständen gesund ist.
Richtig abwischen
Für Frauen ist wichtig: Beim Abwischen auf der Toilette immer von vorn nach hinten arbeiten. Umgekehrt würde man womöglich Darmbakterien in den Intimbereich befördern, die wiederum eine Blaseninfektion begünstigen.
Nicht ZU hygienisch sein
Mit der Intimhygiene sollte man es nicht übertreiben. Durch zu aggressive Mittel und übertriebenes Reinigen kann der Säureschutzmantel der Haut geschädigt werden. Besonders von Intimsprays sollte man absehen, denn sie zerstören die Vaginalflora. Slipeinlagen sind laut Apothekerkammer ebenfalls nicht ratsam, denn sie schaffen ein feuchtes Milieu, das Bakterien besonders mögen. Besser ist luftdurchlässige Unterwäsche aus Baumwolle.
Nach dem Sex auf die Toilette gehen
Auch wenn man streng genommen nicht muss: Spätestens 15 Minuten nach jedem intimen Zusammensein sollte man aufs Klo gehen und die Blase entleeren. Damit verhindert man, dass sich Bakterien in der Blase ansammeln.
Nach dem Baden umziehen
Wer mit nassen Badesachen aus dem Wasser steigt, kühlt an der Luft schnell ab. Das gilt auch für die Schleimhäute: Sie sind schlechter durchblutet und damit sinkt die körpereigene Abwehr. Vor allem Frauen können sich so schnell eine Blasenentzündung holen. Darum sollte man nach dem Schwimmen zügig die nassen Sachen ausziehen und gegen etwas Trockenes austauschen, rät die Apothekerkammer Niedersachsen.
FITBOOK wurde fachlich beraten von Dr. med. Christoph Pies, Stollberger Facharzt für Urologie und Buchautor.
*Mit Material der dpa