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Studien

Viagra kann bei Männern das Risiko für Alzheimer deutlich senken 

Viagra-Tabletten
Laut einer aktuellen Studie kann Viagra womöglich das Risiko für Alzheimer deutlich senken Foto: Getty Images

9. Februar 2024, 14:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Viagra, auch als die blaue Pille für den Mann bekannt, hilft in erster Line bei Erektionsstörungen. 2021 haben US-Forscher in einer Studie einen anderen überraschenden Vorteil des Medikaments für die Gesundheit entdeckt: Viagra soll positiv auf Alzheimer auswirken. Neue Untersuchungen zeigen, dass Viagra das Risiko für die Erkrankung sogar um 20 Prozent verringern kann.

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Der Arzneistoff Sildenafil (Markenname Viagra) gehört zu der Gruppe der sogenannten PDE-5-Hemmer. Dazu zählen auch Vardenafil (Levitra), Tadalafil (Cialis) und Avanafil (Spedra). All diese Substanzen haben eines gemeinsam: Durch ihre gefäßerweiternde Wirkung helfen sie Männern mit Erektionsstörungen. Eine frühere Studie aus den USA hat gezeigt, dass Viagra noch einen ganz anderen positiven Effekt auf die Gesundheit haben könnte. Patienten, die Viagra einnahmen, wiesen ein geringeres Risiko an Alzheimer zu erkranken auf. Nun gibt es neue Erkenntnisse über den Zusammenhang von Alzheimer und Viagra. FITBOOK fasst die neueste Studie zusammen.

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Studie aus 2021 wertete 7,2 Millionen Versichertendaten aus

Auf dem Wissenschaftsportal „Nature Aging“ haben Forscher von der amerikanischen Cleveland Clinic eine große Analyse präsentiert, in der sie die Versichertendaten von 7,2 Millionen US-Amerikanern auswerteten.1 Vorab entwickelten sie zunächst computerbasiert 13 Modelle. Darin wurden genetische Faktoren definiert, welche hypothetisch zu einer Alzheimer-Erkrankung führen. Anschließend betrachtete man, welche von der amerikanischen Medikamentenbehörde FDA zugelassenen Medikamente gegen diese ermittelten Risikotypen helfen. Aus über 1600 zugelassenen Arzneimitteln erwies sich ausgerechnet Sildenafil, welches in Viagra enthalten ist, als eines der vielversprechendsten.

Auf dieser Basis wurden anschließend 7,2 Millionen Patientendaten der Krankenkassen untersucht. Und tatsächlich kam heraus, dass Viagra-Patienten ein um 69 Prozent geringeres Risiko hatten, an Alzheimer zu erkranken, als Menschen, die kein Viagra einnahmen.

Zudem konnten die Wissenschaftler in Laboruntersuchungen zeigen, dass die Neuronen menschlicher Gehirnzellen durch Sildenafil ein erhöhtes Wachstum aufwiesen und weniger dazu neigten, die schädlichen Tau-Proteine anzusammeln. Dieses „Alzheimer-Protein“ lagert sich in den Nervenzellen ab und verursacht Verwirrung und Gedächtnisverlust.

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Neue Studie beruft sich auf die Angabe einer britischen Datenbank

Diesen Erkenntnissen gingen Forscher nun genauer auf den Grund.2 Hierfür bezogen sie Angaben aus der Datenbank IQVIA Medical Research Data UK. So nahmen sie alle Informationen von Männern mit in die Kohortenstudie auf, die 40 Jahre oder älter waren und eine Diagnose der erektilen Dysfunktion zwischen dem 1. Januar 2000 und dem 31. März 2017 erhalten hatten. Bis zum 31. März 2018 beobachtete man die Patienten nach, die Nachbeobachtungszeit lag bei 5,1 Jahren.

Das Datum, an dem die Diagnose einer erektilen Dysfunktion gestellt wurde, legte man als den Eintritt in die Kohortenstudie eines jeden Teilnehmers fest. Alle, deren Informationen nicht länger als sechs Monate dokumentiert wurden, schloss man von den Untersuchungen aus. Ebenso kamen diejenigen für die Studie nicht infrage, die vor dem Beginn bereits sogenannte PDE5I-Medikamente einnahmen – also Arzneimittel, die bei einer erektilen Dysfunktion Abhilfe schaffen, auch unter dem Namen Viagra bekannt. Außerdem nahm man keine Männer mit in die Forschung auf, bei denen eine Demenz, kognitive Beeinträchtigungen oder Verwirrtheit festgestellt wurde. Anhand der Ausschlusskriterien fand man 269.725 Männer mit einem Durchschnittsalter von 58,5 Jahren, die sich für die Kohortenstudie eigneten.

Anschließend unterteilte man in zwei Gruppen:

  • Gruppe 1 (55 Prozent aller Teilnehmer): Alle Patienten erhielten eine PDE5I-Therapie mit den Wirkstoffen Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil oder Avanafil.
  • Gruppe 2 (45 Prozent aller Teilnehmer): In dieser bekamen die Betroffenen keine medikamentöse Behandlung.

Zudem bereinigte man einige Kovariaten, insbesondere in Form von Risikofaktoren für Alzheimer. Beim Studieneintritt identifizierte man das Alter und das Kalenderjahr der Patienten. Zu den weiteren Faktoren zählten unter anderem der Alkohol- und Raucherstatus und der BMI.

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Der Zusammenhang zwischen Alzheimer und der Einnahme von Viagra

Während der Studie diagnostizierte man bei 1.119 Personen Alzheimer, wovon 749 Männer kein Viagra bzw. Medikamente gegen eine erektile Dysfunktion einnahmen – die klare Mehrheit. Das entspricht einer Inzidenzrate von 8,1 pro 10.000 Personenjahre. 370 Männer erkrankten dagegen an dieser Form der Demenz und nahmen keine Arzneimittel ein, was 9,7 Fälle pro 10.000 Personenjahre bedeutet. Der Begriff Personenjahre bezieht sich auf die Anzahl der Teilnehmer und die Dauer, die jeder in der Studie verbrachte. Unter dem Miteinbezug der Kovariaten kamen die Forscher zu dem Schluss, dass diejenigen, welche Viagra und Ähnliche einnahmen, ein 18 Prozent geringeres Risiko für Alzheimer aufwiesen, als diejenigen, welche die erektile Dysfunktion nicht medikamentös behandelten. Das niedrigste Alzheimerrisiko schrieb man dabei dem Wirkstoff Sildenafil zu, der in Viagra enthalten ist.

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Bedeutung der Ergebnisse

Die neue Studie kam demnach zu einem ähnlichen Ergebnis, wie die Untersuchungen aus dem Jahr 2021. Das untermalt, dass die Einnahme von Medikamenten wie Viagra das Risiko für Alzheimer senken kann, auch wenn die kausalen Zusammenhänge noch ungeklärt bleiben.

Innerhalb der aktuelleren Forschung gibt es jedoch auch Einschränkungen, welche die Ergebnisse beeinflussen: Die Angaben der Datenbank müssen nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. So basiert bspw. die Annahme, dass die Patienten die PDE5I-Medikamente einnahmen, auf den Verschreibungsunterlagen der zuständigen Ärzte. Demnach ist nicht gewährleistet, dass die Betroffenen auch tatsächlich Gebrauch davon gemacht haben.

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Und dennoch sind die Studien ein wichtiger Schritt in der Alzheimerforschung. „Diese Ergebnisse sind ermutigend und rechtfertigen weitere Forschungen, die notwendig sind, um diese Ergebnisse zu bestätigen, mehr über den potenziellen Nutzen und die Mechanismen dieser Medikamente zu erfahren und die optimale Dosierung zu untersuchen“, resümiert eine Hauptautorin der neueren Studie, Dr. Ruth Brauer vom University College in London, in einer Pressemitteilung.3 

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Quellen

Themen Demenz Männergesundheit

Quellen

  1. Fang, J., Zhang, P., Zhou, Y. et.al. (2021). Endophenotype-based in silico network medicine discovery combined with insurance record data mining identifies sildenafil as a candidate drug for Alzheimer’s disease. Nature Aging. ↩︎
  2. Adesuyan, M., Jani, Y.H., Alseguir, D., et.al. (2024): Phosphodiesterase Type 5 Inhibitors in Men With Erectile Dysfunction and the Risk of Alzheimer Disease. Neurology. ↩︎
  3. American Academy of Neurology. Erectile Dysfunction drugs ma be linked to reduced risk of Alzheimer's disease. (aufgerufen am 07.02.2024) ↩︎
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