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Nachgefragt beim Experten

Sport nach Corona-Infektion – wann darf man wieder trainieren?

Corona Sport: erschöpfter Sportler
Eine Corona-Infektion kann (Hobby-)Sportler für eine bestimmte Zeit aus der Bahn werfen. Foto: Getty Images
Nadja Demel Redakteurin

8. April 2022, 10:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der Test ist endlich negativ, die Symptome sind abgeklungen. Nach überstandener Corona-Infektion wollen die meisten nur eins: Endlich wieder raus und am normalen Leben teilhaben. Dazu gehört natürlich auch Sport.

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Doch ist es wirklich ratsam, nach einer Corona-Infektion direkt wieder zum Sport zu gehen? Oder sollte man mit dem Training noch eine Weile warten, auch wenn man sich bereits wieder gesund und fit fühlt? FITBOOK hat bei Enrico Zessin, Arzt in Weiterbildung für Innere Medizin und Sportmedizin und Verbandsarzt Deutscher Leichtathletik Verband, nachgefragt.

Sportpause muss sein – auch ohne Symptome

Wer eine schwere Erkrankung hinter sich hat, wird sich weder dazu in der Lage fühlen, noch das Bedürfnis danach haben, direkt wieder sportlich einzusteigen. Doch wie sieht es nach einer Infektion mit mildem Verlauf aus? „Selbst wenn während der Corona-Infektion keine Symptome auftraten, sollte zwei Wochen lang auf Sport verzichtet werden. Bei einem milden Verlauf sollte man bis mindestens sieben Tage nach Symptom-Ende warten und keine intensive Belastung ausüben“, erklärt Zessin.

Warum eine Sportpause auch ohne Symptome zwingend notwendig ist? „Bei einer Corona-Infektion handelt es sich um eine systemische Erkrankung. Das heißt, dass sich das Virus über die Blutbahn im ganzen Körper ausbreitet und somit alle Organe betroffen sein können. Die Viren zirkulieren auch in der Nähe des Herzens und der Lunge, wo sie sich festsetzen und Schaden anrichten können.“ Daher sei es wichtig, intensive Belastung zu vermeiden, um die Organe zu schonen. Andernfalls drohen Komplikationen wie z. B. eine Herzmuskelentzündung.

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Ist eine Herzmuskelentzündung gefährlich?

„Eine leichte Entzündung des Herzmuskels ist nicht ungewöhnlich und kann auch bei anderen systemischen Erkrankungen auftreten“, erklärt der Experte. „Betroffen ist dabei selten der gesamte Herzmuskel, sondern eher kleine Bereiche des Herzmuskels, einzelne Muskelfasern. Wenn das Herz dann durch intensiven Sport an die Belastungsgrenze getrieben wird, können größere Schäden im Herzmuskel entstehen.“ Das Tückische an einer Herzmuskelentzündung: „Wir merken es erst, wenn der Herzmuskel in größerem Rahmen betroffen ist.“ Da das Herz nicht einfach still gelegt werden kann, um sich zu erholen, sei es wichtig, die Belastung möglichst gering zu halten, um das Herz zu schonen und den Herzmuskel gut ausheilen zu lassen.

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Panik sei dennoch unangebracht, so der Mediziner: „Leistungssportler haben in ihrem Leben häufiger Herzmuskelentzündungen. Das ist nichts Außergewöhnliches. Wenn man eine Grippe hatte oder einen anderen schweren respiratorischen Infekt, kann nicht selten auch eine leichte Entzündung der Herzmuskelfasern vorliegen.“ Es ist immer Vorsicht geboten und daher gelte bei allen schweren Infekten und Fieber: Trainingspause!

Doch nicht nur das Herz braucht Zeit, sich zu regenerieren. Auch das Lungengewebe kann von einer Corona-Infektion in Mitleidenschaft gezogen worden sein und sollte daher nicht durch intensiven Sport belastet werden: „Selbst wenn man keinen schweren Husten hatte, ist die Lungenschleimhaut meistens vom Virus befallen und angegriffen, sodass sie sich erst regenerieren muss“, so der Arzt.

Leichte Bewegung kann Heilung fördern

Auch, wenn viel Schlaf und Erholung wichtig ist: Komplett auf Bewegung zu verzichten, ist dennoch nicht ratsam – im Gegenteil. Zessin: „Das ist häufig ein Grund, warum die meisten Leute nach der Quarantäne mehrere Wochen brauchen, um wieder richtig fit zu werden: Sie haben zwei Wochen überhaupt nichts gemacht. Da baut die Ausdauer extrem ab. Wenn man dann zum ersten Mal wieder Treppen steigt, die Herzfrequenz hochgeht und die Lunge pfeift, bekommen viele Angst und machen noch weniger. Einige glauben dann, sie leiden unter Long Covid, aber eigentlich haben sie nur einen schlechten Trainingszustand.“

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Wer keine Symptome mehr hat, sollte seinen Körper ganz langsam und strukturiert wieder belasten. Der Sportmediziner empfiehlt für den Einstieg leichtes Training, z. B. Mobilitätsübungen, entspanntes Yoga und Stretching. Auch Cardio-Training mit sehr niedriger Herzfrequenz kann dabei helfen, wieder fit zu werden. „So bleibt die Muskulatur in Bewegung, die Durchblutung wird gefördert und die Lunge besser durchlüftet.“ Der Heilungsprozess kann so beschleunigt werden.

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Wer sich nach überstandener Corona-Infektion jedoch weiterhin krank fühlt und starke Beschwerden hat, sollte sich unbedingt von einem Arzt durchchecken lassen. Durch eine Blutabnahme, internistische Untersuchungen, ein Belastungs-EKG  und ggf. Herzultraschall können organische Schäden ausgeschlossen werden.

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Ob im Fitnessstudio, beim Mannschaftstraining im Verein oder in der Yoga-Klasse: Die Gefahr, sich mit dem Virus anzustecken, lauert überall. Doch macht Sport anfälliger für Infektionen? Das jedenfalls besagt das „Open-Window-Phänomen“.

Zessin erläutert das in der Sportmedizin bekannte Phänomen: „Wenn man seinen Körper über lange Zeit intensiv belastet, entstehen strukturelle Schäden, z. B. leichte Muskel- und Weichteilschäden nach einem Marathonlauf. Etwa zwei bis drei Stunden nach der Belastung beginnt das Immunsystem, seine Ressourcen für die Reparaturmechanismen herzugeben. Je nachdem, wie stark die Belastung war, kann das bis zu 72 Stunden andauern. Dementsprechend sind dann nicht mehr genug Ressourcen da, um eine große Immunantwort auf Erreger wie Keime oder Viren zu geben. Deshalb sollte man sich nach langen, intensiven Einheiten immer warm anziehen und gut vor Erkältung schützen und dem Körper durch Essen und Trinken genug Nährstoffe für das Immunsystem und die laufenden Reparatur- und Regenerationsprozesse zur Verfügung zu stellen.“

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Dies betrifft jedoch nur lange und sehr intensive Trainingseinheiten. „Für eine dreiviertel Stunde Training im Fitnessstudio ist das nicht relevant“, so der Experte.

Dennoch haben regelmäßig Trainierende einen entscheidenden Vorteil gegenüber Untrainierten: „Sehr sportliche Menschen haben eine kürzere Regenerationszeit, weil ihr Körper gewohnt ist, mit körperlichem Stress und strukturellen Schäden wie Muskelkater umzugehen. Deswegen können sportliche Menschen eine Corona-Infektion häufig viel besser kompensieren und sich viel schneller regenerieren.“

Themen Coronavirus
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