23. März 2021, 14:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Nicht nur für das Liebesleben: Die Sexpille Viagra kann womöglich die Lebensdauer von Männern verlängern, wenn diese an einer koronaren Herzkrankheit leiden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus Schweden.
Männer, die an einer koronaren Herzkrankheit (KHK) leiden und gleichzeitig Medikamente gegen Impotenz einnehmen, haben einer Studie des schwedischen Karolinska Instituts zufolge offenbar ein geringeres Risiko für einen (erneuten) Herzinfarkt. Steigert Viagra die Lebenserwartung herzkranker Männer? FITBOOK mit den Details zur Studie.
Impotenz als Frühwarnzeichen für Herzerkrankungen
Impotenz wird medikamentös meist auf zwei Arten behandelt: Eine Injektion mit einem Präparat namens Alprostadil, welches für eine Erektion sorgt, indem es die Blutgefäße im Penis weitet. Oder mittels eines sogenannten PDE5-Hemmers wie z.B. Viagra. Dieser erhöht den Blutfluss, was ebenfalls zum gewünschten Ergebnis führt. Da PDE5-Hemmer den Blutdruck senken, wurden sie bisher aufgrund des Herzinfarktrisikos nicht für Männer mit koronarer Herzkrankheit empfohlen. Allerdings zeigten frühere Untersuchungen der Forschenden, dass herzkranke Männer Viagra überraschend gut vertragen. Tatsächlich schien der Erektionshelfer das Leben der Betroffenen zu verlängern. Impotenz kann bekanntermaßen neben psychischen Ursachen ein Frühwarnzeichen für Herzerkrankungen sein.
Folgestudie mit 18.500 impotenten und herzkranken Männern
Daher gingen die schwedischen Forsche*innen das Thema in einer Folgestudie erneut an. Diesmal verglichen sie die Daten von 18.500 impotenten Männern. 16.500 von ihnen wurden über mehrere Jahre hinweg mit Viagra (also einem PDE5-Hemmer) behandelt, 2000 erhielten Alprostadil. Allen Patienten war gemein, dass sie mindesten sechs Monate vor ihrer Behandlung der erektilen Dysfunktion entweder einen Infarkt erlitten hatten, eine Ballondilatation (Ballonkatheder in Herzkrangefäße) oder eine Bypass-Operation an der Koronararterie hinter sich hatten.
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Beschert Viagra Männern ein längeres Leben?
Die ersten Ergebnisse, welche in der Fachzeitschrift „American College of Cardiology“ publiziert wurden, erwiesen sich so eindeutig wie vielversprechend. So zeigte sich, dass die Männer, die Viagra erhalten hatten, insgesamt länger lebten und ein geringeres Risiko für einen neuen Herzinfarkt und Herzinsuffizienz mit den daraus resultierenden, notwendigen Behandlungen aufwiesen die Männer der Vergleichsgruppe. Und: Je häufiger sie das Medikament einnahmen, desto größer der Effekt. „Potenzprobleme sind bei älteren Männern häufig. Jetzt zeigt unsere Studie auch, dass PDE5-Hemmer vor Herzinfarkt schützen und das Leben verlängern können“, erklärt Dr. Martin Holzmann, Hauptautor der Studie in der offiziellen Presseerklärung.
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Zusammenhänge müssten weiter erforscht werden
Wie genau Viagra das Leben von herzkranken Männern im Detail verlängert, bedarf weiterer Untersuchungen. „Es ist möglich, dass diejenigen, die PDE5-Hemmer erhielten, einfach zufällig gesünder waren als diejenigen, die Alprostadil erhielten“, räumt Holzmann ein. „Um festzustellen, ob es tatsächlich das Medikament ist, das das Risiko verringert, müssten wir Patienten zufällig zwei Gruppen zuordnen, von denen eine PDE5 einnimmt und eine, das dies nicht tut. Die Ergebnisse, die wir jetzt haben, geben uns einen sehr guten Grund, eine solche Studie in Angriff zu nehmen.“
Viagra und Co. sind in den meisten Ländern verschreibungspflichtig. Holzmann hofft jedoch, dass Männer mit koronarer Herzkrankheit nicht davor zurückschrecken, die Angelegenheit mit ihrem Arzt zu besprechen.