8. Juni 2020, 21:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Corona-Krise hat bei vielen Menschen gesundheitliche und existenzielle Ängste ausgelöst. Ebenso kann ein Gefühl von Einsamkeit aufgrund der Kontaktbeschränkungen, die aufgrund der Gefahren durch die Pandemie verhängt worden waren, eine Belastung darstellen und bestehende psychische Probleme verschlimmern. Das hat Folgen für die Behandlung von Suchterkrankungen.
Keine Frage: Die Corona-Pandemie ist eine große Herausforderung für uns alle – und eine noch größere für Menschen mit einem Hang zu psychischen Problemen. „Zum einen kann die aktuelle Situation Symptome bestehender Erkrankungen verschlechtern“, schreibt dazu erläuternd etwa die Klinik Friedenweiler, eine psychiatrische Einrichtung in Baden-Württemberg, auf ihrer Website. Zudem könne es sein, „dass bislang psychisch stabile Menschen eine Erkrankung neu entwickeln“, heißt es weiter.
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Corona triggert Ängste
Das bestätigte auch im Gespräch mit FITBOOK Diplom-Psychologe Bernhard Kiesel. Die soziale Isolation, ein Wegfall der Alltagsstrukturen und die tägliche Überflutung mit Corona-Nachrichten verstärken psychosomatische Symptome oder rufen sie wieder bzw. neu hervor.
Die aktuelle Situation erschwert somit nicht zuletzt die Suchtbehandlung. Laut dem Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe im Main-Taunus-Kreis erschweren die Beschränkungen, die zur Eindämmung von Infektionen beschlossen wurden, bei Süchtigen den Weg aus der Abhängigkeit. Wolfgang Mazur, Leiter des Zentrums, bringt es auf den Punkt. „Die höheren Belastungen haben zu mehr Rückfällen geführt.“
Besonders hart trifft es bereits Erkrankte
Offenbar habe die Pandemie vor allem die Unsicherheit bei bereits Abhängigen die Unsicherheit verstärkt und Ängste stärker entfacht. Folglich sei aufgrund der Krise keine Welle an neuen Klienten verzeichnet worden, sondern sie habe diejenigen getroffen, die bereits in Behandlung und Beratung gewesen seien.
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Auch Suchthelfer kommen an ihre Grenzen
Neben den Suchtkranken selbst kommen offenbar auch Suchthelfer an ihre Grenzen. Die Corona-Krise hatte ihre Arbeit in den vergangenen Wochen deutlich erschwert, wie hessische Mitarbeitende in der Suchthilfe berichten. So fielen Gruppenangebote aus, bei persönlicher Beratung und Behandlung mussten Hygiene-Vorschriften umgesetzt werden. Auch die aufsuchende Arbeit an Szenetreffpunkten war zeitweise kaum möglich, weil Ordnungsbehörden die Abhängigen vertrieben.
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Wenn Sie unter psychischen Problemen leiden – lassen Sie sich bitte helfen! Therapiesitzungen können vor dem Hintergrund von Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen gegen Corona quasi uneingeschränkt per Video oder Telefon durchgeführt werden.