12. Mai 2020, 12:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Männer erkranken schwerer und häufiger an COVID-19 als Frauen. Weshalb, das war bislang nicht klar. Eine neue Studie legt nun nahe, dass der ACE2-Rezeptor bei der Erkrankung eine entscheidende Rolle spielt. FITBOOK erklärt, warum!
Rund 60 Prozent aller Menschen, die an COVID-19 erkranken, sind Männer. Endet der Verlauf tödlich, liegt der Männeranteil sogar bei 70 Prozent. Für die ungleiche Verteilung wurden bislang immer wieder Risikofaktoren wie Rauchen vermutet. Darüber hat auch FITBOOK vor Kurzem berichtet. Problem: Risikofaktoren alleine können das Phänomen nicht ausreichend erklären.
Ein Forscher-Team um Adriaan Voors aus den Niederlanden ist jetzt auf einen möglichen anderen Grund gestoßen, warum Männer anfälliger sind für COVID-19 als Frauen. Die Wissenschaftler vom Universitair Medisch Centrum Groningen haben die Daten einer anderen Studie genauer unter die Lupe genommen.
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Coronavirus dockt an ACE2-Rezeptor an
In der BIOSTAT-CHF-Studie wurde unter anderem die Konzentration des ACE2-Rezeptors ausgewertet. Das Enzym steht im Verdacht, für eine chronische Herzinsuffizienz mitverantwortlich zu sein. Der ACE2-Rezeptor ist im Blut, aber auch auf der Membran verschiedener Zellen vorhanden. Und dort bietet er ein Einfallstor für das Coronavirus SARS-CoV-2.
Wie nutzt das Virus den ACE2-Rezeptor?
Verkürzt verläuft die Infektion so ab: Das Virus dockt an den Rezeptor an. Dann erfolgt eine Umwandlung durch ein Protein mit der schönen Bezeichnung „TMPRSS2“. Schließlich dringt das Coronavirus in bis dahin noch gesunde Zellen ein.
Eine hohe Konzentration an ACE2 liegt nach Ansicht der Forscher auch in der Lunge vor. Aus diesem Grund gehen die Mediziner davon aus, dass der Rezeptor bei einer Lungenerkrankung im Zusammenhang mit COVID-19 eine wichtige Rolle spielt.
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Bei Männern viel höhere ACE2-Konzentration
Die Daten der BIOSTAT-CHF-Studie, die Voors und sein Team nun auswerteten, zeigten, dass bei Männern die Anzahl an ACE2-Rezeptoren viel höher ist als bei Frauen. An der Studie mit Herzinsuffizienz-Patienten nahmen insgesamt elf europäische Länder teil. Die erste Gruppe der Studie, die sogenannte Indexkohorte, umfasste dabei 1.485 Männer und 537 Frauen.
Damit sich keine Fehlerwerte einschleichen konnten, wurde noch eine zweite Gruppe untersucht. In dieser waren 1.123 männliche und 575 weibliche Patienten. Die erhöhte Anzahl an ACE2-Rezeptoren bei Männern könnte nach Ansicht der Forscher ein möglicher Grund sein, warum sie häufiger an COVID-19 sterben als Frauen.
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Warum ist die Anzahl an ACE2 bei Männern höher?
Das ist derzeit noch nicht bekannt. Voors und sein Team weisen jedoch darauf hin, dass ein spezielles Gen, das für ACE2 verantwortlich ist, vermehrt in den Hoden aktiv ist. Das Ergebnis ihrer Untersuchung haben die Wissenschaftler im Fachblatt „European Heart Journal“ veröffentlicht.