12. März 2024, 4:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Fieber ist kein angenehmer Zustand, die meisten Menschen könnten wohl gut darauf verzichten. Doch wussten Sie, dass es auch solche gibt, die grundsätzlich kein Fieber bekommen? Tatsächlich ist diese Besonderheit nicht beneidenswert. Immerhin leistet das Erhöhen der Körpertemperatur einen wertvollen Dienst für die Infektabwehr. Ein Mediziner erklärt es auf FITBOOK genauer.
Oft, aber nicht immer wird eine Grippe oder bakterielle Infektion von Fieber begleitet. Bei manchen Menschen bleibt dieses Symptom aus. Sie können dennoch ernsthaft krank werden, erklärt uns dazu der Allgemeinmediziner Dr. med. Michael Feld, und genau hier lauern demnach Gefahren.
Übersicht
Warum bekommt man überhaupt Fieber?
Zunächst erklärt Dr. Feld, wozu die Körpertemperatur in bestimmten Fällen überhaupt steigt. Wenn Krankheitserreger in den Körper eindrängen, sende unser Immunsystem Botenstoffe aus: sogenannte proinflammatorische Zytokine. Der Arzt übersetzte sie uns als „fiebersteigernde Eigenkörperstoffe“. Erreichen die einen bestimmten Teil unseres Zwischenhirns, den Hypothalamus, kann dies bewirken, dass die Körperkerntemperatur deutlich ansteigt. Die Eindringlinge sollen dadurch sozusagen abgekocht werden. „Bereits bei 38,5 Grad Celsius und erst recht bei einer Körpertemperatur von 39 Grad Celsius sterben einige Viren und Bakterien ab“, erklärt Dr. Feld.
Dr. Feld bezeichnet Fieber zusammenfassend als eine „sinnvolle Errungenschaft des Körpers“ zur Bekämpfung krankmachender Mikroorganismen – mit dem positiven Nebeneffekt, dass Fieber Betroffene zumeist ins Bett zwinge. Das könne zum Auskurieren einer Erkrankung förderlich sein.
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Warum es gefährlich werden kann, kein Fieber zu bekommen
Es stimmt, dass andauerndes Fieber ab einer gewissen Höhe beobachtet werden sollte. Denn steigt die Körpertemperatur auf über 41 Grad Celsius, drohen bei den Betroffenen schwere Gewebe- und Organschäden, schlimmstenfalls mit Todesfolge.
Kein oder nie Fieber zu bekommen, ist deshalb aber nicht besser. Zum einen bleibt in diesem Fall der oben beschriebene Abwehrmechanismus, sprich die Bekämpfung der Erreger durch eine Körpertemperaturerhöhung, aus. Krankheiten können in der Folge langwieriger sein und schwerer verlaufen. Und zum anderen besteht die Gefahr, dass Erkrankte ihren Zustand falsch ein- und die eigenen Fähigkeiten überschätzen. Einfach aus dem Grund, weil das wichtige Schlüsselsymptom fehlt.
Mögliche Gründe dafür, dass Menschen nie Fieber haben
Individuelle Veranlagung
Die möglichen Ursachen dafür, wie gut oder schlecht das Körpertemperaturzentrum eines Menschen reagiert, sind vielfältig. Es gebe ganz einfach individuelle, veranlagte Unterschiede, so Dr. Feld.
Leistungsfähigkeit des Immunsystems lässt nach
Weiterhin sei es ganz normal, dass mit zunehmendem Alter das Immunsystem nicht mehr so zuverlässig funktioniere wie in jüngeren Jahren. Das betrifft laut Dr. Feld die Ansprache des Hypothalamus ebenso wie die Ausschüttung der oben genannten fiebersteigernden Botenstoffe sowie auch alle anderen Organsysteme, die sich mit der Zeit abnutzen.
Doch auch wenn die Entwicklung eine natürliche ist – mit dem Nachlassen der Leistungsfähigkeit des Immunsystems (Fachleute sprechen von einer Immunseneszenz) gehen Gefahren einher. Sie führt dazu, dass ältere Menschen öfter und schwerer von Infektionskrankheiten betroffen sind und erhöht ihr Risiko für Alterserkrankungen und die Entwicklung von Tumoren. „Bei älteren Menschen ist die Fieberreaktion oft auch bei Vorliegen einer Bakteriämie (Anwesenheit von Bakterien im Blutkreislauf, Anm. d. Red.) abgeschwächt“, heißt es dazu in der Fachliteratur.1 Das erschwert die Krankheitserkennung und kann in der Folge die Aufnahme einer Behandlung verzögern. Dadurch erhöht sich bei älteren Menschen neben der Krankheitsanfälligkeit auch die Sterblichkeit.
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Wichtiger Hinweis für Betroffene
Wer weiß, dass er auch im kranken Zustand nie Fieber bekommt, sollte bei anderen Symptomen rechtzeitig und besonders aufmerksam werden. Laut Dr. Feld kann es mitunter sinnvoll sein, sich selbst Bettruhe zu verordnen – auch wenn das Fieberthermometer dies nicht unbedingt vermuten lässt.