9. März 2022, 11:52 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Unter dem Begriff Junkfood versteht man stark verarbeitete Lebensmittel, die viel Zucker, Fett und Salz enthalten. Also jene Speisen und Getränke, von denen wir einfach nicht die Finger lassen können. Dabei gibt es viele gute Gründe, warum wir widerstehen sollten. FITBOOK hat sich die Studienlage dazu angeschaut.
Der Begriff Junkfood kommt ursprünglich aus den USA und heißt wörtlich übersetzt so viel wie „Abfall-Essen“. So macht er unmissverständlich klar, dass es sich um ungesunde Lebensmittel handelt. Die Bandbreite ist groß und umfasst viele Lebensmittel. Die meisten von ihnen wurden industriell stark verarbeitet und enthalten die besonders gemeine Mischung aus viel Fett, Zucker, Salz und Geschmacksverstärkern. Gemein deswegen, weil wir Menschen diese Grundzutaten lieben und ihnen nicht widerstehen können. Zudem enthält typisches Junkfood viele leere Kalorien, hat also eine hohe Energiedichte, aber wenige Nährstoffe. Typisches-Junkfood sind:
- Tiefkühlpizza / Fertiggerichte
- Burger
- Döner
- Pommes
- Curry Wurst
- Chips / Knabberzeug
- Süßigkeiten
- Softdrinks / zuckerhaltige Getränke
Doch was macht Junkfood eigentlich so ungesund? Und was macht es mit unserem Körper? Wir haben uns die Studienlage dazu angeschaut.
Übersicht
1. Mangel an Ballaststoffen führt zu Entzündungen
Einer der Hauptgründe, weshalb Junkfood ungesund ist, ist der Mangel an Ballaststoffen. Das führt zu einem Ungleichgewicht an Bakterien im Darm, wobei sich ungesunde Bakterien stärker ausbreiten und negativen Einfluss auf die Gesundheit nehmen.
Das hat eine große niederländische Studie mit 1425 Probanden herausgefunden.1 Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass stark verarbeitete Lebensmittel in Verbindung mit schädlichen Bakterien im Darm stehen. Sie nennen insbesondere fetthaltige Lebensmittel tierischen Ursprungs sowie Softdrinks als Ursache für schädliche Bakterien, die Giftstoffe produzieren und so Entzündungen im Darm auslösen.
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Gleichzeitig nennen die Wissenschaftler aber Lebensmittel, die laut ihren Forschungsergebnissen einen positiven Einfluss auf die Darmflora haben:
- Hülsenfrüchte
- Brot
- Fisch
- Nüsse
2. Schädigt die Knochenentwicklung bei Kindern
Kinder lieben Süßigkeiten und Knabberzeug. Viele von ihnen nehmen bis zu 70 Prozent ihrer täglichen Kalorien aus stark verarbeiteten Lebensmitteln zu sich. In den USA essen etwa 50 Prozent der Kinder und Erwachsenen jeden Tag Fastfood.2 Doch ein übermäßiger Konsum kann gravierende Folgen haben. Das hat eine israelische Studie gezeigt.3 Laut den Forschern können nämlich stark verarbeitete Lebensmittel das Skelettwachstum hemmen und bei Kindern zu schwächeren Knochen führen.
Dazu untersuchten die Forscher Nagetiere, deren Skelette sich in den postembryonalen Wachstumsstadien befanden. Jene Nagetiere, die ultra-verarbeiteten Lebensmitteln ausgesetzt waren, litten unter Wachstumsverzögerungen und zeigten eine geringere Knochendichte. Daraufhin entdeckten die Forscher bei der Gewebeuntersuchung eine starke Knorpelbildung in den Wachstumsfugen der Nagetiere, dem „Motor“ des Knochenwachstums. Anschließend stellten sie in weiteren Untersuchungen fest, dass die genetischen RNA-Profile von Knorpelzellen eine beeinträchtigte Knochenentwicklung aufwiesen.
Am Ende schlussfolgern die Forscher, dass selbst geringere Mengen an verarbeiteten Lebensmittel einen negativen Einfluss auf das Skelettwachstum haben können.
3. Beeinflusst die Entwicklung des Gehirns
Jugendliche reagieren empfindlicher als jede andere Altersgruppe auf stark verarbeitete Lebensmittel mit hohem Anteil an Fett und Zucker. Und das hat negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns, wie Forscher in einer großen Studienauswertung herausfanden.4
Laut kanadischen Forschern, die über 100 Studien zu dem Thema ausgewertet haben, kann Junkfood die Fähigkeit, zu denken, zu lernen und sich zu erinnern beim jugendlichen Gehirn (zwischen 10 und 19 Jahren) beeinträchtigen. Zudem macht es schwieriger, impulsives Verhalten zu kontrollieren, was insbesondere bei Teenagern ein Problem ist. Und es kann sogar das Risiko für Depressionen und Angstzustände erhöhen.
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Die Forscher nennen drei Gründe dafür: Da das Gehirn von Jugendlichen nicht vollständig ausgebildet ist, entwickeln sie noch die Fähigkeit, Risiken einzuschätzen und Handlungen zu kontrollieren. Außerdem haben jugendliche Gehirne ein höheres Glücksempfinden (als erwachsene Gehirne), wenn sie beispielsweise durch Junk Food, Drogen, Bestätigung und Lernerfolg „belohnt werden“. Und Jugendliche werden stärker von ihrer Umwelt beeinflusst. Dazu gehört eben auch die Ernährungsweise. Diese Kombination macht es zum einen schwerer für Jugendliche, Junk Food zu widerstehen. Andererseits nimmt das Essen auch starken Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns. Somit ist Junkfood besonders für Jugendliche ungesund.
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4. Erhöht das Risiko für Depressionen
Man muss es einfach so sagen: Menschen lieben frittierte Lebensmittel. Egal ob Pommes, Chips, Chicken Nuggets oder Gemüse in Tempura-Teig. Frittiert schmeck einfach alles besser. Nun ja, wenn man sich der gesundheitlichen Konsequenzen bewusst wird, vergeht einem aber schnell der Appetit darauf.
So soll der Verzehr von frittierten Lebensmitteln laut einer japanischen Studie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an einer Depression zu erkranken.5 Das ergab eine Untersuchung von 715 Angestellten in Japan. Sie wurden zunächst zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Anschließend wurden sie auf Symptome hin untersucht, die eine Depression anzeigen. Und auch ihre psychische Widerstandskraft (Resilienz) hat man ermittelt. Am Ende stellten die Forscher fest, dass diejenigen Probanden, die mehr frittierte Lebensmittel aßen, im Laufe ihres Lebens mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Depression entwickelten.
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Die Forscher erklären, dass traditionelle japanische Essgewohnheiten mit hohem Fischkonsum eigentlich das Risiko, an einer Depression zu erkranken, senken. Doch die verwestlichte Ernährung mit einer hohen Aufnahme von Pflanzenölen, die üblicherweise beim Frittieren von Lebensmitteln verwendet werden, lässt das Depressionsrisiko steigen.
5. Versteckter Zucker sorgt nicht nur für Übergewicht
Dass Junkfood so ungesund ist liegt vor allem am Zucker, der in all seinen schnell verfügbaren Formen als Saccharose, Glucose und Fructose eine der Hauptzutaten ist. Dieser manipuliert nämlich unseren Stoffwechsel, indem er die Insulin-Ausschüttung ankurbelt, den Appetit anregt und dafür sorgt, dass wir oft nicht aufhören können zu essen.
Die Insulinausschüttung sorgt leider dafür, dass eben diese überschüssigen Kalorien, die wir durch Süßigkeiten, Knabberzeug und Fast Food zu uns nehmen, in unseren Fettzellen gespeichert werden. Ein Vorgang, der schnell zu Übergewicht führen kann. Das Fiese an der Zutat Zucker ist, dass er so ziemlich überall in stark verarbeiteten Lebensmitteln steckt. Also nicht nur in Softdrinks, Säften, Schokolade und Gummibärchen, sondern auch in Tomatensoßen, Fertigpizza, Senfgurken und Salatdressing. Wer seinen Zuckerkonsum reduzieren will, der muss praktisch jede Zutatenliste eines Lebensmittels überprüfen.
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Die gesundheitlichen Schäden durch zu viel Zucker sind sehr vielfältig und mittlerweile auch gut erforscht. Eine deutsche Studienauswertung nennt übermäßigen Zuckerkonsum als mitverantwortlich für:6
- Karies
- Übergewicht
- metabolisches Syndrom mit beeinträchtigter Glukosetoleranz
- Diabetes mellitus
- Blutfettstörungen
- Bluthochdruck
- erhöhte Sterblichkeit durch kardiovaskuläre Krankheiten
6. Junkfood kann zu Krebs führen
Wie schädlich Junkfood sein kann, hat eine groß angelegte US-Studie der Bostoner Tufts Universität gezeigt.7 Darin wurden Daten der Nationalen Gesundheits- und Ernährungsuntersuchung aus den Jahren 2013 bis 2016 ausgewertet. Als ungesund wurden Ernährungsfaktoren eingestufft, die eben auch auf Junkfood zutreffen:
- zu wenig Gemüse und Obst im Speiseplan
- ein zu geringer Verzehr von Vollkorn- und Milchprodukten
- eine hohe Aufnahme von rotem Fleisch und Wurstwaren
- zuckerhaltige Getränke
Nach Auswertung der Daten stellten die Wissenschaftler fest, dass rund 80.000 neue Krebserkrankungen allein innerhalb eines Jahres in den USA auf eine ungesunde Ernährungsweise zurückzuführen waren. Dabei trat Darmkrebs am häufigsten auf und zwar in 38,3 Prozent der Fälle.
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Die Forscher fanden auch die Hauptursache für eine Krebserkrankung: der Mangel an Vollkornprodukten im Speiseplan. Der zweite Ernährungsfaktor, der zu Krebs führen kann, ist ein zu geringer Verzehr von Milchprodukten. Und der dritte Faktor ist ein zu hoher Konsum von verarbeitetem Fleisch. Übrigens: Die meisten Krebserkrankungen durch Fehlernährung wurden bei Männern mittleren Alters zwischen 45 und 64 Jahren festgestellt.
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Quellen
- 1. Bolte L.A., Vich Vila A., Imhann F. et al. (2021). Long-term dietary patterns are associated with pro-inflammatory and anti-inflammatory features of the gut microbiome. Gut.
- 2. EurekAlert! Bad to the bone: Hebrew University reveals impact of junk food on kids‘ skeletal development. (aufgerufen am 9.3.2022)
- 3. Zaretsky J., Griess-Fishheimer S., Carmi A. et al. (2021). Ultra-processed food targets bone quality via endochondral ossification. Bone Research.
- 4. Reichelt A.C., Rank M.M. (2017) The impact of junk foods on the adolescent brain. Birth Defects Research.
- 5. Yoshikawa E., Nishi D., Matsuoka Y.J. (2016). Association between frequency of fried food consumption and resilience to depression in Japanese company workers: a cross-sectional study. Lipids in Health and Disease.
- 6. Wölnerhanssen B.K., Meyer-Gerspach A.C. (2019). Effekte von Zuckerkonsum auf die Gesundheit und mögliche Alternativen (Health effects of sugar consumption and possible alternatives). Therapeutische Umschau.
- 7. Zhang F.F., Cudhea F., Shan Z. et al. (2019). Preventable Cancer Burden Associated With Poor Diet in the United States. JNCI Cancer Spectrum.