2. September 2021, 18:29 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Vitamin D ist an zahlreichen Prozessen im Körper beteiligt – und offenbar auch von großer Bedeutung für die Funktion der Muskeln. Das geht aus einer Untersuchung irischer Forscher hervor, in der die Auswirkung eines Vitamin-D-Mangels auf Muskelkraft untersucht wurde.
Mit zunehmendem Alter geht bei Frauen und Männern die Produktion der Sexualhormone zurück, was u. a. mit einem Abbau von Knochendichte und Muskelmasse einhergeht. Eine eiweißreiche Ernährung und ausreichend Bewegung/moderater Sport gelten als wichtig, um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Wie sich aufgrund einer Studie zeigte, spielt auch ein möglicher Vitamin-D-Mangel eine Rolle in Bezug auf die Muskelkraft.
Übersicht
Bei Vitamin-D-Mangel nimmt die Muskelkraft laut Studie ab
Zumindest einen Mangel an Vitamin D gilt es offenbar zu vermeiden, wenn man Kraft und Leistungsfähigkeit möglichst lange bewahren will. Dies geht aus einer Studie des Trinity College in Dublin hervor. Ein Forscherteam um Professorin Maria O’Sullivan hat auf Daten der English Longitudinal Study of Ageing (kurz: ELSA, = multidisziplinäre Längsschnittstudie mit Daten aus der britischen Bevölkerung) zurückgegriffen und die Angaben von rund 4157 über 60-Jährigen hinsichtlich ihrer Muskelfunktion untersucht.1
Die Ergebnisse besagen, dass bei der Mehrheit der Fälle „ein Vitamin-D-Mangel mit einer Beeinträchtigung der Muskelkraft verbunden“ ist. Genauer gesagt waren fast doppelt so oft Personen mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel von Muskelrückgang betroffen wie solche, bei denen die Versorgung im ausreichenden Bereich lag. In puncto Muskelleistungsfähigkeit schnitt sogar ein Drittel der Unterversorgten deutlich schlechter ab als die Probanden auf Normalniveau.2
Muskelerhalt für gesunden Alterungsprozess
Auf der Website der Fakultät haben die beteiligten Wissenschaftler sich dazu geäußert. „Die Aufrechterhaltung der Muskelfunktion ist für einen gesunden Alterungsprozess unglaublich wichtig und wird dabei oft übersehen“, kommentiert etwa Prof. O’Sullivan.3
Dabei ist Vitamin D viel zu wichtig für den Muskelerhalt, um nicht auf einen möglichen Mangel zu achten. „In der Lebensmittelpolitik einiger Länder, zum Beispiel Finnland, wurde eine Anreicherung von Vitamin D bereits erfolgreich umgesetzt und in der dortigen Bevölkerung ein Vitamin-D-Mangel so gut wie beseitigt“, befindet Co-Autor Dr. Eamon Laird.
Auch interessant: Vitamin D – alle Infos zu Funktion, Bedarf und Nahrungsergänzung
Wie kommt man an Vitamin D
Vitamin D ist streng genommen kein Vitamin, da der Körper es selbst produzieren kann. Es entsteht in den Hautzellen und der Leber, wenn wir uns den UVB-Strahlen der Sonne aussetzen. In den dunklen Monaten passiert das nicht (oder zumindest viel weniger), und im Sommer hemmt ein UV-Schutz die Synthese. Man kann sich Vitamin D auch über Lebensmittel wie fetten Fisch zuführen – allerdings müssten es rund 200 Gramm Lachs sein, wenn man seinen Tagesbedarf decken will. Einige Menschen greifen deshalb zu Nahrungsergänzungsmitteln
Vitamin D für bessere Leistungsfähigkeit im Sport
Dass Vitamin-D-Mangel sich negativ auf die Muskeln auswirkt, bedeutet den Wissenschaftlern des Trinity College zufolge nicht automatisch, dass eine Steigerung des Spiegels sich mit einer positiven Veränderung der Muskelkraft einhergehen muss. Eine weitere Studie von einer Forschergruppe aus den USA hat bereits untersucht, wie Vitamin D nicht die Muskelbildung, sondern die Leistung im Sport beeinflussen kann.
Die mit 2000 Probanden zwischen 20 bis 49 Jahren durchgeführte Studie konnte feststellen, dass Menschen mit einem höheren Vitamin-D-Spiegel eine bessere kardiorespiratorische Fitness hatten, d. h., leistungsfähiger beim Sport waren. Gemessen wurde die Fitness anhand von dem Sauerstoffverbrauch der Probanden während der Aktivität. Dabei mussten sich die Studienteilnehmer aufs Laufband schwingen. Die Ergebnisse zeigen, dass Probanden mit dem höchsten Vitamin-D-Spiegel bis zu viermal besser im Fitnesstest performten als die Probanden mit dem niedrigsten Vitamin-D-Spiegel.4
Auch interessant: Alles, was Sie über Vitamin-D-Mangel wissen müssen
Vitamin D spielt nicht nur eine bedeutende Rolle im Calcium- und Phosphatstoffwechsel der Knochen, es steht auch in Verbindung mit der Bildung von Hämoglobin. Dies ist der Blutfarbstoff der roten Blutzellen, welcher den Sauerstoff im Blut bindet und transportiert. So kann ein Vitamin-D-Mangel auch eine Ursache einer Anämie (Blutarmut) sein und eine entsprechende Leistungsminderung und Abgeschlagenheit mit sich bringen. Gerade bei älteren Personen, die sich weniger im Sonnenlicht aufhalten, liegt einer Schwäche häufig eine Anämie zugrunde. Daher sollte neben den Eisenwerten auch immer der Vitamin-D-Spiegel überprüft werden.
Lassen Sie sich testen!
Ein Mangel am „Sonnenvitamin“ kann – auch vor dem 50. oder 60. Lebensjahr – zu Leistungsminderung, Müdigkeit, Lustlosigkeit und sogar zu depressiven Verstimmungen führen. Und auch das Immunsystem soll vom Vitamin-D-Status abhängen. Wer außerdem gerne seine Muskelkraft so lange wie möglich erhalten möchte, sollte ebenfalls darauf achten, nicht langwierig mit einem Vitamin-D-Mangel durch das Leben zu gehen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind rund 60 Prozent der Deutschen mit Vitamin D unterversorgt oder weisen einen Mangel auf. Gerade in den sonnenarmen Wintermonaten liegt häufig ein Vitamin-D-Mangel vor.
Analyse-Methode Ist ein Vitamin-D-Mangel auch an den Haaren erkennbar?
Studie aus Irland Vitamin B12 senkt offenbar das Depressionsrisiko im Alter
Studie Regelmäßiger Sport ist gut fürs Gehirn, aber nur bei ausreichend Schlaf
Quellen
- 1. English Longitude Study of Aging. (2019). (aufgerufen 02.09.2021)
- 2. Aspell, N., Laird, E., Healy, M. et al. (2019) Vitamin D Deficiency Is Associated With Impaired Muscle Strength And Physical Performance In Community-Dwelling Older Adults: Findings From The English Longitudinal Study Of Ageing. ( aufgerufen 02.09.2021)
- 3. Trinity College Dublin. Vitamin D deficiency and poor muscle function in the over-60s. (aufgerufen 02.09.2021)
- 4. Marawan, A., Kurbanova, N., Quayyum, R. (2018). Association between serum vitamin D levels and cardiorespiratory fitness in the adult population of the USA. (aufgerufen 02.09.2021)