11. November 2022, 4:57 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
„Third Hand Smoke“ nennen Experten die Ablagerungen von Zigarettenrauch auf Oberflächen – z. B. im Haus oder in der Wohnung – oder in Kleidung. Wie gesundheitsschädigend selbst diese Übertragung von Nikotin (quasi aus dritter Hand) sein kann, belegt eine aktuelle Studie.
Wer raucht, schadet seiner Gesundheit – und auch Passivrauchen wird mit diversen Erkrankungen in Verbindung gebracht.1 Jetzt zeigt eine Studie, dass selbst die Ablagerungen durch Rauch, etwa auf Oberflächen oder in Stoffen, ein Risiko darstellt, das man nicht unterschätzen sollte. Konkret kamen die Forscher aus den USA zu dem Ergebnis, dass verrauchte Kleidung auf Dauer die Haut schwer schädigen kann.
Ablauf der Studie
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Reste von Tabak noch über Monate auf Oberflächen und Kleidung halten können, insbesondere, wenn in Innenräumen geraucht wird.2,3 Eine Mäusestudie aus dem Jahr 2017 kam zu dem erschreckenden Schluss, dass „Third Hand Smoke“ die Organe angreifen kann, besonders die Leber.4
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen untersuchten Forscher der University of California (USA) jetzt den Effekt von Tabakrückständen auf Menschen. Dafür führten sie ein Experiment mit zehn gesunden Nichtrauchern zwischen 22 und 45 Jahren durch. Die Probanden trugen drei Stunden lang verrauchte Kleidung. Um die Wirkung der Rauchablagerungen zu steigern und für die Studienzwecke zu beschleunigen, liefen die Probanden in der verrauchten Kleidung in jeder der drei Stunden je 15 Minuten auf einem Laufband – insgesamt also 45 Minuten. Das so verursachte Schwitzen bewirkte, dass der Körper mehr Rauchpartikel aufnahm. Um zu sehen, was diese Partikel im Körper auslösten, untersuchten die Wissenschaftler Blut- und Urinproben der Studienteilnehmer. Diese Proben entnahmen sie von jeder Person zu drei verschiedenen Zeitpunkten: vor Start des Experiments, direkt am Ende der drei Stunden, in denen sie die verrauchte Kleidung getragen hatten, und ein weiteres Mal acht Stunden nach Start des Experiments.4
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Zur Kontrolle wurde das Experiment in einer weiteren Testreihe auf identische Weise ein zweites Mal durchgeführt – mit dem entscheidenden Unterschied, dass dieselben Probanden statt verrauchter dieses Mal saubere Kleidung trugen.
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Forscher entdeckten Biomarker für Hautkrankheiten
Die Analyse der Proben ergab, dass schon der kurze, wenn auch intensive Kontakt, mit Rauchpartikeln starke Veränderungen im Körper hervorrief. So konnten die Forscher bei den Probanden Biomarker nachweisen, die auf oxidative Schädigung der DNA hindeuten. Eine Schädigung, die das Immunsystem beeinträchtigen und Entzündungen fördern kann, was wiederum mit der Entstehung entzündlicher Hauterkrankungen in Verbindung gebracht wird. Auch bei den Blutproteinen zeigten sich Veränderungen, die bis zu 22 Stunden nach dem Kontakt mit den Rauchpartikeln anhielten. Im Vergleich dazu wurden diese Effekte beim Kontrollexperiment mit sauberer Kleidung nicht gefunden.
Fazit
Obwohl es sich um eine kleine Studie mit einer geringen Anzahl Probanden handelt, halten die Wissenschaftler die Erkenntnisse für bedeutsam. Denn es zeigte sich zum einen, wie leicht Tabakrückstände z. B. durch verrauchte Kleidung über die Haut in den Körper gelangen und zum anderen, wie schädigend sie im Körper und wahrscheinlich langfristig auf die Haut wirken. Die Studienautoren betonen in ihrem Studienbericht, dass die Probanden keine akuten Hautbeschwerden entwickelt hatten und es auch unwahrscheinlich sei, dass das kurze Experiment langfristige Schäden verursachen würde. Zugleich betonten sie. „Dennoch waren Marker, die mit einer frühen Aktivierung von Kontaktdermatitis, Psoriasis und anderen Hauterkrankungen in Verbindung gebracht werden, erhöht.“
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Wer also auf Dauer viel Zeit in verräucherten Räumen verbringt oder verrauchte Kleidung trägt, muss damit rechnen, seine Gesundheit maßgeblich beeinträchtigen – und das sogar, wenn man selbst gar nicht aktiv raucht. Um besser zu verstehen, wie genau diese Beeinträchtigungen aussehen können, sei laut der Wissenschaftler der aktuellen Studie weitere Forschung von „Third Hand Smoke“ wichtig.
Studie E-Zigaretten schädigen DNA noch mehr als Zigaretten
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Quellen
- 1. Cao, S., Yang, C., Gan, Y. & Lu, Z. (2015). The Health Effects of Passive Smoking: An Overview of Systematic Reviews Based on Observational Epidemiological Evidence. PLOS ONE.
- 2. Bahl, V., Jacob III, P., Havel C. et al. (2014). Thirdhand Cigarette Smoke: Factors Affecting Exposure and Remediation. PLOS ONE.
- 3. Heu, R. Stönner, C., Ditto, J.C. et al. (2020). Human transport of thirdhand tobacco smoke: A prominent source of hazardous air pollutants into indoor nonsmoking environments. Science Advance.
- 4. Adhami, N., Chen, Y., Martins-Green, M. (2017). Biomarkers of disease can be detected in mice as early as 4 weeks after initiation of exposure to third-hand smoke levels equivalent to those found in homes of smokers. Clinical Science.
- 5. Sakamaki-Ching, S., Schick, S., Gregoren, G. et al. (2022). Dermal thirdhand smoke exposure induces oxidative damage, initiates skin inflammatory markers, and adversely alters the human plasma proteome. eBioMedicine.