19. August 2021, 11:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer von Kindheit bis ins mittlere Erwachsenenalter ausreichend Vitamin D über Lebensmittel wie Fisch, Eier, Pilze oder Käse aufnimmt, hat ein 50-prozentig niedrigeres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie, bei der unter anderem die Harvard Universität beteiligt war.
Eigentlich ist der Anteil an Vitamin D, welches über die Nahrung aufgenommen wird, nicht weiter der Rede wert. Den kompletten Tagesbedarf bildet der Körper bekanntlich mithilfe von Sonnenlicht. Daher sollten Bewohner der nördlichen Regionen während des Winters mit einem Vitamin-D-Präparat nachhelfen. Dennoch scheint das bisschen, was zudem in nur wenigen Lebensmitteln steckt, eine bislang unterschätzte Rolle bei der Krebs-Prävention zu spielen. So soll einer neuen Untersuchung zufolge eine erhöhte Vitamin-D-Zufuhr aus der Nahrung in jüngeren Jahren vor Darmkrebs schützen.
Überblick
Jüngere Menschen nehmen immer weniger Vitamin D über Nahrung auf
Ein Speiseplan reich an Vitamin D könnte eine kostengünstige Möglichkeit zur Darmkrebs-Prävention bei Menschen unter 50 Jahren sein, sagen Forschende des Dana-Farber Cancer Institute und der Harvard Universität in der in „Gastroenterology“ veröffentlichten Studie.1 Dabei fiel ihnen zuvor auf, dass die Darmkrebsrate bei jüngeren Menschen erheblich zunimmt. Obwohl die Wissenschaftler nicht vollständig erklären können, warum dies so ist, stellen sie des Weiteren fest, dass die Aufnahme von Vitamin D aus Lebensmitteln wie Fisch, Pilzen, Eiern und Milch in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist.
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Untersuchung mit 94.000 Krankenschwestern
Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher die Ernährungs- und Gesundheitsdaten von 94.000 Frauen aus der Nurses‘ Health Study II. Diese Studie ist eine prospektive Kohortenstudie mit Krankenschwestern im Alter von 25 bis 42 Jahren, die 1989 begann. Die Frauen füllen alle zwei Jahre Fragebögen zu Demografie, Ernährungs- und Lebensstilfaktoren sowie medizinischen und anderen gesundheitsbezogenen Informationen aus. Die Forscher konzentrierten sich bei der Auswertung auf einen primären Punkt – Darmkrebs im jungen Stadium, der vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert wurde. Besonders auffällig: Jene Frauen, die angaben, regelmäßig Vitamin-D-haltige Lebensmittel – also Fisch, Eier, Käse und Pilze – zu essen, wiesen eine geringere Rate an Darmkrebs sowie weniger Fälle von Dickdarmpolypen auf.
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Ein mittelgroßes Glas Milch pro Tag soll bereits ausreichen
„Vitamin D hat in Laborstudien bekanntlich Wirkung gegen Darmkrebs gezeigt. Da der Vitamin-D-Mangel in den letzten Jahren stetig zugenommen hat, haben wir uns gefragt, ob dies mit den steigenden Darmkrebsraten bei jungen Menschen in einem Zusammenhang steht“, sagt Studienleiterin Dr. Kimmie Ng in der Universitätsmitteilung.2 „Wir fanden heraus, dass eine Gesamt-Vitamin-D-Aufnahme von 300 IE pro Tag oder mehr – ungefähr gleichbedeutend mit 236 Millilitern Milch – mit einem etwa 50 Prozent geringeren Risiko verbunden ist, an früh einsetzendem Dickdarmkrebs zu erkranken.“ Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten hatte jedoch nicht die gleiche positive Wirkung wie der Verzehr in Milch, Pilzen, Eiern und Fisch.
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Vitamin D schützt offenbar nur Menschen unter 50 vor Darmkrebs
Die Studie deutet darauf hin, wie wichtig es ist, von Kindesbeinen an auf Vitamin-D-reiche Lebensmittel zu setzen. So stellten die Autoren der Studie fest, dass der Krebsschutz bei Menschen über 50 Jahren nicht mehr zu greifen scheint. „Unsere Ergebnisse unterstützen weiter, dass Vitamin D bei jüngeren Erwachsenen für die Gesundheit und möglicherweise die Darmkrebsprävention wichtig sein könnte“, merkt Ng weiter an. „Es ist wichtig, die Risikofaktoren zu verstehen, die mit früh einsetzendem Dickdarmkrebs verbunden sind, damit wir fundierte Empfehlungen zu Ernährung und Lebensstil geben können.“ In der Studie waren die Wissenschaftler offenbar davon ausgegangen, dass sich die Ergebnisse der Frauen auch auf Männer übertragen lassen.
Darmkrebs gilt als eine der häufigsten Todesursachen der westlichen Welt. Je mehr die Wissenschaft über Prävention und Entstehung weiß und je früher die Krankheit erkannt wird, desto größer stehen die Heilungschancen.
Daten aus 186 Ländern ausgewertet Zu wenig Sonne und Vitamin-D-Mangel erhöhen offenbar das Darmkrebs-Risiko
Neue Studie zeigt Frühe Symptome von Dickdarmkrebs bei jungen Erwachsenen
Schwedische Studie Wer über mehrere Monate Antibiotika einnimmt, erhöht sein Darmkrebsrisiko deutlich
Quellen
- 1. Kim H, NG K, Lypsic-Scharf M, et.al. Total Vitamin D Intake and Risks of Early-Onset Colorectal Cancer and Precursors. Gastroenterology. (2021)
- 2. The Harvard Gazette. Shining new light on vitamin D and cancer. (2021)