12. Februar 2021, 19:49 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wo bislang nur eine unangenehme und zudem kostspielige Biopsie Gewissheit bringen konnte, reicht nun ein neuer Urin-Test zur Diagnose von Gebärmutterhalskrebs aus. Durch diese unkomplizierte Art der Früherkennung könnten tausende Leben gerettet werden.
Wissenschaftler*innen der NHS Foundation Trust (MFT) und der Universität Manchester konnten in einer aktuellen Studie nachweisen, dass ein simpler Urin-Test Gebärmutterhalskrebs mit einer Genauigkeit von mehr als 90 Prozent erkennt. Die Einfachheit und Schnelligkeit der neuen Methode stellt damit eine Revolution in der Krebs-Diagnostik dar.
Diagnose von Gebärmutterhalskrebs – ein bislang oft schmerzhafter Prozess
Die Analyse zu der als medizinischer Durchbruch bezeichneten Entwicklung ist jetzt im Fachblatt „nature communications“ nachzulesen. Gegenwärtig erfolgt eine genauere Diagnose bei dringendem Verdacht mittels einer Biopsie, indem ein schmales Teleskop zur Gewebeentnahme in die Gebärmutter eingeführt wird. Nicht selten muss der unangenehme, oft sogar schmerzhafte Prozess wiederholt werden. Bei britischen Patientinnen erlebt dies sogar jede Dritte, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des NHS.
Dank des Urin-Tests bliebe zumindest diese Tortur den Frauen erspart. Für das Gesundheitssystem bedeute es zeitgleich eine nicht unerhebliche Kostenreduzierung, da jedes Jahr tausende Verdachtsfälle auftauchen, die eine genauere Untersuchung bedürfen.
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Urin-Test erkennt Gebärmutterhalskrebs mit einer Genauigkeit von 91,7 Prozent
Das Team unter der Leitung von Prof. Emma Crosbie wandte bei Untersuchungen den neuen Urin-Test bei 103 Frauen mit bekanntem Gebärmutterhalskrebs an. Ebenso bei 113 Frauen, die ihre Menopause bereits hinter sich haben und aus ungeklärten Gründen an Blutungen litten – was ein Symptom für die Krebserkrankung darstellen kann. Der Anteil der Frauen mit Gebärmutterhalskrebs, die mit dem neuen Verfahren identifiziert wurden, betrug 91,7 Prozent. Der der Anteil der gesunden Frauen, die auf die gleiche Weise negativ getestet wurden, betrug 88,9 Prozent. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gebärmutterhalskrebszellen in Urin- und Vaginalproben mit einem Mikroskop nachgewiesen werden können“, so Crosbie.
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Urin-Test macht Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung einfacher
Dank des neuen Tests können Frauen schnell Sicherheit erlangen, ohne sich eines unangenehmen Eingriffs unterziehen zu müssen. Durch diese – auch psychische – Erleichterung wird womöglich bei Tausenden Frauen eine Erkrankung bereits im Frühstadium erkannt. Das steigert die Heilungschancen. Ebenso lässt sich eine Krebserkrankung auch sehr schnell ausschließen, betont Crosbie „Obwohl postmenopausale Blutungen ein erkennbares Symptom sind, sind nur 5 bis 10 Prozent dieser Frauen wirklich betroffen. Dieser Test kann demnach auch sehr schell für Beruhigung sorgen.“
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Bis zur Zulassung weitere Untersuchungen notwendig
Bis der Urin-Test Einzug in die Praxis hält, dauert es laut Prof. Crosbie wohl noch etwas: „Obwohl unsere Daten sehr vielversprechend sind, bedarf es einer noch größeren diagnostischen Genauigkeitsstudie.“ Dennoch ist die Ärztin zuversichtlich, dass sich das neue Verfahren aufgrund der vielen Vorteile für alle Beteiligten recht schnell durchsetzen wird.