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Borreliose, Dengue-Fieber...

Der Grund, warum sich Infektionskrankheiten jetzt schneller ausbreiten

Infektionskrankheiten Ausbreitung: Zecke
Zecken können gefährliche Erreger in sich tragen und beim Menschen schwerwiegende Krankheiten wie Borreliose und Hirnhautentzündung auslösen. Foto: Getty Images
Nadja Demel Redakteurin

23. Februar 2022, 4:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten hängt eng mit dem Klimawandel zusammen, wie Forscher jetzt herausgefunden haben.

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Bislang musste man sich vor allem in den warmen Sommermonaten vor Zecken schützen. Durch einen Zeckenstich können gefährliche Infektionskrankheiten wie Borreliose und FSME übertragen werden. Doch die milden Winter der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass die Tiere auch in der vermeintlich kalten Jahreszeit aktiv sind. Und das trifft nicht nur auf Zecken zu. Aufgrund des Klimawandels kommt es auch hierzulande zur Ausbreitung exotische Mücken- und Zeckenarten, die potenzielle Erreger gefährlicher Infektionskrankheiten in sich tragen.

Klimawandel führt zur weltweiten Verbreitung von Infektionskrankheiten

In einem Beitrag für das Magazin „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ hat die Wissenschaftsautorin Amy McDermott untersucht, inwiefern sich der Klimawandel auf das Verbreitungsgebiet und die Saisonabhängigkeit von Krankheiten auswirkt. Ihre Beobachtung: Weltweit zeigt sich eine Verschiebung der Infektionskrankheiten, bedingt durch die veränderten klimatischen Verhältnisse.1

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Krankheitsüberträger sind temperaturempfindlich

Zecken, Mücken und andere Krankheitsüberträger reagieren sehr empfindlich auf Temperaturunterschiede und Veränderungen der Umwelt. Das liegt vor allem an ihrer Größe: Durch ihre Körpertemperatur können sie Veränderungen in der Umgebung genau verfolgen. Die Temperatur wirkt sich nicht nur darauf aus, wie schnell sich die Tiere entwickeln und wie lange sie leben. Sie hat auch Einfluss darauf, wie schnell sich ein Krankheitserreger im Inneren des Tieres replizieren kann, wodurch es ansteckender wird.

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Demnach hat jede Mückenart einen thermischen Bereich, in dem sie überleben und Krankheiten übertragen kann. Wird es zu kalt, können sich die Tiere nur langsam vermehren und die Krankheitserreger replizieren sich nur langsam. Wird es wärmer, steigt nicht nur die Population der Mücken – auch die Erreger können sich schneller vermehren, wodurch die Tiere ansteckender werden. Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten steht also im direkten Zusammenhang mit dem durch den Klimawandel bedingten Temperaturanstieg.

Wie Amy McDermott in ihrem Beitrag ausführt, könnte jedoch in tropischen Gebieten das Krankheitsrisiko durch den Klimawandel sogar abnehmen. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Erwärmung bereits heißer Regionen die maximale Überlebenstemperatur von Parasiten überschreiten könnte.

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Zecken sind inzwischen ganzjährig aktiv

Zecken waren früher insbesondere ein „Sommer-Problem“. Mittlerweile haben die milden Winter in Deutschland dazu geführt, dass die Tiere heute ganzjährig anzutreffen sind. Bereits ab einer Außentemperatur von 7 Grad Celsius werden die Tiere aktiv und können die Erreger gefährlicher Infektionskrankheiten wie Borreliose und FSME auf den Menschen übertragen. Bislang gilt vor allem der südliche Teil der Bundesrepublik als Risikogebiet für die Übertragung von Hirnhautentzündung (FSME).2 Doch auch exotischere Arten halten inzwischen Einzug und begünstigen die Ausbreitung von Infektionskrankheiten.

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Exotische Mückenarten auch in Deutschland

Waren einige Arten exotischer Mücken bislang nur auf anderen Kontinenten verbreitet, haben sie sich inzwischen auch hierzulande angesiedelt. So etwa die Asiatische Tigermücke, die die Erreger von rund 20 Tropenkrankheiten, darunter Dengue-Fieber und Zika-Virus, in sich trägt. Ursprünglich stammt die Tigermücke aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Seit den 1980er Jahren ist sie auch in Südeuropa vorzufinden. Inzwischen häufen sich jedoch die Fälle von Tigermückenstichen in Deutschland.3

So haben milde Winter dazu geführt, dass die Stechmückenarten bessere Bedingungen haben, um sich hier anzusiedeln. Niederschlagsreiche Jahre und Überschwemmungen führen zu regelrechten Massenvermehrungen der Tiere.4

Dennoch gibt das Umweltbundesamt Entwarnung: „Das Auftreten der Stechmücken allein ist jedoch ungefährlich. Erst wenn die Stechmücken selbst den Erreger aufgenommen haben, besteht das Risiko, dass diese übertragen werden.“

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Wie kann die Ausbreitung von Infektionskrankheiten aufgehalten werden?

Zur Eindämmung der Ausbreitung potenziell gefährlicher Krankheitsüberträger setzt die Wissenschaft auf verschiedene Ansätze. So wurde 2021 in Florida eine genetisch veränderte Version der männlichen Aedes-aegypti-Mücke ausgesetzt, um die Population zu verringern. Diese stechen nicht und tragen ein für Nachkommen tödliches Gen in sich.

Ähnliche Versuche gab es bereits 2016 in Deutschland. Dort wurden die Puppen männlicher Stechmücken ausgesiebt und mit Gammastrahlen sterilisiert. Die Weibchen, die sich mit einem solchen Männchen gepaart haben, legen zwar Eier – in ihnen befindet sich jedoch keine Larve.5

Fest steht: Der Einsatz von Insektengiften, die sich auch negativ auf Mensch und Umwelt auswirken, kann nicht die Lösung sein, um die Ausbreitung gefährlicher Infektionskrankheiten zu verhindern. McDermott empfiehlt vor allem eine bessere Vorbereitung auf Fälle von Infektionskrankheiten. Patienten müssten sofort isoliert und behandelt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Sie zitiert außerdem den Epidemiologen Jan Semenza vom Uniklinikum Heidelberg, der erklärt: „Sobald Zecken- oder Mückenpopulationen etabliert sind, werden sie schwer zu beseitigen sein. Wir brauchen ausgefeilte Frühwarnsysteme, um einen Ausbruch einzudämmen und eine grenzüberschreitende Übertragung zu verhindern.“

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Quellen

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